Kapitel 1 - Patrick

684 27 16
                                    

Neue Stadt, neue Schule - neues Leben?

Grau und Bitter - so fühlte es sich für mich an, in meiner alten Heimat. Dort schien nur noch die Erinnerung an eine längst vergangene Zeit existent gewesen zu sein. Als wäre die Zeit stehen geblieben, sah ich dort nur mein verletztes alter Ego und an jedem Stuhl, jeder Tasse, jeder Pore des alten Hauses schien die Erinnerung an meine Mutter wie eingebrannt. 

Ich war froh jetzt hier zu sein, in Madrid, der pulsierenden Großstadt von Spanien - mit meiner Familie oder zumindest dem, was noch davon übrig war. Niemand würde mich hier auf den Unfall ansprechen, niemand mich fragen wie es mir geht. 

Ich war fast gestorben, fast zum Krüppel geworden, konnte zwei Jahre mein Bett nicht verlassen, doch das hier, war mein Neuanfang, mein neues Leben. Und ich würde es in vollen Zügen genießen! Jeder Tag hier war wie ein Geschenk für mich. 

Mit einem breiten Lächeln im Gesicht lief in die Schule, jeder hier schien seine Augen augenblicklich auf mich, den Neuen, gerichtet zu haben. Wie ich diese ersten Minuten liebte, diese Fragen in ihren Köpfen: Wo kommt er her? Steht er auf mich, sieht er mich? Krieg ich seine Nummer? - Nope, nur die heißen Jungs hier, würden an mich ran kommen!

Breitschultrig und mit erhobenen Hauptes wanderte ich den Schulflur entlang, genoss die Aufmerksamkeit, jetzt, hier - eingetauscht gegen die Tristesse und das Bett an dich ich so lange gefesselt war.

Niemand wusste, wer ich war und ich würde dafür sorgen, dass es auch erst mal so blieb. Ich war der Neue, über den niemand hier auch nur eine Sache wusste. Und ich liebte es!

In der ersten Stunde Sport konnte ich direkt beim Fußball zeigen, was ich drauf hatte - dribbelte geschickt den Ball und drei Treffer gingen auf mein Konto. Meine gute Laune stieg ins unermessliche, es war als würde ich mich auf einer Wolke befinden, hoch oben über ihren Köpfen, keiner hier kam an mich ran, konnte mich mit Worten oder Blicken davon herunter schubsen. 

Doch dann, hielt ich mitten in der Bewegung inne, den Ball noch vor meinen Füßen, stolperte und fiel fast hin.

Ein Junge, etwas älter als ich, mit kurzen dunkelblonden Haar, so anmutig, so grazil, so verdammt lässig, stand am Spielfeldrand und beobachtete einfach nur. Hielt es bei den sommerlichen Temperaturen wohl nicht für nötig, sich das Shirt schwitzig zu laufen. Ein breites, etwas Überhebliches grinsen glitt über seinen Mund - Rosa-zarte Lippen, so sexy!

Danach war es das mit meiner Konzentration. Wer ist das? 

Mein Herz pumpte wie verrückt das Blut durch meinen Körper, mir wurde so heiß! Als wir zu den Umkleiden zurück gingen, ließ ich mich was zurückfallen, beobachtete ihn aus sicherer Entfernung. 

Dieses Geradlinige Profil, die langen Wimpern, die gekräuselten, wissenden Lippen - Aber das war es nicht, was mich so direkt an ihm faszinierte. Er sah etwas älter aus, ja, aber da war noch etwas, in seinem Blick in der Art, wie er die Welt wahrzunehmen schien. Diese Lässigkeit, sie war nicht gespielt, er hatte in den Abgrund geschaut, in die Dunkelheit wie ich - war das möglich?

Wir zogen uns um, ich setzte mich direkt neben ihn, spürte, als würde ein Feuer auf mich einschlagen, seinen deutlichen Blick auf mir. Endlich hatte er mich gesehen, wahrgenommen und mein ganzer Körper brannte!

Direkt vor ihm zog ich mich aus, achtete darauf, dass er wirklich alles von mir genau begutachten konnte, besonders meine Muskeln, die ich in den letzten Monaten aufgebaut hatte, die mich jetzt deutlich älter und tougher wirken ließen, als damals mit fünfzehn. Ich war nicht mehr der verängstigte und dürre junge von vor dem Unfall.

Jetzt war da dieser antrainierte Panzer, meine Kraft um mich - kompensiert in meinem Körper.

Ich war nackt, drehte mich wissend zu ihm um.

Desire - Ander & Patrick // Elite FF // BoyxBoy ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt