Kapitel 4

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Nach dem Festmahl erhob ich mich vom Ravenclawtisch und da mich die Müdigkeit schon fast überwältigte, beschloss ich in den Gemeinschaftsraum zu gehen und dann bald ins Land der Träume einzutauchen. Doch als ich die Große Halle verließ, sprang mich von hinten jemand an und umarmte mich herzhaft. „Holly! Ich habe die ganze Zugfahrt auf dich gewartet! Und dann kommst du einfach mit meinem Bruder hereinspaziert, also wirklich!", rief Ginny und stemmte ihre Arme in die Hüften als sie mich wieder losgelassen hatte. Sie setzte ein verschmitztes Lächeln auf und tippte mir mit dem Finger auf die Nase: „Du hast mir noch so einiges zu erzählen!" Ginny war so eine liebevolle Freundin, ich hatte sie wirklich vermisst. „Du hast mir so gefehlt", klagte ich und fiel ihr abermals in die Arme. Ich lockerte meinen Griff und grinste sie nun an. „Also los, erzähl mal, wo warst du die ganze Zugfahrt?", hackte sie nach. Gähnend antwortete ich: „Weißt du Ginny, das ist eine viel zu umfangreiche Geschichte, das kann ich nicht erzählen bevor ich im Stehen einschlafe" Sie seufzte aber erwiderte schließlich: „Gut, aber morgen möchte ich jedes Detail hören! Gute Nacht Holly, ist schön dich wieder in meiner Nähe zu haben!" Dann bog sie um die Ecke und ich setzte meinen Weg die Treppe hinauf fort.

Als ich endlich die ganze Wendeltreppe hinter mir gelassen hatte und vor der Eingangstür zum Gemeinschaftsraum stand, stellte mir der Türklopfer in Gestalt eines Adlers die folgende Frage: „Es ist stark und es ist schwach, es schmerzt aber es sorgt auch dafür, dass die Sonne lacht, es ist etwas, das alles übersteht und doch, kann es nie alleine sein. Was ist es?" Manchmal war es wirklich hart ein Ravenclaw zu sein, vor allem wenn man nur noch an sein Bett denken konnte. Ich war dabei meine Hand gegen meinen Kopf zu rammen und verzweifelt vor mich hin zu murmeln, als mich eine vertraute Stimme aus den Gedanken riss.

„Holly?" Es war Freds Stimme. Ich drehte mich um und lächelte ihn an „Hi Fred! Was tust den du hier oben? Wolltest du nur beobachten wie ich an dem Rätsel scheitere, das wohlmöglich eigentlich unglaublich einfach ist?", scherzte ich und versuchte so meine Müdigkeit zu überspielen, die mittlerweile so stark war, dass meine Augenlieder förmlich pochten. „Nein, nein ganz und gar nicht. Ich wollte eigentlich nur deinen Schal zurückbringen, habe ihn glaub ausversehen eingepackt im Krankenflügel...", Fred streckte mir den Schal entgegen und setzte dabei ein Lächeln auf. „Oh, achso...danke Fred, ist wirklich nett von dir", antwortete ich und nahm ihm den Schal ab. Er richtete seinen Blick auf den Boden und ich begutachtete seine roten Haare, doch als er wieder aufblickte wendete ich meinen Blick schnell ab und für einen kurzen Moment, vergaß ich wie müde ich doch eigentlich war. Fred durchbrach die Stille indem er sich verabschiedete, aber ich hielt ihn noch auf: „Warte Fred, ich wollte mich noch bei dir bedanken, weil du mich in den Krankenflügel brachtest und alles, war wirklich sehr nett von dir." Er lächelte mich an: „Nichts zu danken, es war ja auch unser Nasenblutnougat, dass dich krankenflügelreif gemacht hat" Ich lachte und erklärte ihm erneut, dass das nicht seine Schuld war. „Gute Nacht.", er drehte sich um und ich wandte mich wieder dem Rätsel zu. Doch schrecklicherweise war ich nun komplett durch den Wind und konnte nichts anderes tun, als die Tür anzulächeln. „Holly krieg dich wieder ein, was ist denn mit dir los...", flüsterte ich leise vor mich hin, spielte mit meinen Haaren und lief im Kreis herum „konzentriere dich jetzt auf das verdammte Rätsel und nicht..." Ich stoppte. Fred stand immer noch im Gang und grinste mich an. Ich spürte förmlich wie die Röte in mein Gesicht hochstieg, wie Nebel der langsam an mir hochkroch und mich im Nacken kitzelte. „Liebe", sagte er. Ich hustete: „Was?" „Liebe, ist die Antwort auf das Rätsel", wiederholte er und die Tür schwang auf. Ganz verdutzt blickte ich von der Tür wieder zu Fred, der mir immer noch zufrieden entgegenstrahlte. Ein Lächeln huschte mir über die Lippen „Na klar, das Rätsel, danke...Fred." Nach einem kurzen Blick und einem verabschiedendem Nicken meinerseits, drehte ich mich schnurstracks um (da ich wieder dieses Kribbeln in meinem Nacken spürte), trat in den Gemeinschaftsraum und schloss die Tür hinter mir. Ich fühlte mich als würde ein Windsturm in meinem Bauch sein Unwesen treiben und gleichzeitig war ich von einer Wolke umhüllt, die mich fast vom Boden abhob. Das Lächeln war wie festgeklebt an meinem Gesicht und die Röte wollte auch nicht mehr von meinen Wangen weichen. Im Gemeinschaftsraum saßen nur noch Anthony Goldstein, der mit Terry Boot Zaubererschach spielte und in der anderen Ecke war Luna in ein Buch vertieft. Ich lief direkt in den Mädchenschlafsaal, da ich mich fast für meine merkwürdigen Hochgefühle schämte. Doch dieses Gefühl verließ mich nicht, bis es mich schlussendlich in den Schlaf wiegte, da ich sofort als ich ins Bett lag wieder daran erinnert wurde, dass ich eigentlich todmüde war.

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I solemly swear - Fred Weasley & Holly EvergreenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt