IV

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Der Junge hatte offenbar eine asiatische Herkunft

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Der Junge hatte offenbar eine asiatische Herkunft. Seine Haut hatte einen leichten Olivton, seine Haare waren pechschwarz und seine Augen waren schmaler, als die der anderen, obwohl er nicht das Gesicht verzerrte.
Er stand auf einer Holzkiste und sah zu uns. Irgendwie wirkte er sehr ruhig, obwohl er ohne Erinnerung in einem Metallkäfig aufgewacht war.

Liam, Newt und Alby halfen ihm aus dem Käfig, während ich daneben stand. Vier Leute, die eine Person ziehen war etwas übertrieben. Drei eigentlich auch, aber egal.
»Wer seid ihr?« Auch seine Stimme klang ruhig, aber sie wirkte etwas bemüht.
»Jedenfalls keine Berühmtheiten, wenn uns jeder fragt, wer wir sind.« Ich verschränkte die Arme vor der Brust und verlagerte mein Gewicht auf ein Bein. »Wer will das denn wissen?«
»Ich. Sonst hätte ich ja nicht gefragt.« Er schnaubte und verschränkte ebenfalls die Arme. »Das du mich nicht erkennst, enttäuscht mich.«
Ich kniff die Augen enger zusammen und lehnte mich leicht nach vorne. »Jetzt fällt es mir ein. Prinzessin -«
»Stopp!« Newt hatte sich zwischen mich und Prinzessin Lillifee, die die Augen mehr als genervt verdrehte, gestellt. »Es bringt uns rein gar nichts, wenn wir hier streiten.«
Liam lachte kurz. »Ich fand es lustig.«
Alby schenkte ihm einen kurzen Todesblick und trat dann ebenfalls vor. »Wir sind ebenfalls hier angekommen, so wie du. Wir können uns an nichts außer unsere Namen erinnern und wissen auch nicht, was das für ein Ort hier ist.« Seine Stimme wurde immer leiser, aber das lag daran, dass ich wegging. Ich seh mir lieber an, was das hier für ein Ort ist, als eine Zusammenfassung zu hören von dem, was ich bis jetzt schon weiß.

Mit einem Blick auf die Uhr seufzte ich. 20 Uhr und bis jetzt kam alle 15 Minuten ein neuer Junger durch diesen Käfig nach oben. Ich hatte inzwischen alles abgesucht, um irgendetwas herauszufinden, aber durch diese riesigen Lücken wollte ich nicht gehen. Irgendwas verschaffte mir Gänsehaut, wenn ich dort war.
Ich saß auf der Wiese und lehnte an einem Baumstamm, den Blick auf die Lichtung gerichtet.
Die Sonne reichte nur noch knapp über die Mauern und warf lange Schatten. Die Bereiche, die noch im Sonnenlicht waren, schimmerten in warmen Farben.
Wieso waren wir hier? Wieso kann ich mich an nichts erinnern? Wieso waren hier keine weitere Mädchen?
Ich sah auf die Uhr. Gleich sollte noch ein Junge kommen. Ich machte mich schon auf den schrillen Ton gefasst.

Ich erschrak dennoch. Nicht wegen dem Alarm, er ertönte gar nicht. Ich erschrak durch das laute Knirschen, das sich anhörte, als würde Stein brechen.
Ich stand hastig auf und suchte den Ursprung des Geräusches.
Viele Jungs hielten sich die Ohren zu oder sahen sich ebenfalls panisch um.
Nun erkannte ich auch, was es war. Die Lücken in den riesigen Betonmauern bewegten sich. Sie schlossen sich.

An dem Tag kam niemand mehr auf die Lichtung. Es kam noch einmal dieser Käfig hoch, aber darin waren nur Schlafsäcke. Einer für jeden von uns.

Ich nahm mir einen Schlafsack und verschwand damit im Wald. Ich wollte nicht bei den ganzen Jungs sein. Ich hatte kein gutes Gefühl bei ihnen zu sein. Ich wollte weit von ihnen weg sein und einfach nur vergessen was hier ablief. Erinnern konnte ich mich immer noch an nichts, aber ich versuchte nicht mehr daran zu denken, dass ich mit fast 50 Jungs alleine auf einer Lichtung war. Ohne Ausweg.
Ich schloss die Augen und lauschte dem Gemurmel des Teichs. Von irgendwo musste ein kleiner Bachlauf im Teich enden.

Ein lautes, grausames Geräusch riss mich aus dem Schlaf. Als würde jemand mit langen Fingernägel über eine Tafel kratzen und das ohne Pause.
Ich presste meine Hände auf meine Ohren, aber es wurde nicht besser.
Sehen konnte ich nichts, es war immer noch Nacht und die Bäume verdeckten den Mond.
Ein schriller Schrei ertönte und es war wieder alles still. Nur das Gurgeln des Wassers und ein sanftes Rascheln der Blätter, als ein Windhauch hindurch fuhr. Was war das?
Vorsichtig streckte ich einen Arm aus dem Schlafsack, um nach meinen Schuhen zu tasten. Sie waren noch da.
Ich schloss wieder die Augen. Ich versuchte ruhig zu sein, aber meine Gedanken beruhigten sich nicht. Das eben war kein Vogel. Das am Anfang hat sich ein bisschen angehört, wie diese riesigen Tore, die sich geschlossen haben. Es kam vermutlich nicht von der Lichtung. Was war außerhalb dieser Mauern?
Ich öffnete wieder die Augen und sah hoch. Die Sterne glitzerte durch das Blätterdach der Bäume. Es fühlte sich befreiend an, sie einfach nur anzusehen.

Ich war fast wieder soweit, dass ich weiterschlafen konnte, als ein Ast in meiner Nähe knackte.
Ich riss die Augen auf und versteifte mich.
Ich hörte tote Blätter zerbröseln. Jemand kam in den Wald. Jemand kam näher auf mich zu.
Ich versuchte möglichst leise zu sein. Leiser zu atmen, bis ich schließlich die Luft anhielt.
Ich war nicht komplett leise. Ich zuckte heftig zusammen, als plötzlich wieder dieses grässliche Geräusch auftauchte.
Als es wieder aufhörte, waren die Schritte wieder leiser.
Kaum konnte ich keine Schritte mehr hören, entspannte ich mich etwas.

The First One - Maze Runner StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt