4. FOUR

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Er hielt seine Zimmerkarte an die Türklinke, sodass das Schloss entriegelte, öffnete die Tür und ließ mir den Vortritt. In seinem Zimmer angekommen schloss er die Tür, sperrte ab und steckte die Karte in den Schlitz für Strom, bevor er seine Lederjacke auszog und über den Schreibtischstuhl fallen ließ und sich dann dem Inhalt der Minibar widmete.

Beim Betreten des Zimmers fielen mir sofort zwei Paar ungewöhnliche Schuhe an der Garderobe auf. Neben einem Paar Plateaustiefeletten aus schwarzem Leder standen kniehohe Schnürstiefel aus Lack, mit einem so hohen Absatz, dass meine Füße allein vom Anschauen umknicken wollten.

„Kann ich dir etwas zu trinken anbieten, Giulia?"

Ich zuckte kurz zusammen, als ich schon wieder die italienische Variante meines Namens hörte.

„Was trinkst du denn?", fragte ich zurück.

„Na, Whiskey-Cola, wie es sich für einen Rockstar gehört", Damiano lachte und holte eine gläserne Whiskeyflasche sowie eine Cola in Originalgröße aus dem kleinen Kühlschrank.

„Klingt gut, das nehme ich auch. Das sind aber große Flaschen für eine Minibar", bemerkte ich mit einem Blick auf die Flaschen, während Damiano die Sauberkeit der herumstehenden Gläser prüfte.

Er stellte zwei saubere Gläser vor sich auf den Tisch und öffnete den Schraubverschluss des Whiskeys. „Eine Sache, die wir schnell gelernt haben, seit wir so viel in Hotels schlafen: Lass dir immer gleich große Flaschen bringen, mit diesen lächerlichen Kleinflaschen in den Minibars kommt man nicht mal zwei Stunden aus..."

„Apropos ‚in Hotels schlafen': Teilst du dir das Zimmer mit jemandem, oder..?"

Er schaute kurz verwirrt auf und sah mich auf die Schuhe deuten. „Was? Achso, nein, das sind meine Schuhe", meinte er dann beiläufig.

„Das sind... was?", ich war mir unsicher, ob er mich gerade auf den Arm nahm.

Damiano lachte ob meines ungläubigen Gesichtsausdrucks und kam dann auf mich zu, um mir eines der Gläser in die Hand zu drücken. „Du bist ja süß. Die Schuhe gehören zu unseren Bühnenoutfits. Ich dachte, du hast den ESC gesehen?!"

„Ja, gut, vielleicht war ich auch ein bisschen am Handy...", gab ich kleinlaut zu. Wenn ich einmal alle paar Jubeljahre mal reguläres TV-Programm schaute, daddelte ich meist trotzdem nebenbei am Handy, wie ich es vom Serien gucken gewohnt war, und ärgerte mich dann, dass ich eben nicht zurück spulen konnte, weil ich vom Geschehen am Fernseher nichts mitbekommen hatte.

„Ich gebe mein Bestes, dass dein heutiges Abendprogramm nicht so langweilig ist, dass du mit deinem Handy spielen musst. Saluti", mit diesem Art Versprechen hob Damiano sein Glas und ich tat es ihm gleich, bevor wir beide einen Schluck tranken.

Er ging zum Sofa neben dem Schreibtisch, streifte währenddessen seine Boots ab und kickte sie unter den Tisch. Ich schlüpfte ebenfalls aus meinen Stiefeln, schob sie an die Garderobe und betrat nun auch endlich weiter das Zimmer. Gegenüber von Schreibtisch und Sofa stand ein Doppelbett, bei dem die linke Seite unberührt war und nur die rechte leicht zerknitterte Laken hatte. Die Tür zum Badezimmer befand sich direkt neben der Garderobe. Das bodentiefe Fenster war bereits durch den zugezogenen Verdunklungsvorhang verdeckt.

Ich stellte mein Glas kurz auf dem Tisch ab, damit ich mich meiner Jacke entledigen und sie ebenfalls über die Stuhllehne hängen konnte. Dann zog ich den Stuhl so, dass er gegenüber von Damiano stand und setzte mich darauf. Gerade, als ich mir wieder mein Glas angeln wollte, lehnte sich Damiano nach vorn und hielt meinen Arm am Handgelenk fest. Er drehte ihn leicht hin und her, um meine Tattoos betrachten zu können.

„Sorry, ich muss das immer machen. Ich liebe einfach Körperkunst. Am liebsten würde ich selbst tätowieren", meinte er, nachdem er meinen Arm wieder losgelassen hatte.

„Na klar, was hält dich auf? Aber ich rate dir, fang nicht damit an wenn du betrunken bist und nur semi-professionelles Equipment da hast", ich hielt ihm mein Handgelenk hin und zeigte auf ein sehr schlecht gestochenes Herzchen, das zwischen den anschließend im Studio gestochenen Tattoos kaum mehr auffiel, „Das kommt dabei raus, wenn du dir mit gefühlt zwei Promille mit Nadel, Faden und Tinte selbst ein Tattoo stichst."

Damiano schaute es sich kurz genauer an und lächelte dann. „Ist doch süß."

Das war nun schon das zweite Mal, dass er mich süß genannt hatte. Kurz hatte ich das Gefühl, dass er mich nicht ernst nahm. „So wie der Security heute Nachmittag, der mich am Hintereingang nicht rein lassen wollte, weil er mich für ein verrücktes Fangirl gehalten hat."

„Haha, was? Wie kommt er denn darauf?"

Ich erzählte ihm die Geschichte und brachte ihn damit zum Lachen.

„Oh wow, das ist echt lustig. Zum Glück bist du dann doch noch rein gekommen, sonst hätte ich jetzt nicht so nette Gesellschaft", er zwinkerte mir zu und lehnte sich dann wieder auf dem Sofa zurück.

Nun nahm ich mir endlich wieder mein Glas und nippte an meinem Getränk. Damianos Anspielungen verfehlten ihre Wirkung nicht und von Zeit zu Zeit wurde ich etwas nervös. Ich sammelte mich kurz, bevor ich antwortete.

„Ach, ich bin mir sicher, du hättest bei den Mädels vor dem Hotel auch eine große Auswahl gehabt", provozierend schaute ich ihn an und versuchte seinem Blick standzuhalten, als er sich daraufhin wieder nach vorn lehnte und mir intensiv in die Augen schaute.

„Die will ich aber nicht. Mit jemandem die Nacht zu verbringen, der weiß, wer du bist, fühlt sich in meiner Position irgendwie falsch an. Weil du genau weißt, derjenige will dich nur, weil du bekannt bist. Der ist kein Stück an der Person hinter dem berühmten Sänger interessiert"

„Oh", stieß ich aus und musste unwillkürlich kichern. Ich hielt mir eine Hand vor den Mund und schaute Damiano entschuldigend an, da es wirklich keine passende Reaktion auf sein tiefgründiges Thema war.

Er hob fragend eine Augenbraue und ich klärte ihn schnell auf: „Sorry. Mir ist nur gerade durch den Kopf gegangen, dass ich nicht mal wusste, dass du der Sänger der Band bist."

Jetzt lächelte ererleichtert. „Und genau deshalb freue ich mich, dass du hier bist und nichtirgendein Mädel von vor dem Hotel. Weil du völlig unvoreingenommen bist."

FOR YOUR LOVE - Eine Damiano David FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt