Kapitel 14

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Heimatlos marschierte ich immer weiter geradeaus, ohne auch nur annähernd ein Ziel vor Augen zu haben. Mit jedem weiteren Schritt nach vorn, wurde mir unweigerlich klar, dass ich diesmal mehr denn je in einer misslichen Lage saß. Eine sehr missliche.

Lika, mein Bruder Sasuke und dessen Sohn Hiruzen würden mich vielleicht als einzige vermissen, wobei ich mir nicht sicher war, in wie weit Hiruzen überhaupt etwas mitbekam, schließlich war er noch ein Baby.

Meine Beine trugen mich immer tiefer in den bedrohlich aufragenden Wald. Schon öfter kam ich in diesen Wald, doch so tief ging ich noch nie hinein. Notabene hatte der Sinn eines solchen Unterfangen meist nur den Zweck gehabt, ein wenig Ruhe von meinem Vater zu bekommen. Und eine solche Ruhe würde ich zukünftig wohl öfter, wenn nicht sogar für immer haben.

Seufzend setzte ich mich vor einem der hohen Bäume auf den Boden und genoss ein wenig die Stille. Jetzt hieß es sich Gedanken über die Zukunft zu machen, doch wohin sollte ich?

Geh zum Uchiha Clan, Mädchen!

Mein Magen zog sich unweigerlich zusammen, als ich die Stimme des Bijuus wahrnahm. Ich ignorierte sie, war ja schließlich nur das Monster, das versuchte, Kontakt mit mir zu knüpfen.

Nach einer Weile richtete ich mich auf und setzte meinen Weg ins Ungewisse fort bis ich durch einen Fehltritt in eine Schlaufe trat. Wie ein Flaschenzug fiel ein Stein nach unten, während das Seil um meinen Fuß sich so fest schlang und mich mit einem Satz nach oben zog.

Kopfüber baumelte ich nun an einem dicken Ast und musste mit Bedauern feststellen, in eine Jagdfalle hineingetreten zu sein. Entgeistert baumelte ich hin und her. Es war ausweglos ohne fremde Hilfe aus dieser misslichen Lage zu gelangen.

So kam es, dass ich bis zum Abend noch immer am Ast herum taumelte. Langsam stieg mir alles zu Kopf. Wortwörtlich. Mein Gesicht konkurrierte bereits mit einer Tomate, als ich plötzlich ein Geräusch ganz in der Nähe wahrnahm.

Soweit es ging versuchte ich die Gestalt vor mir kopfüber zu identifizieren. Erst, als sich seine Stimme erhob, wusste ich wem sie gehörte.

„Was machst du da?"

Izuna. Warum ausgerechnet er? Jeder X-beliebige Mensch hätte da sein können,
aber nein, er muss es sein. Seine Hilfe wollte ich ganz bestimmt nicht.

„Ich häng hier nur so rum", murmelte ich.

„An einem Baum? Gebunden an einem Seil?" Ironie lag seiner Stimme bei.

„Ich wüsste nicht, wie man sonst an einem
Baum hängen könnte?" Ich grinste schelmisch, in Wörter verdrehen war ich gut.

„Was machst du eigentlich hier? Solltest du nicht bei meinem Clan feiern?"

„Ich genoss die feierliche Stimmung, nachdem du uns verlassen hast, aber dein Vater wollte mir ständig eine deiner Schwestern aufdrängen, weshalb ich es vorzog ein wenig durch den Wald zu gehen."

„Aha." Ich klang sichtlich desinteressiert. Der Uchiha Clan war also noch bei meinem Clan.

„Soll ich dir vielleicht hinunterhelfen?" Amüsiert verschränkte er seine Arme.

„Nein, ich hänge ja nur zum Spaß hier. Wenn ich möchte, kann ich mich selbst befreien",
sagte ich. Natürlich wusste ich, dass ich wie ein naives Kind klang, doch seine Hilfe wollte ich nicht!

„Na, dann lass dich mal bei deiner Lieblingsbeschäftigung allein." Izuna drehte sich um und marschierte ins Dickicht. Ließ er mich ernsthaft in Stich?

Nun gut, er wollte mich ja auch umbringen, als ich nach Hause gereist bin. Wieso nutzte er denn nicht jetzt seine Möglichkeiten, mir ein Ende zu bereiten?
Vielleicht war ich auch wertlos in seinen Augen, schließlich bin ich ab heute eine Verbannte.

Wusch.

Ein lauter Knall ertönte, als ich auf meinen Bauch zu Boden fiel. Das Seil landete dich neben mir. Erschrocken richtete ich mich auf und erkannte einen schwarzen metallischen Gegenstand in der Rinde des Baumes. Ein Kunai. Izuna hatte also mich einfach ohne Einverständnis befreit.

Unverschämtheit!

Wie eine lauernde Katze schaute ich mich in der Gegend um, denn Izuna konnte nicht weit sein.
„Hier oben", ertönte es nach einer Weile. Ich sah hinauf zu einer dicht bewachsenen Baumkrone, da saß Izuna mit einem breiten Grinsen im Gesicht.

„Ich sagte doch, du sollst mich hier hängen lassen!" Fauchte ich.

Er lachte genüsslich. „Wen willst du hier eigentlich etwas vormachen, Rou? Hältst du mich für so dumm?"

Giftig starrte ich ihn an. „Ich schulde dir nichts dafür!"

„Das habe ich auch nicht von dir verlangt. Es sei denn du möchtest mir etwas schuldig sein. Viele Frauen würden alles dafür geben mit mir eine Nacht zu verbringen."

„Kein Wunder, dass sie mit dir nur Nachts etwas zu tun haben wollen, denn tagsüber müssten sie ja dein Gesicht sehen." Innerlich feierte ich mich selbst für diesen Konter. Seine Augen zogen sich zu Schlitze, da hab ich etwa jemandens Ego verletzt.

„Pass auf was du sagst!" Knurrte er.

Ich drehte mich von ihm weg und marschierte davon, schließlich musste ich mir eine Unterkunft suchen.

„Hey! Wo willst du hin!" Hörte ich ein lautes Fluchen hinter mir.

„Ich hab besseres zu tun, als mir deinen Schwachsinn anzuhören."

„Besseres wie an Bäume taumeln?"

Ich ignorierte ihn und setzte meinen Weg unweigerlich fort.

Izuna ~ Die Macht des VerstandesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt