ᶜᴴᴬᴾᵀᴱᴿ ⁴⁸

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Eren erstarrte. Sein Hals wurde trocken, als er die Worte des Mannes versuchte, herunterzuschlucken. Auf einmal kam in ihm so ein Schauer auf, so dass sich seine Nackenhaar aufstellten. Seine Augenbrauen verzogen sich mit Misstrauen, als er wieder in das Gesicht jenes Mann blickte.

"...M-Mein Halbbruder?...", sagte er leise vor sich hin. Eren war mehr als verwirrt von der Situation. Wie sollte er damit nun umgehen? Ein Mann, den er vorher noch nie gesehen hatte, tauchte hier auf und behauptete - Erens Meinung nach -  Unmögliches. Er konnte sich einfach nicht vorstellen, dass das der Wahrheit entsprechen sollte. Die Vorstellung, dass er doch nicht allein war, war einfach zu weit weg. Wie sollte er denn jetzt darauf reagieren?
Doch der Mann nickte wie selbstverständlich.
Nein, warum auch? Eren konnte es einfach nicht glauben. Und selbst wenn dieser Mann in einem familiären Verhältnis mit ihm stände, warum war er dann nicht früher zu Eren gekommen. Es war alles so viel auf einmal, obwohl noch nichts für Eren feststand.

Er ballte Fäuste und schaute auf den Boden, ehe er sagte: "Warum sollte ich das glauben? Ich habe dich noch nie gesehen! Weder weiß ich, wer du bist, noch dass ich einen Bruder haben sollte. Und dann tauchst du einfach hier auf, und haust mit diese Worte um den Kopf?!" Eren pfiff in diesem Moment auf jegliche Art von Höflichkeit. So äußerte es sich meistens. Wenn Eren mit irgendetwas überfordert war, wurde er entweder sehr genervt und müde oder wurde wütend und angespannt. Zweites traf auf dieses Mal zu.
Anna zog besorgt die Augenbrauen hoch. Sie hatte damit schon gerechnet, dass Eren so reagieren würde. Schließlich kannte sie den Jungen seitdem er noch ganz klein war. Er war ihr beinahe so teuer wie ihr eigenes Kind, wenn sie denn eines hätte.
Sie war doch selbst überrascht, als dieser Mann sie auf der Straße ansprach und meinte, er sei Zeke Jäger und Erens Halbbruder.

"Weiß du, Eren... Bis vor ein paar Wochen wusste ich auch nicht, dass ich einen Halbbruder habe. Ich kann verstehen, dass es für dich gerade ein bisschen viel ist", sprach Zeke ruhig, "aber ich würde dir gerne den Hintergrund erzählen. Ms. Anna meinte auch, dass du gar nichts über unsere Familie weißt. Ich würde dies gerne ändern." Auch wenn die Stimme des Blonden sanft und tief klang, konnte Eren ihr nicht ganz Glauben schenken. Wer würde dies auch in seiner Situation? Sein ganzes Leben dachte er, er wäre der einzige und er hätte keine Familie.

Als er dann eine warme Hand auf seiner Schulter spürte, zuckte Eren kurz zusammen und sah über seine Schulter nach hinten. Levi stand dort mit einem leichten Lächeln. Aber seine Augen sagten was anderes. Er war mindestens genauso verwirrt und überrumpelt wie Eren, wenn nicht sogar mehr. Doch der Schwarzhaarige schluckte es einfach runter und dachte in diesem Moment mehr an seinen Freund, als an sich selbst. Auch wenn es weh tat. Immerhin wusste Levi nicht, was noch folgte - wer wusste das auch schon. Er wollte am liebsten schreien. Doch er blieb ruhig.

"Eren... wie wäre es, wenn du dich setzt? Dann können wir reden. Levi kann auch hier bleiben, wenn du das möchtest.", kam es von Anna, die sich nun ebenfalls setzte. Doch Eren blieb stehen, konnte sich nicht bewegen. Als würden Ketten ihn am Boden halten. Zwei Seiten schlugen in seinem Kopf gegeneinander. Die eine wollte so gerne glauben, was dieser Mann erzählte, und einfach nach vorne sehen. Doch auf der anderen sah es ganz anders aus. Sie konnte einfach nicht verstehen, was hier gerade passierte. Da tauchte plötzlich ein fremder Mann auf, und behauptete, er sei Familie. Das konnte einfach nicht wahr sein.
Dass Eren daran so dermaßen zweifelte lag wohl daran, dass er bis jetzt immer alleinwar. Er hatte nie Eltern, noch wusste er etwas darüber. Da kam es ihm mehr als suspekt vor, dass auf einmal Familie vor ihm stand. Zudem er diesem Mann überhaupt nicht ähnlich sah.

Als sich ein Nicken in Erens Sichtfeld schlich und er einen warmen Druck an seiner Hand vernahm, sah er auf. Wieder war es Levi, der versuchte, Eren zu beruhigen. Eren kam wieder in die Gegenwart zurück und blickte in Levis Gesicht. Augenblicklich ging es ihm besser. Er atmete tief ein und aus, ehe er mit Levi gemeinsam an den Esstisch herantrat. Vielleicht sollte er doch sich erstmal anhören, was Zeke zusagen hatte, bevor er eine Entscheidung traf.

"Schön, dass du es mich dir erklären lässt.", sagte der Blonde ruhig. Eren nickte apathisch und hielt unter dem Tisch Levis Hand. Ihm entging jedoch Zekes Blick nicht, doch er ignorierte ihn.
Nach einem Räuspern verschränkte der Blonde die Hände ineinander und begann: "Zuallererst solltest du wissen... wir haben nicht dieselbe Mutter. Bevor unser Vater deine Mutter geheiratet hat, hatte er eine andere Frau. Und ich bin das Kind davon. Jedoch lief nicht alles immer so gut und sie stritten sich ständig. Nach Jahren lebten sie sich auseinander und man konnte sie nicht mehr als Ehepaar bezeichnen. Und der, der am meisten darunter litt, war ich. Ich musste trotz dem Stress, dem mir Vater auf die Schultern setzte, immer lächeln und ein guter Sohn sein. Schlussendlich ließen sie sich scheiden. Ich blieb bei meiner Mutter, unser Vater ging nach Europa. Wir haben Jahre nicht gesprochen, gar Kontakt gehabt. Was in der Zwischenzeit passiert ist, weiß ich nicht.
Aber als ich dann rausfand, dass Vater eine neue Familie gegründet hatte, er einen Sohn, dich, bekam, reiste ich aus Amerika hierher. Ich wollte dich kennenlernen und mit dir sprechen. Aber als ich dann erfuhr, dass du nicht bei deinen Eltern wohnst, sondern... im Kinderheim bist... Habe ich dich gesucht.", erzählte er und brachte seinen Vortrag zu Ende.

Eren wusste nicht, was er sagen sollte. Aus einem unerklärlichen Grund stand sein Kopf auf Stand-by. Dabei versuchte er jedes Wort aufzunehmen und zu verstehen. Er fragte sich, ob er nicht eventuell etwas überreagierte. Machte er sich nicht gerade hier zum Affen.

"Was ist mit meinen Eltern passiert?", fragte er leise, "Warum haben sie mich weggeben?" Zeke seufzte und kratzte sich kurz am Ohr. "Über deine Eltern ist nicht viel bekannt, Eren.", fing Anna an, "Wie ich dir bereits erzählt habe, hat man dich damals einfach vor der Tür des Jugendamts gefunden. Es wurden natürlich Nachforschungen angestellt, doch fanden sie nichts. Nach zwei Jahren wurde der Fall als ungelöst und abgebrochen abgestempelt." - "Das Letzte, was ich weiß, ist, dass unser Vater und deine Mutter finanzielle Probleme hatten und wohl oft umziehen mussten. Vielleicht konnten sie sich nicht um ein Kind kümmern.", meinte darauf wieder Zeke. "Aber auch wenn man Probleme hat, kann man doch nicht so einfache in Kind vor die Tür legen...!", erklang es Erens Stimme mit einem Zittern.

Auf der rechten Seite saß der Schwarzhaarige, war still und gab keinen Laut von sich. Er versuchte erstmal selbst die Situation zu verstehen. So, wie es jetzt aussah, hatte Eren doch noch Verwandtschaft - einen älteren Halbbruder. Natürlich freute er sich für seinen Freund, er konnte momentan gar nicht glücklicher für ihn sein. Es bestand die Möglichkeit, dass Eren ein normales Leben führen konnte, mit seiner Familie. Jedoch konnte Levi ihn auch andererseits gut verstehen. Er wüsste selbst nicht, wie er reagieren würde, würde eine unbekannte Verwandtschaft von ihm hier plötzlich auftauchen. Aber...

"Sie haben es getan, weil sie dein Wohl über ihr eigenes gestellt haben. Sie wollten nicht, dass du in so einer Umgebung aufwachsen müsstest...", sprach Levi sanft. Es war wohl das erste mal an diesem Abend, dass Levis Stimme mit einem unruhigen Unterton hervorkam. Das bemerkte der Braunhaarige natürlich. Er konnte sich gerade genau vorstellen, was in Levis Kopf vorging. Doch genau zu demselben Zeitpunkt wusste er es sich wieder nicht. So presste er die Lippen aufeinander und sah wieder zu seinem vermeidlichen Halbbruder.

"Ist ja alles schön und gut, aber... was soll ich jetzt mit dem Zeug? Warum bist du hier?", fragte der Braunhaarige etwas kräftiger.

"Nun ja... Ich würde gerne das Sorgerecht für dich übernehmen und mit dir nach Amerika zurückgehen."


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HEY

Ich muss noch kurz anmerken, dass in den folgenden Kapiteln eventuelle Logikfehler / gesetzliche Fehler auftreten können.
Ich habe mich zwar informiert, doch kann ich sowas nicht ausschließen. Natürlich bemühe ich mich, alles möglichst realistisch zu gestalten, doch ist dieses Thema etwas, womit ich mich nicht so gut auskenne. Deshalb seid mir bitte nicht böse, falls etwas nicht ganz korrekt sein sollte.
Beachtet jedoch bitte, dass es sich hier immer noch um eine Fan-Fiction handelt und nie immer ganz korrekt sein kann!

Ich bedanke mich herzlich bei den Personen, die mir bei der Sache geholfen haben!

Und bevor ich's noch vergesse; danke für die 3K reads! 🥂✨❤️

Habt noch einen schönen Tag!💕

Stay With Me [Ereri/Riren]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt