Kapitel 10

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„Hey! wo willst du hin?"

Ich ignorierte Izunas Rufe so gut ich konnte. Humpelnd stolperte ich an dem Herrenhaus vorbei, in eine Richtung, die mir selbst nicht einmal bekannt war.

„Bleib doch stehen!" Izunas Stimme wurde zorniger. Diesmal machte er keine Anstalten daraus, mich festzuhalten. „Du kannst nirgends hin", erklärte er mit einem leicht
bissigen Unterton.

Vorwurfsvoll schaute ich auf. Sein Sharingan war deaktiviert. Am liebsten hätte ich ihn beschimpft, einfach so, aber meine Stimme musste ja abdanken.

Du kannst nicht gehen, weil du hier von nun an eine Bedienstete bist, beendete ich in Gedanken Izunas Satz. Doch zu meiner Verwunderung sagte er, „Du kannst nicht gehen, weil dein Bein verletzt ist."

Im selben Moment drückte er mich an seine Brust, griff mit einer Hand unter meine Kniekehlen und hob mich hoch.
Völlig entgeistert schaute ich ihn an. Mein Schock und meine Verwunderung musste man wohl meinem Gesicht ansehen, denn er lächelte plötzlich. „Schau mich nicht so an, als würdest du mich gleich umbringen."

Sofort drehte ich meinen Kopf zur Seite. Wirkte ich etwa auf jeden wie ein Monster?

Da ich mich schlecht darüber beschweren konnte, dass er mich trug, ließ ich es zu, dass er  mich wieder zurück in das Herrenhaus brachte. Wieder einmal befahl er den Heiler, er sollen mir einen Besuch abstatten.

„War ich nicht gerade erst bei ihr?", fragte er verwirrt, als mich Izuna auf eine Liege absetzte.

„Rou bringt sich gern in Schwierigkeiten. Schau ihr Bein an."

Der Arzt wurde ganz blass, nachdem er mein Bein betrachtete. „Zum Glück nichts gebrochen, aber arg verstaucht. Am besten du ruhst für eine Woche."

Ich warf einen triumphierenden Blick auf Izuna, schließlich wollte er, dass ich sein Zimmer säuberte und wie es schien würde ich in nächster Zeit nicht viel machen können.

„Jemand sollte sie in nächster Zeit pflegen", fügte der Heiler noch hinzu.

„Oke, sie hat ja noch eine Schwester", murmelte er finster.

Wuhuh! Lika musste also in nächster Zeit auch nicht arbeiten.

Bevor Izuna mich aus dem Raum brachte, wollte ich eigentlich den Arzt nach Treuepunkte fragen, schließlich konnte ich schon fast ein Stammkunde sein. Aber erstens hatte mich Izuna schon nach draußen geschleppt und zweitens konnte ich immer noch nicht sprechen.

Die Tatsache von Izuna Uchiha durch das ganze Haus getragen zu werden, war wirklich amüsant. Jeder, der vorbeikam schaute mich völlig verwirrt an.

Doch am lustigsten war die Reaktion der anderen Bediensteten, als Izuna den Schlafraum betrat.

Kurz warf er einen finsteren Blick auf die Mädchen und schon machten sich alle wieder schnell an ihre Aufgaben.

„Gewöhn dich nicht daran herumgetragen zu werden", flüsterte er mir ins Ohr. Ich zuckte nur mit meinen Schultern.

In einem lauten Knall flog die Tür auf und herein kam Madara. Sofort sprang jeder auf, auch Izuna, der zuvor auf meiner Bettkante saß.

„Was machst du denn hier?", fragte Madara verwirrt.

„Ach, ich habe Rou vor einem Selbstmordversuch abgehalten."

Ich hob verwirrt meine Augenbraue. Hatte ich etwas verpasst?

„Rou!" Lika erschien hinter Madara und rannte auf mich zu, um mich zu umarmen.

Sie trug ein rötliches mit Samt überzogenes Kleid, das nur so vor Reichtum erstrahlte. Was zum Teufel? Noch weiter konnte ich meine Augenbraue nicht auch noch hochziehen.

„Gut, deine Schwester ist hier. Lika du musst dich um Rou kümmern, denn sie kann ihr Bein in nächster Zeit nicht belasten", meinte Izuna.

Madara schnalzte laut mit der Zunge und jeder schaute in seine Richtung. Wirklich jeder. „Lika kann sich nicht um ihre Schwester kümmern. Sie zieht um."

„Sie zieht um?", sprach Izuna meinen Gedanken laut aus.

„Ja, ich schicke sie wieder nach Hause. Ihr Vater hatte eine enorme Summe geboten, um die jüngste Tochter zurückzubekommen. Da sie eh keine gute Bedienstete ist, soll sie lieber zurückgehen."

„Und Rou?", fragte Izuna zögernd.

„Ihr Vater hat in keinem seiner Briefe etwas über sie erwähnt", antwortete Madara. „Sie bleibt hier."

Natürlich wollte mein Vater mich nicht zurück haben, dass hätte ich Madara auch sagen können. Ich ignorierte Izunas Blick und drückte Lika fest an mich, denn wer wusste schon, wann wir uns wieder sehen würden.

Tränen liefen über ihre Wangen. „Ich werde Vater so lange anflehen bis er auch dich zurückholt", sagte sie. Der Abschied dauerte nicht lange, war aber umso schmerzhafter.

Sobald Madara und Lika weg waren, ließ ich mich ins Bett zurückfallen.
Izuna ging bereits bis zur Tür, gefolgt von den Blicken der Bediensteten, dann drehte er sich noch einmal zu mir um.

Etwas musste ihn im Inneren quälen, aber ich konnte nicht erraten was. Dann plötzlich stand er unerwartet neben meinem Bett, hob mich erneut hoch und verschwand mit mir in den Armen aus dem Raum.

Diesmal nahm er nicht die Treppe, sondern sprang aus dem Fenster. Ich wollte schreien und packte mich voller Entsetzen an seinem Hemd fest. Ich hatte meine Augen nur kurz geschlossen, doch als ich sie diesmal wieder öffnete, befand ich mich in Izunas Zimmer. Auf seinem Bett.

Er saß an einem Schreibtisch, nahm Papier und Feder aus der Schublade und schrieb etwas.

Eine Weile schaute ich ihm dabei zu ohne genau zu wissen, was er da trieb und weshalb er mich hierherbrachte.

Nach einer Weile sprang er auf und steckte das Stück Papier in einen Briefumschlag. „Wenn dein Vater den Brief erhalten hat, wirst du nach Hause gehen können."

Mit großen Augen starrte ich ihn an. Meinte er es ernst?
Er lächelte. Zum ersten Mal wirkte es ungekünstelt.
„Du fragst dich wohl, was denn in dem Brief steht." Er grinste, ging zur Tür und rief einen Boten herbei, den er den Brief mitgab.

Als er wieder ins Zimmer kam, fügte er so nebenbei erwähnt hinzu. „Der Uchiha Clan wird einen Krieg mit dem Sarutobi Clan anfangen, wenn dein Vater dich nicht zurücknehmen möchte. Das steht in dem Brief."

Meine Augen wurden ganz groß. Erstarrt saß ich da. Meinte Izuna das wirklich ernst? Ließ er mich gehen?
Ebenso wie damals, als wir gegeneinander kämpften und er mir das Leben rettete, sowie mir meine Freiheit schenkte.

Izuna ~ Die Macht des VerstandesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt