Kapitel 19 - Patrick

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Drei Tage waren vergangen, wo ich wie von der Welt verschluckt und komplett abgeschaltet schien.

Die Zeit in dieser bleiernen Dunkelheit in mir, hatte sich angefühlt wie eine Ewigkeit. Es war wie das wabern durch dichten Schlamm gewesen und die Hoffnung darin, irgendwo ein Licht oder einen Ausweg zu erkennen. Doch es war so verdammt still gewesen, niemand war dort - niemand, absolut niemand, keine Stimme, keine Gesichter, nur Dunkelheit.

In meinen Träumen hatte ich geschrien, gebettelt gefleht, doch niemand hatte mich gehört, niemand war zu mir gekommen. Ich war ganz allein.

Ein plötzlicher Lichtblitz, ein Zerren an meinem Körper hatte mich mit einem solchen Ruck an die Oberfläche befördert, das mein Verstand mit der neuen Umgebung, außerhalb der tiefschwarzen Dunkelheit drohte zu zerbrechen. Und dann schlug der Schmerz wieder gnadenlos zu - das einzige was ich in der Düsternis nicht gespürt hatte...

Ich wimmerte, keuchte auf, fühlte eine Hand auf meiner, doch meine Augen wollten und wollten sich einfach nicht scharf stellen.

Meine Welt stand Kopf und selbst die Stimmen um mich herum hörten sich schrill und fremd an.

"Patrick" Der Name fiel wieder und wieder von unterschiedlichen Stimmen und nur langsam konnte ich mich erinnern, dass es mein eigener war, der dort immer wieder wiederholt wurde.

Es verging mindestens noch ein Tag bis ich dieses grelles Licht um mich herum ertragen und etwas hören konnte.

Meine Schwester Ari saß an meiner Bettkante, sah mir besorgt entgegen, ihre Hand lag auf meiner. Es fühlte sich warm an, eine wärme die sich von dieser Stelle auszubreiten schien und die Kälte in mir langsam vertrieb.

"Hey", es war nur ein heiseres Krächzen von mir.

Sie seufzte und ich spürte, dass sie tausend Fragen hatte. Doch nicht jetzt, auch nicht morgen würde sie diese stellen, erst wenn ich bereit dazu war.

Ich war aus diesem Nichts gekrochen und konnte mich nicht mal erinnern, was mich dort hin gebracht hatte. Ich fühlte mich noch immer so schwach und müde.

Wir sahen uns einfach nur stumm an. Das Gute an einer Zwillingsschwester - sie verstand dich auch ohne Worte und Ari spürte, dass es mir noch immer nicht gut ging und das ich keine einzige ihrer Fragen gerade ertragen, noch beantworten konnte.

"Alle machen sich Sorgen in der Schule...", begann sie schließlich um diese Stille zwischen uns zu überbrücken.

"Und sie vermissen dich..."

...und ich durchschaute wenn Ari log.

Ein seufzen perlte von meinen Lippen und sie sagte nichts weiter dazu.

"Ander", begann sie stattdessen von dem Mann, den ich so verzweifelt versucht hatte von mir zu überzeugen.

"Er war jeden Tag hier gewesen, wollte zu dir... aber... Papa hat es nicht zugelassen..."

Ich presste die Lippen aufeinander. Sie fühlten sich wie Schmirgelpapier an.

Ander wollte zu mir? Warum?

Ich runzelte die Stirn.

"Er schien wirklich besorgt...", redete meine Schwester weiter.

"Und war nur schwer davon zu überzeugen, wieder zu gehen" Sie schnaubte, lächelte jedoch ganz leicht dabei.

"Ich glaube er mag dich"

Schwer vorstellbar.

Fragend sah ich sie an. In meinen Erinnerungen herrschte weiter Chaos, aber ich konnte mich noch sehr gut an seine Abfuhr bei der Party erinnern. Er wollte mich nicht, warum sollte er dann jetzt auf einmal seine Meinung geändert haben? Nur, weil ich im Krankenhaus lag? War es Mitleid? Darauf konnte ich gut und gerne verzichten!

Desire - Ander & Patrick // Elite FF // BoyxBoy ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt