6. Die Wahrheit der Postkarte

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Nun ja. Schluchztend saß ich jetzt auf dem Boden in der Mädchentoilette. Wahrscheinlich saß ich hier schon mindestens 45 Minuten. Das erkannte ich jetzt am Schellen. Und ich bin froh, dass bis jetzt niemand reinkam.

Und Betonung auf bis jetzt. Ich hörte, wie sich langsam die Türklinke bewegte. Und zu meinem Pech ist es Lukas. Können die einen nicht einfach in Ruhe lassen?! Sie kommen sogar in die  Mädchentoilette. Und dann entging mir ein lautes schluchzten, welches ich eigentlich unterdrücken wollte.

"Hey...",fing Lukas an und duckte sich zu mir.

"Geh weg. Ich will jetzt nicht reden. Mir schmerzt das halbe Gesicht und fühle mich wie am Arsch der Welt."

"Komm. Zeig mal her... Meine Güte. Der hat ja einen Schlag hingeliefert.", murmelte er vor sich hin, als er seine Hand ein mein Kinn tat, damit er meinen Kopf anheben konnte. Ich zuckte vor Schmerz zusammen.

"Ja vielen Dank.",sagte ich sarkastisch.
"Du kannst ja wohl nicht hier bleiben! Ich fahre dich zum Artzt.",murmelte er wieder, während er aufstand und ein Papiertuch anfeuchtete. Er duckte sich wieder zu mir und tupfte mir das Blut weg. Ich musste mir verkneifen laut vor Schmerz aufzuschreien. Auch wenn er vorsichtig war.

Ich stand auf und betrachtete mich im Spiegel. Ich sah ja schrecklich aus. Meine rechte Gesichthälfte war ziemlich blau und mein Auge angeschwollen. Wie hat er es geschafft, so stark zu schlagen?! Pff. Er kommt noch nichtmals sich zu entschuldigen!

"Wieso fängst du auch so eine kindische Prügelei an?! Du weißt ganz genau wie sowas endet!",meckerte ich ihn an.

"Naja. Du bist doch mein Lieblingsmädchen. Und mein Lieblingsmädchen muss ich halt beschützen.", versuchte er sich rauszureden.

Wie blöd kann man nur sein!?
"Du meinst gerade, du musst mich beschützen, und das Ergebnis: Ein zerschlagenes Gesicht. Ich sehe ja aus wie eine aufgepummte Johannisbeere!",rief ich ihn mürrisch an. Das mit dem beschützen hat er eindeutig vermasselt.
"Und hör auf mit deinem Honiggelaber."

"Jetzt komm mit.",sagte er zuletzt genervt und legte eine Hand auf meiner Schulter und mit der anderen griff er nach meiner Hand.

Mit dem gleichen Tempo verließen wir die Toilette. Ich würde am liebsten im Boden versinken! Alle glotzen mich an, aber Lukas ignorierte alle. Jetzt merkte ich, wie eine Person sich zu uns gesellte. Und wer wars? Daniel natürlich.

"Na Prinzessin?", versuchte er wieder mit seinem Scharm, doch ich ignorierte ihn zunächst.

"Jetzt komm...",fing er an doch ich unterbrach ihn.

"Sag mal fällt dir echt nichts anderes ein als dich an mich ranzumachen?! Gerade hast du mir eine in die Fresse geschlagen und mein Gesicht sieht aus wie eine lila Wassemelone. Ich habe mindestens auf eine Entschuldigung gehofft, aber sogar dafür bist du zu unfähig! Du bist ein... Ein... Ein riesen großes Arschloch!",schrie ich ihn an.

"Lucy. Beruigh dich bitte. Draußen zieht ein Sturm auf.", flüsterte mir Lukas zu und ich verstummte, als ich es auch merkte.
Nebenbei hörte ich jetzt ein leises "Tut mir leid" von Daniel. Ach jetzt plötzlich.
"Entschuldige uns bitte jetzt, aber wir fahren jetzt zum Krankenhaus.",murmelte Lukas mürrisch.
"Sag dem Lehrer bescheid, dass ich sie zum Artzt fahre"
Jetzt löste er seine Hand von meiner um die Tür der Schule. Nach weniger als einer Minute standen wir schon vor einem Auto und saßen uns hin. Ich glaube nicht, dass es nötig war, aber er wollte ja unbedingt seine Sonnenbrille aufsetzen.

Im Krankenhaus.

Ich saß jetzt auf diesen Betten, die typisch für Krankenhäuser sind. Ganz ehrlich, ich habe keine Ahnung wie sowas heißt. Neben mir saß Lukas auf einem Hocker und betrachtete mich besorgt, während mir eine Krankenschwester im Gesicht mit einem Wattebällchen rumtupfte.
Mein Schwindelgefühl verbarg ich. Das ist eindeutig zu viel Blut für mich.

"Innerhalb von 10 Minuten wird der Doktor mit den Röntgenaufnahmen kommen", erklärte uns die charmante Stimme der Frau und verließ den kleinen Raum.
Außerdem quälten mich meine Gedanken. Ich kriege diese Postkarte mit dem Foto nicht mehr aus dem Kopf. Wer ist das bloß?! Nein. Das kann nicht sein! Ich muss einfach wissen, warum!

"Ehm. Lukas?", fing ich an.
"Ich muss dich was fragen. Und wenn ich das dich nicht jetzt frage, weiß ich nicht wann anders",sagte ich ihm und wandte den Blick nicht von der Decke ab.
"Ich auch. Naja. Eher was sagen, aber Fang du an.",antwortete er mir und rieb sich die Hände.
"... Du hast ja wahrscheinlich gemerkt, dass ich bei dir ein wenig aurgeräumt habe."
"Ja. Das stimmt", entgegnete er mir mit einem flüchtigem Lächeln.

"Und najaa...Ich habe eine Postkarte gefunden. Und an der Postkarte ist ein Foto befestigt. Auf dem du...Und eine Frau zu erkennen seid..." Und schon pocht mein Herz lauter.
"Und was ist damit?"
"Und du hast du Schlampe geküsst.", sprudelte es aus mir heraus.
"Wir haben was?!",rief er erschüttert.
Und ich hab so gehofft, dass sie es nicht findet.",murmelte er beinahe schon nicht verständlich und rieb sich die Stirn mit seiner Hand.
Jetzt ging er aber zu weit.
" Und was heißt das jetzt?"
"Das bin nicht ich"
"Lukas. Sag mir die Wahrheit. Wieso hast du das gemacht?"
"Lucy. Das bin nicht ich!"
ich. vetstummte.

"Wie soll ich das erklären... Okay. Ich hab das verschlossene Buch schon früher bei dir gesehen. Und da steht noch was auf der Rückseite. Dort steht auf Latein noch was drauf. Eine Art Formel, um sein Körper zu lösen. In meinem Falle eine Seite von mir. Die...Eher die böse oder sagen wir unkontrollierte Seite von mir."
Das erklärt auch, wieso er so nett ist... Naja..halbwegs.

"Und...",führte er weiter:"Ich habs halt ausprobiert. Ich glaube mehr muss ich nicht erklären".

Da gibt's auch nichts mehr zu erklären.
Er ist es nicht. Und das glaub ich ihm.
Und ich bin auf jeden Fall erleichtert.

"Und was wolltest du jetzt sagen?",riss ich ihn aus seinen Gedanken.

"Ach ja genau." Er duckte sich näher zu mir und ich dachte schon, er wollte mir einen Kuss auf die Wange geben, aber dann flüsterte er: "Ich glaube Daniel hat was mit uns zu tun..."
"Mit uns zu tun? Was meinst du?"
"Naja. Ehm..."

"Guten Tag. Miss...?"
Wir würden unterbrochen..
"Nennen sie mich einfach Lucy", erklärte ich dem Artzt, der jetzt die Tür hinter sich schloss und ich zwang mich ein zuckersüßes Lächeln aufzutragen.
Mist.
Mist, Mist, Mist!
Ich muss doch wissen was Lukas mir sagen wollte!

Ich wollte mich hinsetzen und ihm meine Hand reichen, aber mir schmerzte alles im Gesicht.

"Ich muss ihnen leider mitteilen, dass ihr in ihrem Schädel, beziehungsweise im Gebiet des rechten Wangenknochens ein großer Riss ist. Und er ist gefährlich. Nicht Lebensgefährlich, aber beinahe . Sie müssen wohl hier bleiben und so wenig wie möglich ihren Kopf bewegen!",erklärte er mir langsam.

Was?!

Elementary- The diary of the fifth *komplettüberarbeitung*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt