Kapitel 2

1.1K 74 8
                                    

Midoriya pov

,,Das sieht doch schon gut aus..." murmle ich, während ich mir die Wunden im Gesicht des Patienten mit dem Scherbenunfall anschaue. ,,Lassen sie Ihre Augen so viel wie möglich zu, die müssen sich noch ein wenig erholen" erkläre ich, bekomme aber keine Reaktion. ,,Nicht den Kopf hängen lassen, bald werden Sie entlassen" sage ich und fasse ihm an die Schulter, bevor ich den Raum verlasse.

,,Doktor? Da sind zwei Polizeibeamten, die ein paar Fragen hätten" spricht mich eine Schwester an. Mit zusammengezogenen Augenbrauen schaue ich den Gang herunter, bis mein Augenpaar auf ein Anderes trifft.

Ein Offizier, groß, von guter Statur, blond und mit einem Blick, der einen fest fokussiert. Er scheint eine ernste Person zu sein, keiner, der sich leicht aus der Ruhe bringen oder ablenken lässt. Menschenkenntnis ist eine meiner Stärken, die mir in meinem Job oft sehr behilflich ist. Mir mehr Gedanken zu dem Polizisten zu machen schaffe ich nicht, denn er läuft geradewegs auf mich zu.

,,Sind Sie der Chefarzt?" fragt mich sein Partner, als sie schließlich vor mir stehenbleiben. Das bringt mich dazu meinen Blick von dem, um ehrlich zu sein etwas einschüchternden Mann, zu nehmen und in das Gesicht seines Partners zu schauen.
Hellbraune Augen, schwarze Haare, die in einem kleinen Dutt an seinem Hinterkopf festgebunden sind. Er hat einen Drei-Tage-Bart und trotz seines eher dunklen Auftretens, strahlt er eine unglaubliche Freundlichkeit aus.
Misstrauisch nicke ich. In den ganzen Jahren, in denen ich jetzt schon im Krankenhaus arbeite, hab ich noch nie so eine Situation gehabt oder miterlebt.

,,Mein Name ist Kommissar A-"
,,Wir haben keine Zeit für sowas, ist hier ein Mann mit Verletzungen durch Scherben eingeliefert worden?" unterbricht ihn der Blonde. Ich runzle die Stirn. Was ist das denn für eine Art? ,,Ja, er liegt den Gang runter, in Zimmer dreihundertvier.." erkläre ich und zeige mit meinem Daumen hinter meine Schulter.
Ohne Worte werde ich stehen gelassen, nachdem er geradewegs an mir vorbei läuft. Sein Partner seufzt, schaut mich mit einem entschuldigenden Blick an und geht hinterher. Verwirrt und verärgert zu gleich folge ich ihnen zu dem besagten Raum. Was fällt denen ein, einfach so einen meiner Patienten zu belästigen? Ist mir egal welchen Stellenwert die beiden möglicherweise haben.

,,Kann mich mal einer bitte aufklären?" sage ich aufgebracht, während ich sehe, wie mein Patient von dem Polizisten mit dem ernsten Gesicht befragt wird. ,,Ihr Patient ist höchstwahrscheinlich in unserem Fall verwickelt" erklärt Mister Kommissar 'A'. Seinen ganzen Namen kenne ich ja nicht, weil er von seinem etwas kleineren Partner unterbrochen wurde.

,,Wie ist seine gesundheitliche Verfassung?" fragt er mich. ,,Wir müssten ihn eventuell mit auf die Wache nehmen"
,,Solange er nichts macht, was körperlich anstrengend ist, ist das in Ordnung. Wenn sich bis morgen nichts verschlechtert, wollte ich ihn ohnehin entlassen"
Er nickt, worauf ich auf den Rücken des Blonden schaue. Mein Blick wandert seiner Statur entlang nach unten und bleibt an seinem Hintern kleben. Unwillkürlich breite sich ein warmes Gefühl in einem Bauch aus. Diese Cargohose lässt seine Oberschenkel wirkl-

Mein Gedankengang wird unterbrochen, als er sich zu uns umdreht und ich somit meinen Blick blitzschnell wieder in sein Gesicht verfrachte, in der Hoffnung, dass er mein Starren nicht bemerkt hat. Dass ich solche Gedanken über jemanden habe, von dem ich nicht einmal den Namen kenne, ist sehr untypisch für mich. Zudem sollte ich so etwas nicht über eine Person denken, die mir höchst unsympathisch ist.

Mit fällt eine Schnittwunde an seinem Hals auf. Die ist so unbedeckt sehr anfällig für Entzündungen und kann Monate brauchen, bis sie verheilt.

Der Dunkelhaarige hilft meinem Patienten aus dem Bett und führt ihn aus dem Raum, worauf ich hinterherlaufe und einer Schwester Bescheid sage, seine Sachen einzupacken und sie ihm mitzugeben. ,,Falls noch etwas sein sollte, bei der Hauptwache anrufen und nach Kommissar Adams oder Bakugou fragen, klar?" spricht der Blonde mich an.
Ich nicke, sage ,,Ich würde mir gerne noch die Wunde da anschauen" und deute mit meinem Kopf auf seinen Hals. ,,Nicht nötig, ist nichts" entgegnet er.

Ich ziehe eine Augenbraue hoch und drücke mit meinem Finger neben den Schnitt. Er zischt und entzieht sich meiner Berührung. Mit einem wütenden Blick sieht er mich an. ,,Fuck, was für ein scheiß Arzt macht sowas?!"
Ich zucke mit den Schultern. ,,Wer nicht hören will, muss fühlen"
Er schnalzt mit der Zunge. ,,Schön, aber schnell, ich hab nicht viel Zeit"
Dann sieht er zu seinem Partner und signalisiert ihm, er solle schon mal vorgehen.

Ich schließe die Türe hinter mir, während sich Herr schlechte Laune auf die Liege setzt und seine Jacke auszieht. Jetzt kommt sein durchtrainierter Oberkörper noch mehr zum Vorschein und sein enges schwarzes T-Shirt macht es nicht besser. Schluckend drehe ich mich um, ziehe mir Einweghandschuhe an und lege mir alles zurecht. Ich muss mich echt konzentrieren, mich nicht von seinem Adonis-gleichen Körper ablenken zu lassen.

Mit dem Stuhl rolle ich näher an ihn. Ich muss mich zwischen seine Beine platzieren, da die Wunde etwas mittig liegt. Mein Knie berührt die Innenseite seines Oberschenkels. Wie ein Teenagermädchen rastet alles in mir aus. Woher kommt diese Anspannung? Ich behandle jeden Tag mehrere Patienten und trotzdem bin ich gerade nervös.

Ich blicke in seine Augen, welche mich fest fixiert haben. Es fühlt sich an als wäre die Zeit stehengeblieben. Keine Ahnung für wie lange ich mich in seinen roten Augen verliere. Sie fesseln mich und geben mir das Gefühl nicht entfliehen zu können. Wovon weiß ich selber nicht.

Draußen höre man jemanden rufen, was mich letztendlich aus meiner Starre befreit. Ich räuspere mich und wende meinen Blick ab. Mit einer Pinzette befeuchte ich das Pad mit Desinfektionsmittel. Zögernd hebe ich meine Hand, um seinen Kopf an seinem Kinn seitlich anzuheben, damit ich besser an die Wunde komme.

,,Das zieht jetzt ein bisschen..." murmle ich und tupfe vorsichtig auf die besagte Stelle. Er stöhnt murrend auf. Ich nehme das viereckige Pflaster und klebe an den Kanten Klebestreifen fest.

,,Bakugou Katsuki" höre ich plötzlich. Ich blicke nach oben und sehe ihn an. Dann lächle ich leicht. ,,Midoriya Izuku"
Er nickt. Anstand hat er also doch ein wenig. ,,Kopf oben lassen, Kacchan" grinse ich neckend.
Er lacht spöttisch, hebt aber seinen Kopf an. Immer noch lächelnd widme ich mich wieder dem Pflaster. Ich platziere es vor seinem Hals und drücke es leicht auf den Schnitt. ,,Deku"
Ich stoppe und schaue ihn verwirrt an. ,,Ich werde sicher nicht der Einzige mit so einem scheiß Spitznamen sein" erklärt er.

Wie kann es sein, dass mir ein Mensch innerhalb von ein paar Sekunden sympathisch wird? Und das nur dadurch, dass er seinen Namen gesagt hat. Wahrscheinlich aber auch, weil er meinen kleinen Spaß mit dem Spitznamen mitgemacht hat. Auch wenn er nicht gerade freundlich mit mir spricht, weiß ich irgendwie, dass er das eigentlich gar nicht so meint und das einfach nur seine Art ist.

,,Du solltest das noch die Nacht drauflassen, morgen früh kannst du es abnehmen und wechseln" sage ich, drücke ihm ein paar verpackte Pflaster in die Hand und fügte noch ,,Wenn du nur zu Hause bist und nichts machst, hilft frische Luft beim Heilungsprozess, dann einfach nicht berühren und die Wunde atmen lassen" hinzu.
Er nickt und zieht sich seine Jacke wieder an.

Wir verlassen den Raum gemeinsam und er setzt gerade zum Sprechen an, als sein Handfunkgerät ertönt und eine Stimme anfängt zu sprechen. Kacchan spannt seinen Unterkiefer an und zieht seine Augenbrauen zusammen. Abwartend schaue ich ihn an. ,,Verstanden" sagt er ins Funkgerät. ,,Du kommst anscheinend auch nie richtig zur Ruhe, huh?" frage ich. Er seufzt. ,,Bis dann, Deku"
Ich schenke ihm ein kleines Lächeln und hebe die Hand, während ich ihm hinterher schaue, wie er den langen Gang entlang joggt.

Ob ich ihn wohl je wiedersehen werde?

''Lost soulmates'' - BakuDeku (Bakugou x Midoriya)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt