Night Nation - Feuernacht

17

Seall an sneachda

Seall an sneachda

Tighinn a nuas

Tighinn a nuas

Hä? Bitte was?

Feumidh mi mo chòta

Feumidh mi mo chòta

Tha e fuar

Tha e fuar!

Der schöne Traum, den Thure gerade noch gehabt hatte, nahm eine seltsame Wendung und er zwang sich zum Aufwachen.

Doch was seine Augen erblickten war nicht weniger merkwürdig.

Gerade schwebte er noch glücklich in einem Ozean von regenbogenfarben schimmernden Seifenblasen, als ihn plötzlich ein Schwarm Meerjungfrauen einkreiste, die mit den Flossen nach ihm klatschten und anfingen 'Bruder Jacob' zu summen.

Jetzt starrten ihn die schwarzen Knopfaugen eines lebensgroßen Winnie Puh vom Fußende seines Bettes aus an und der Bär sang ebenfalls:

Seall an sneachda

Seall an sneachda

Auf gälisch? Thure drehte den Kopf herum und bekam den wahren Sänger zu sehen. Caitlin saß neben seinem Bett und schwenkte einen nassen Waschlappen. Ihr wunderschönes langes Haar wellte sich in sanften Locken auf ein hauchdünnes Etwas aus meergrüner Seide. Er riss die Augen weit auf, nur um sie ganz schnell wieder fest zusammenzupressen.

„Oh wie schön, du bist wach."

„Nein, bin ich nicht."

Caitlin lachte und der Waschlappen landete mit einem Platschen in seinem Gesicht.

„Du musst mir alles genau erzählen!"

Thure grunzte und nahm den Lappen vorsichtshalber selbst in die Hand.

„Was machst du hier?" Er bemühte sich ernsthaft an ihr vorbei zu sehen und zu ergründen wo hier  war. Stützpunkt – Krankenstation, alles gut soweit, auch wenn er wieder mal keine Ahnung hatte wie der Ortswechsel zustande gekommen war. Vielleicht funktionierte dieses Reisen durch die Dimensionen nur an der Schwelle zur Nachwelt.

„Musst du dich nähren?"

Caitlin reckte ihm ihr Handgelenk direkt vor den Mund. Der betörende Maiglöckchenduft ihrer französischen Seife stieg ihm in die Nase.

„Nein, muss ich nicht."

Thure drückte sich so fest nach hinten in die Kissen, dass das Kopfteil des Bettes bedrohlich knarzte.

„Cait! Bitte lass das. Dein Bruder macht Hackfleisch aus mir!"

Sie zuckte mit den Schultern.

„Ja, wahrscheinlich macht er das sowieso."

Thure stöhnte verhalten. Was war nur mit den Weibern los? Er brauchte dringend mal so einen Frauenversteher-Ratgeber.

„Was macht dieses Plüschvieh hier?"

„Winnie passt auf dich auf", kichernd winkte sie dem Stofftier zu. „Das war der Hauptpreis an der Rummelschießbude. Branor tut so als wäre ich immer noch fünf. Als ob ich einen Teddy bräuchte. Aber jetzt sag schon, hast du die Schäfchen gestreichelt? Sind sie so schön weich? Gibt es dort auch eine Katze? Und Pferde?"