Sickness

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Meine Wimpern waren in Beton getaucht.

Ich war wach.

Aber die Energie zum Augen öffnen fehlte.

Meine Kehle war trocken und mein Kopf pulsierte schmerzend; Das Resultat einer weiteren Nacht in der ich vor Angst und Erinnerung geweint hatte.

Meine Haare waren verfilzt und ich trug seit vier Tagen dasselbe Schlafshirt.

Mein Ausdruck war seit Tagen unverändert.

Das Nachbeben von Ethans Erscheinen meldete sich am Tag nach der Entführung in Form meiner Depression und war seither mein täglicher Begleiter.

Nur wenn es dunkel wurde war ich in der Lage zu fühlen. Und dann waren es nur Panik, tiefe Trauer und Verzweiflung.

Ich sehnte mich nach einem guten High.

Doch (zum Glück), wurde ich von meiner Depression davon abzuhalten mein Bett zu verlassen.

Seit zwei Tagen schliefen die Jungs wieder in ihren eigenen Betten.

Zuvor hatten sie ein Matratzen Lager um mein Bett gebaut und dort die Nächte verbracht.

Doch meine Panikattacken waren nicht nur für mich schlafraubend.

Nur Colt harrte noch neben mir aus.

Alle halbe Stunde schaute er nach mir, suchte unter meinen Kissen nach Tabletten, Pulver und allem möglichen Zeug.

Er hatte meinen Rasierer mitgenommen, meine Maniküre Utensilien.

Nicht, dass ich überhaupt die Kraft dazu hätte, mich umzubringen.

Doch ich würde lügen, würde ich sagen, dass er Gedanke nicht vorhanden war.


Stundenlang lag ich in den Armen von meinem wundervollen Freund und heulte sein Shirt nass, sagte ihm, dass ich zu meiner Mom gehen würde.

In den Himmel, oder was auch immer nach dem Tod auf uns wartet.

Er sagte nichts dazu.

Er wusste, auch diese Zeit würde vorbei gehen.

Er hatte mich schon so oft am Boden erlebt.

Er vertraute darauf, dass ich es auch diesmal schaffen würde, wieder aufzustehen.

Ich hingegen konnte einfach kein Licht erkennen.


Er beschwerte sich auch nicht, dass von morgens früh bis abends spät Repeat until death von Novo Amor spielte.

Ich hatte das Gefühl, dass dieses Lied meinen seelischen Zustand zu gut widerspiegelte, dass ich einen Teil des Schmerzes in Form der Musik abgeben konnte.

Tyler war am Anfang den halben Tag bei mir auf der Matratze gewesen und hatte mir allen möglichen Gossip aufgezwungen.

Doch jetzt kam er nur noch für eine halbe Stunde. Auch er konnte mich nicht ewig so sehen.

Doch er zwang mich jedes Mal, mich aufzusetzen. Auch wenn ich dann nur wie benebelt an meine Wand starrte und das Gefühl hatte, meine Mundwinkel wären nicht mehr beweglich.

Oh, wie gerne wäre ich wieder auf dem Rücken meines Pferdes. Zusammen mit meiner kleinen Familie, in den Sommerwiesen mit Spaß und Abenteuer. Mich so lebendig fühlen, dass ich meine Freude kaum aushielt.

Unwissende fragen sich sicherlich: Was hindert dich?

Ich war krank. Depressionen sind eine Krankheit wie jede andere auch.

Unbalancierte chemische Reaktionen im Hirn führen dazu. Genauso tödlich wie Krebs.

Das ist Fakt.

Und meine Freunde wussten das.

Für gewöhnlich hatte ich einzelne Tage, an denen es mir so schlecht ging.

Jetzt waren es eineinhalb Wochen.

Und ich fühlte Nichts.

Keine Besserung, keine Lust auf das Leben.

Das letzte Mal, dass es so schlimm war, war in New York.

Mitten in meinem persönlichen Drogenkrieg gegen mich selbst.

Doch Wyoming rettete mich.

Jetzt war Wyoming hier, ich war hier, doch es nützte nichts.
Ethan musste endgültig aus meinem Leben verschwinden.
Doch wie brachte man ein schleimiges Insekt zur Strecke?
Mit einer Falle... dachte ich und schon bald entwickelte sich ein Plan, den Colt bestimmt nicht gut heißen würde...

Wyoming Love Story III Cruel Summer Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt