ᶜᴴᴬᴾᵀᴱᴿ ⁴⁰

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Leichtfüßig lief Eren die Treppe runter. Bereits an den Geräuschen aus der Küche konnte er heraushören, dass der Großteil der Kinder bereits unten waren. Das klare Kindergelächter war da nur schwer zu überhören.
Klar, alle waren irgendwie aufgeregt. Ein Kind bekam die Chance auf ein neues Leben; Auf ein Leben mit Eltern. Personen, die sich um einen kümmern. Diese Erfahrung hätte Eren auch gerne gemacht. Immerhin hatte er keine Eltern in seinem Leben jemals gehabt. Anna hatte ihm mal erzählt, dass sie selbst seine Eltern noch nie gesehen hatte, da jemand fremdes Eren einfach beim Jugendamt abgegeben hätte. Später wurde dann herausgefunden - Sie hatten nach den Eltern gesucht - , dass diese Frau eine Bekannte war, die das Baby nur übergeben sollte. Zu dieser Zeit hatte Eren seine komplette Existenz in Frage gestellt. Warum er überhaupt lebte, wenn ihn nicht mal seine eigenen Eltern haben wollten? Normalerweise liebte man als Elternteil doch sein Kind, nicht wahr? Zu dieser Zeit war Eren mehr als unten gewesen. Tja. Für ihn war damals, als er davon erfuhr, eine falsche Welt zusammengebrochen.

Schwer vorzustellen, doch Eren hatte sich in den letzten Jahren so ziemlich damit abgefunden. Schließlich konnte man nicht immer nur den Kopf unten halten - So dachte Eren darüber. Das Leben konnte noch so viel mehr bieten, als einfach auf das Ende zu warten. Warum es dann nicht mit etwas Spannung und etwas Außergewöhnlichen würzen? Eren war von Natur aus noch nie jemand, der auf einer Linie blieb. Schließlich gab es mehr, als eine Station, die man fahren konnte. Da wären ein paar Abbiegungen doch auch ganz lustig, oder? - Das war Erens Motto.
Und wie jedes Mal, wenn eines der Kinder ein neues Zuhause fand, freute sich Eren mit für sie. Sie waren ja irgendwie seine Familie.

Da wunderte es ihn auch weniger, wenn er das momentane Chaos im Erdgeschoss betrachtete. Doch ehe noch alles völlig hinüber war, packte er doch noch schnell an.

Nach kurzer Zeit kam auch Levi nach unten, jedoch etwas lockerer als Eren. Er spürte schon in den Knochen, dass das ein außergewöhnlicher Tag werden würde. Aber er freute sich gewissermaßen darauf. Ein Kind durfte diesen Ort verlassen. Im besten Sinne kam dieses auch nicht mehr hierhin zurück. Da sollte man sich doch wohl auch freuen. Auch wenn Levi es äußerlich nicht großartig zeigte, freute er sich für Linn. Wie oft hatte sie in den letzten Wochen davon geredet, was sie alles mit ihren neuen Eltern machen wollte. In gewisser Weise schon süß, dachte Levi.

Als Levi das Wohnzimmer betrat, waren es nur noch Kleinigkeiten, die getan werden musten, dann wären sie fertig. Also half er noch schnell mit.

Dann aßen sie noch das Frühstück, was Anna dieses Mal mit voller Liebe getan hatte. Schließlich sollte der Tag, besonders für Linn, unvergesslich bleiben.
Während des Essens - Eren und Levi saßen natürlich nebeneinander - bemerkte Levi, dass Eren wiedermal etwas in Gedanken war. Ihn schien heute wieder so einiges zu beschäftigen. Levi nahm an, dass das mit Linn zu tun hatte. In dem Sinn, dass sie heute ging. Eren war seit beinahe fünfzehn Jahren hier. Er hatte mal erwähnt, dass er selbst nicht mehr daran glaubte, er würde abgeholt werden. Kein Ehepaar wollte schon beinahe Erwachsene haben - Davon war der Braunhaarige überzeugt. Levi konnte ihn ein Stück weit verstehen. Er würde nicht sagen, dass er selbst daran glaubte, aber er verstand es. Wie es sein würde, jedes Mal enttäuscht zu werden.

Aber Levi wollte nicht, dass Eren den ganzen Tag in Gedanken war. Das würde nur für unnötige Kopfschmerzen sorgen. So legte er eine Hand auf den Oberschenkel des Braunhaarigen, was Eren aus seinen Gedanken aufschrecken ließ. Levi hoffte mit einem Blick, den er Eren zu warf, klarzumachen, was Eren machen sollte - oder was gerade nicht. Verstehend nickte er, bevor er ebenfalls seine Hand auf Levis Hand legte und weiter aß.
Der Rest des Essens verging mit Schweigen. Außer natürlich die Kleinen, die sich mit Linn lautstark freuten, dass ihre ,,Schwester" diesem Ort den Rücken kehren konnte. Dabei waren Gespräche über die Zukunft ein Muss.

-

So gegen Mittag klingelte es an der Tür. Anna legte die Zeitschrift beiseite und stand auf, um einen kurzen Moment die Tür zu öffnen. Mit einem Lächeln begrüßte sie das Ehepaar, was sogleich den Flur des Hauses betrat. Die anderen Kinder - Auch Eren und Levi - saßen auf dem Sofa oder warem am Fernsehen. Als das kleine, braunhaarige Mädchen, Linn, die ihr vertrauen Stimmen hörte, sprang sie augenblicklich auf und stürmte auch in den Flur.
Vor Freude weitete sie die Augen, als sie ihre neuen Verantwortlichen erblickte.

"Hallo, Linn! Na, bereit?", kam es wie Honig von der blonden Frau. Bestimmt nickte das 5 - Jährige Mädchen und sprang der Dame in die Arme. "Ich freue mich sehr für dich, Linn mein Schatz. Es fehlt nur noch der Papierkram und dann kannst du zu deinem neuen Zuhause gehen.", sprach Anna lächelnd. Wieder nickte das Mädchen.

Mit dem Kopf an Erens Schulter gelehnt beobachtete der Schwarzhaarige das Szenario, dass sich vor seinen Augen im Hausflur abspielte. Bereits in den wenigen Minuten hatte das Mädchen mehr Liebe bekommen, als Levi sie wohl in seiner Vergangenheit je erlebt hatte. Doch das war jetzt nebensächlich. Im Vordergrund stand nun, dass das Mädchen einen anständigen Abschied bekam.
Eren schien Levis Gedankengänge zu erahnen, weshalb er seine Hand nahm und mit seinem Daumen über diese strich. Mit einem leichten Schmunzeln betrachtete der Schwarzhaarige die vereinten Hände und entspannte sich sogleich etwas.

Als dann nach weiteren Minuten auch der Papierkram erledigt war, schickte Anna jemanden hoch, um Linns Gepäck zu holen. Schließlich ging Tim es holen. Das Mädchen konnte vor Aufregung kaum still sitzen, wodurch es Anna etwas schwer fiel, der Kleinen die Schuhe richtig anzuziehen. Doch freute sie es sehr, wenn sie jedes Mal sah, wie glücklich die Kinder waren. Auch wenn sie selbst keine Kinder hatte, konnte sie die Gefühle einer Mutter wohl auch ganz gut nachvollziehen.

"So, bereit?", fragte Anna, obwohl die Antwort mehr als offensichtlich war. Alle Kinder hatten sich bestmöglich im Flur versammelt, um der Braunhaarigen einen schönen Abschied zu wünschen. "Ja!", sagte das Mädchen gefasst. "Na wenn das so ist...", entgegnete die Blonde Frau und streckte Linn eine Hand entgegen, "...kann es ja jetzt los gehen."
Schließlich verließ das Mädchen voller Stolz und Freude im Gesicht ihr damaliges Zuhause und stieg in das schwarze Auto ihres neuen Vaters.

Stay With Me [Ereri/Riren]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt