ᶜᴴᴬᴾᵀᴱᴿ ³⁹

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Mit einem leichten Augenaufschlag öffnete Levi seine Augen. Er atmete tief ein und aus. Erst nachdem er noch wenige Augenblicke so da lag, erinnerte er sich an das, was gestern alles passiert war. Wie aus einem Reflex schaute er nach rechts - Eren lag dort. Als er in das Gesicht seines Freundes sah, hoben sich seine Mundwinkel. Ohne dass er es selbst bemerkte, hatte er sich auf die Seite gedreht und bereits die erste Haarsträhne des Braunhaarigen zwischen seinen Fingern. Sie waren wie immer sehr weich, aber dennoch etwas kraus. Erens Haare eben - Doch Levi liebte es.
Er sah in das friedliche Gesicht vor seinen Augen, während er an heute Nacht zurück dachte.
Ja, er hatte es Eren erzählt. Er hatte ihn erzähl, was in seiner Vergangenheit passiert war. Warum er so anders und verschlossen war. Wieso er eben so war, wie er war. Er hatte sich komplett fallen lassen und alles raus gelassen. Es war anders für ihn, da er sowas noch nie vor anderen gemacht hatte. Er hatte bis jetzt immer nur alleine geweint, aber dieses Mal hatte er Eren. Und er bereute es keine Sekunde, ihm seine verletzliche Seite gezeigt zu haben. Und er würde Lügen, wenn er sagen würde, er würde sich nun nicht viel wohler fühlen. Nun fühlte es sich so an, als würde nichts mehr zwischen ihnen liegen - Und Levi genoss dieses Gefühl.
Zum ersten Mal in seinem Leben hatte er diese Wärme bewusst wahrgenommen. Und er wollte sie nie wieder loslassen.

Als er nach weiteren Minuten immer noch nicht aufhören konnte, durch das Haar des anderen zu fahren, wurde Eren so langsam wach. Als Levi merkte, das der Braunhaarige nach einem wohligen Seufzer so langsam wach wurde, nahm er seine Hand weg. "Hör nicht auf, das ist so angenehm...", kam es leise summend von Eren aus. Levi schmunzelte und schließlich weiter. So rutschte der Braunhaarige näher heran und legte den Kopf auf Levis Brust, horche seinem Herzschlag. Es war gerade so eine angenehme Ruhe im Raum, die einen entspannen ließ. Perfekt, um gut in den Tag zu starten.

"Hast du gut geschlafen?", fragte Eren sanft und sah kurz hoch in Levis Gesicht. "Eigentlich schon... Sogar länger als erwartet.", antwortete der schwarzhaarige. Normalerweise schlief er nicht mehr als drei Stunden - Wenn denn überhaupt. Da war es für ihn schon ungewöhnlich, einfach sieben Stunden am Stück zu schlafen. Daran merkte man wieder, was für ein Einfluss eine Person auf einen haben kann. Welche Wirkung Eren auf Levi haben kann.

Auf Levis Worte brummte Eren verstehend, ehe er sich auf seine Ellenbogen aufstützte und nun wenige Centimeter über Levis Gesicht schwebte, der noch gemütlich in den Kissen lag. Der Braunhaarige hob seine Hand und strich eine Haarsträhne des Schwarzhaarigen hinter das Ohr. Doch dabei machte er ein etwas nachdenkliches Gesicht, was auch Levi zu bemerken schien. "Ist etwas, Eren?", fragte er deshalb verwundert. Aber Eren schüttelte leicht den Kopf, als er wieder im Hier und Jetzt war. Dass er gerade an den gestrigen Abend zurückdachte, musste Levi nicht wissen. Schließlich wollte Eren nicht, dass Levi dachte, er würde Levi nun mit Mitleid betrachten oder so Ähnliches, denn das tat er nicht. Er wusste, dass Levi dadurch nicht beurteilt werden wollte. Einen Vorteil hatte dies jedoch: Eren wusste, was sie als nächstes machen würden.
"Nein, alles gut.", meinte der Braunhaarige und gab Levi einen sanften Kuss auf die Stirn, ehe er aufstand.
Die Stelle kribbelte etwas. Auch wenn diese Aussage Levi etwas verwunderte, da er nicht den Eindruck hatte, sagte er darauf nichts mehr. Schlussendlich zog er nur überlegend die Augenbrauen zusammen, ehe er es seinem Freund gleich machte.

"Zum Glück haben wir heute frei... Ich hätte absolut keine Lust auf Schule.", kam es von Eren, der sich gerade ein neues T-Shirt anzog. Levi lehnte am Schrank mit verschränkten Armen und stimmte dem nickend zu. Dabei war sich Eren Levis Blicken vollkommen bewusst, doch es störte ihn nicht. Warum sollte es auch? Ist ja nicht so, als wären sie nicht zusammen und ein freier Oberkörper wäre etwas Besonderes.
"Ich auch nicht...", hing Levi noch dran, "Ich will auch mal Pause haben." Zu ihrem Glück war das Leistungsniveau etwas abgesunken, da sie die meisten Themen in den Fächern schon durch hatten.

"Eren, kommst du gleich run-", kam es plötzlich von der Tür. Anna stand im Türrahmen, mit der Hand noch auf der Türklinke und schaute etwas verwundert rein. "Ah, Levi, du bist auch hier. Ich hab mich schon gewundert, weil du nicht in deinem Zimmer warst.", sagte sie. Als sie sich die Situation genauer ansah, machte es bei ihr 'Klick'. Dabei stand Eren hier noch halb oberkörperfrei, Levi hatte dieselben Klamotte wie gestern an und beide hatten noch ungemachte Frisuren. Es war Bewundernswert, wie Anna auf solch unauffällige Details achtete. Auf ihr Gesicht zog sich ein leichten Grinsen, was die beiden jedoch nicht sehen konnten. Den beiden schien es so relativ egal gewesen zu sein, dass Anna nun hier war. Nur Levi guckte etwas überraschter und hatte sich aus Angewohnheit mehr zu Eren gelehnt.

"Genau, was ich sagen wollte... Heute kommt ein Elternpaar und wollte Linn abholen. Sie hat also ein neues Zuhause. Und wir wollten ihr noch was schönes basteln nach dem Frühstück. Deswegen wollte ich Bescheid sagen...", ratterte sie runter. "Ist gut, wir kommen.", sagte darauf Eren und zog nun ganz sein T-Shirt an. Levi war die ganze Zeit über stumm gewesen. Schnell nickte Anna, ehe sie sich wieder verzog und das Zimmer verließ.

Plötzlich fing Eren an zu kichern, weshalb er von Levi einen fragenden Blick bekam. "Was ist denn jetzt so lustig?" - "Naja, hast du ihren Blick gesehen. Ich wusste ja schon, dass Anna weiß, was zwischen uns ist, aber dass sie jetzt so verdattert geguckt hat, überrascht mich doch etwas.", erklärte der Braunhaarige. Levi schüttelte augenrollend den Kopf. Ihm war es eher unangenehm. Warum genau, konnte er sich selbst nicht ganz erschließen. Wahrscheinlich einfach nur, weil Anna eine außenstehende Person war, die Levi nicht allzugut kannte.

"Ich geh mich jetzt auch mal umziehen...", sagte Levi schließlich und war im Begriff zu gehen, als er am Handgelenk zurückgezogen wurde. "Wir sehen uns unten?", fragte Eren mit Unterton gegen Levis Lippen. Zugegeben, die Röte schoss Levi nun doch etwas in die Wangen. "Klar.", sagte er. Eren grinste, ehe er Levi einen kurzen, aber dennoch gefühlvollen Kuss gab. Dann ließ er von Levi ab und zog sich weiter an, als sei nichts gewesen.
Nur mit einem leichten Wanken lief Levi wieder in sein Zimmer. Mann, er sollte nicht immer so aufgewühlt und nervös sein, wenn Eren sowas machte. Schließlich waren sie zusammen. Also gab es keinen Grund für Levi, warum er sich immer noch so anstellte.

Oder war es genau das, was eine Beziehung so spannend machte?

Stay With Me [Ereri/Riren]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt