Ich stand früher auf, als die anderen

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Ich stand früher auf, als die anderen. Wach war ich, seit diese komischen Geräusche aufgetaucht waren. Inzwischen konnte man sie nicht mehr hören, aber ich hatte immer noch ein ungutes Gefühl.
Ich ging vorsichtig an den schlafenden Jungs vorbei und begab mich in die Hütte. Ich hatte mitbekommen, dass gestern drei oder vier Kartons mit Müsliriegeln mit einem Jungen in diesem Käfig aufgetaucht waren. Sie wurden von zwei Jungs in die Hütte gebracht. Zwar wusste ich nicht exakt, wo in der Hütte die Kartons standen, aber sie sollten leicht zu finden sein, immerhin befand sich hier sonst nichts.
Ich lief leise und vorsichtig über den Holzboden. Es knirschte, genauso wie gestern.
Ich wusste nicht ganz, was ich erwartet hatte, allerdings war ich schon überrascht die Kartons direkt neben der Treppe stehen zu sehen. Irgendwie hatte ich erwartet, dass ich mehr suchen musste.
Mit meinen Fingern öffnete ich den Karton und nahm mir einen Riegel heraus. In dem schwachen Licht, welches von der Fronttür herein schien, musterte ich die Verpackung. Ugh, Schokolade. Ich sah in den Karton. Alles Schokolade...
Vorsichtig nahm ich den Karton und sah in den darunter. Ich atmete erleichtert durch. Es war keine Schokolade, sondern gefüllt mit Früchteriegeln.
Ich stellte die Schokoriegel neben die anderen Kartons und nahm mir drei Früchteriegel aus dem Karton.
Eigentlich wollte ich wieder gehen und mich an den Teich setzen, aber mir fiel etwas auf. Eine kleine Bewegung oberhalb der Treppe. So klein, dass es eigentlich auch eine Maus gewesen sein könnte, aber ich wollte dennoch nachgucken gehen.
Die Früchteriegel packte ich in die Tasche meiner Hose, dann ging ich auf Zehenspitzen die Treppe hoch.
Je weiter ich mich von der offenen Fronttür entfernte, desto dunkler wurde es.
Schwache Lichtstrahlen schienen unter den Türen rechts von mir hindurch.
Mir war klar, welche Tür ich öffnen musste, denn ich konnte einen Schatten hinter der Tür erkennen.
Ich öffnete die Tür schnell und traf fast direkt gegen irgendwas. »Verdammte -«
»Macht es dir Spaß anderen hinterher zu spionieren?«, fragte ich ganz leicht wütend. Ich wusste erst nicht wirklich, welcher der Jungs hinter der Tür stand. Ich sah hinter die Tür und wusste es ehrlich gesagt immer noch nicht.
»Ich wollte doch nur nicht -« Seine dunklen Haare verdeckten seine Augen als er auf seinen Arm sah, der anscheinend Bekanntschaft mit einer schnellen Türklinke hatte.
»Mir ist egal, was du wolltest. Wenn du denkst, du bist ein Spion, dann gebe ich dir deine erste Aufgabe: Lass' mich in Ruhe.«
Damit ging ich wieder. Konnte mich niemand einfach in Ruhe lassen?

Es war interessant zu sehen, wie viele der Jungs gleichzeitig vor Schreck aufwachen konnten. Die großen Schlitze in den Mauern öffneten sich genauso laut, wie sie gestern zugegangen waren. Viele der Jungs schreckten gleichzeitig hoch, andere versuchten sich mit einer Hand die Ohren zuzuhalten, während sie eigentlich weiter schlafen wollten.
Die Mauern waren ein Weckruf für alle. Ich sah den Jungs zu, während sie wacher wurden und immer mehr durch die Gegend irrten. Ich selbst lehnte wieder an einem Baumstamm und aß meinen letzten Früchteriegel, als Alby auf mich zu kam.
»Wir machen eine Besprechung mit allen. Du bist Teil davon.«
Ich stand auf. »Warum interessiert mich das?«
»Du bist Teil dieser Gemeinschaft, du warst die erste hier. Du solltest auch dabei sein.« Seine Stimme klang ruhig, aber hatte einen unterschwelligen Befehlston.
Ich seufzte und verdrehte die Augen, aber ging schließlich mit. Er hatte Recht, ich war Teil dieser Gemeinschaft, aber es fühlte sich gezwungen an. In Gemeinschaft ist nicht ohne Grund das Wort "Haft".

Wir gingen in einen großen Raum in der Hütte. Als wir ankamen folgten uns bestimmt 20 Jungs, die Alby auf dem Weg noch eingesammelt hatte. Die restlichen Jungs waren schon dort.
Ich ging durch und stellte mich in eine der Ecken. Es gefiel mir nicht, dass wir so viele Leute im Raum waren. Würde ich mich aus dem Raum schleichen, würde es allerdings auch wieder auffallen und ich war mir sicher, dass es einige wütend machen würde.
Bereits nach der ersten Minute wurde es stickig.
»Wir haben uns hier versammelt, weil wir besprechen müssen, wie es hier abläuft.« Alby stand in der Mitte des Raums, allerdings standen nur sehr wenige so, dass sie seinen Rücken sahen. Ich war eine davon. »Wir wissen nicht, was das hier ist und wissen auch nicht, wieso wir hier sind. Aber wir müssen irgendwas tun. Wir haben nur drei Kartons an irgendwelchen Energieriegeln und Wasser aus einem kleinen Wasserhahn. So kann das nicht weitergehen.«
»Wir brauchen irgendwen, der uns leiten kann. Jemand, der sich hier auskennt.«
»Jemanden, der sich durchsetzen kann.«
»Jemandem, dem wir vertrauen können.«
Immer mehr Stimmen fügten etwas hinzu. Man konnte kaum noch verstehen, was ein einzelner sagte. Wir brauchen Ruhe, war mein Gedanke.
»Rose!«
Es wurde still. Ich sah zu den Jungs.
»Sie ist am längsten hier und kennt sich am Besten aus. Sie -«
»Nein.« Ich schüttelte energisch den Kopf. »Auf gar keinen Fall.«
»Warum nicht? Du warst die erste hier und die einzige, die nicht ständig den Kopf verliert, wenn irgendwas passiert. Du wärst die beste Leiterin, die wir hier hätten.«
Ich schnaubte und verdrehte die Augen. »Ich war gerade Mal 15 Minuten früher als Liam hier. Dass ich die Erste war, qualifiziert mich zu nichts. Warum machst du es nicht?«
Er zuckte mit den Schultern. »Ich kann mich nicht durchsetzen.«
»Und dann denkst du, ich kann das? Ich übernehme ganz sicher nicht die Verantwortung über diesen bescheuerten Haufen.« Ich verschränkte die Arme vor der Brust und drehte den Kopf weg.
Es ist immer leicht, die Schuld jemandem in die Schuhe zu schieben, solange man einen Anführer hat.

The First One - Maze Runner StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt