3. THREE

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„Sorry, I did not want to scare you", er lachte und hielt mir weiterhin sein brennendes Feuerzeug hin.

Während ich meine Zigarette anzündete, dachte ich über seinen Akzent nach.

„You didn't scare me. I'm just surprised because I thought I'd be alone here."

„So, obviously you are not", er grinste, bevor er sich ebenfalls eine Zigarette ansteckte und den Rauch in die Dunkelheit blies.

Ich schaute mir den jungen Mann etwas genauer an. Er musste ungefähr in meinem Alter sein, war einen halben Kopf größer als ich, hatte längere dunkle, leicht lockige Haare und war wie ich ganz in schwarz gekleidet. Über sein schwarzes Hemd, das einen Knopf zu viel offen war und eine silberne Halskette hervorblitzen ließ, trug er eine Lederjacke und dazu schwarze Skinny Jeans und Boots. Ein relativ unaufgeregter Look, der jedoch seine selbstbewusste Gestik und Mimik noch besser hervorstechen ließ.

„Du gehörst zu dieser Band, oder?", fragte ich dann auf Englisch.

Er lachte schon wieder. „'Diese Band'. Es ist ganz ungewohnt, dass es momentan noch Leute gibt, die uns oder mich nicht kennen."

Fragend zog ich eine Augenbraue nach oben, da ich nicht verstand, worauf er anspielte.

„Hast du den diesjährigen Eurovision Song Contest verfolgt?"

„Oh fuck" mir fiel es wie Schuppen von den Augen und ich sprach meine Gedanken laut aus, „Du gehörst zu dieser italienischen Band, die gewonnen hat. Ich hab den ESC sogar den ganzen Abend angeschaut, das ist jetzt echt peinlich... Sorry."

Der junge Mann lächelte. „Nein, nein, das ist nicht peinlich, ich finde das sehr sympathisch. Und erfrischend, dass eine Frau sich mal nicht total weird verhält, wenn sie vor mir steht..."

„Oh je, so schlimm? Ich dachte, die Zeiten sind vorbei, dass alle Mädels auf Rockbands stehen."

„Offensichtlich nicht", der junge Mann zeigte auf mein Outfit.

„Na, ich bin ja auch nicht alle", ich zwinkerte und nahm einen Zug an meiner Zigarette.

„Du hast Recht. Deshalb würde ich dich gern fragen, ob du noch mit mir nach oben kommst."

Ich lächelte und stippte die Asche weg, bevor ich antwortete. Obwohl er mehr als direkt war, kam es nicht negativ oder plump rüber. Ich war mir sicher, dass er genau wusste, wie er auf Menschen in seinem Umfeld wirkte und dass er sich solche Anmachen leisten konnte. Vielleicht war es aber auch seine Art, herauszufinden, wie sein Gegenüber tickte. Ob er wohl davon ausging, dass ich verwundert über seine offensichtliche Einladung war und ablehnen würde?

„Dann würde ich sagen: ‚Sorry, ich gehe nicht mit Fremden auf's Zimmer'", meinte ich dann augenzwinkernd.

Er lachte kurz auf, steckte sich seine Zigarette zwischen die Lippen und nahm meine freie Hand, um sie mit seinen Händen zu umschließen. „Ich bin Damiano und würde mich sehr freuen, wenn wir unser Gespräch oben fortsetzen könnten."

„Damiano...", murmelte ich und blickte auf seine warmen Hände. Seine Fingernägel waren wie meine schwarz lackiert, nur dass es bei ihm deutlich akkurater und ordentlicher aussah, während mein Nagellack an vielen Rändern schon abgesplittert war.

„Also? Was ist deine Antwort?", fast schon ungeduldig fing er meinen Blick auf, nachdem er meine Hand losließ, und schaute mich erwartungsvoll an. Er war es wohl nicht gewohnt, so lange auf eine Reaktion zu warten, obwohl erst wenige Sekunden vergangen sein müssen.

„Mein Name ist Julia und meine Antwort ist: Si!"

Kurz weiteten sich seine Augen. „Oooh, parli italiano?"

Ich nahm einen letzten Zug an meiner Zigarette und schüttelte den Kopf, während ich den Rauch ausblies. „Scusa, no. Du könntest mir alles erzählen und ich würde nichts verstehen außer ‚Ja', ‚Nein', ‚Bitte' und ‚Danke'."

Nachdem ich meine Zigarette im Aschenbecher ausgedrückt hatte, tat er es mir gleich und schaute mich erwartungsvoll an.

„Dir kann es wohl nicht schnell genug gehen", ich giggelte.

Er zuckte mit den Schultern. „Ich bin einfach nicht so gerne lange draußen, wenn ich meine Ruhe haben will. Wir sind hier zwar etwas geschützt und ich gehe nicht davon aus, dass sie irgendwelche Fans ins Hotel lassen, aber man weiß ja nie. Und in meinem Zimmer könnte ich mich definitiv entspannter mit dir unterhalten..."

„Na, dann los!", ich nickte mit dem Kopf Richtung Hotel, woraufhin er direkt locker seinen Arm um meine Schultern legte und mich in den Innenbereich schob.

Nachdem wir den Aufzug betreten hatten und er den Knopf zu einem Stockwerk gedrückt hatte, schlossen sich die Türen und wir standen uns gegenüber. Erst hier im hellen Licht bemerkte ich, dass er seine dunkel leuchtenden Augen dezent mit schwarzem Kajal betont hatte. Ich studierte sein markantes Gesicht, von den Augen über die Nase bis hin zu seinen Lippen, wo ich etwas länger als beabsichtigt hängen blieb. Mir gingen tausend Gedanken durch den Kopf, von denen der Großteil nicht unbedingt jugendfrei war.

Erst, als sich seine schönen Lippen bewegten und er mich ansprach, konnte ich meinen Blick von ihnen lösen.

„Was geht dir durch den Kopf, Giulia?"

Dass er meinen Namen italienisch aussprach, war irgendwie sexy. Okay, der ganze Mann war sexy.

Ich atmete kurz durch, um meine Fassung wieder zu erlangen und antwortete: „Ich habe mir gerade überlegt, was heute Abend noch so passiert."

Er fing an, dreckig zu grinsen. „Hast du denn keine Angst, dass ich dich ans Bett fessle oder sowas..?"

„Hm, vielleicht würde mir das ja gefallen", ich zwinkerte und bemerkte, wie er große Augen bekam.

„Ich mag deine Schlagfertigkeit", er zeigte kurz anerkennend mit dem Finger auf mich, bevor der Aufzug das Stockwerk erreichte und sich die Türen öffnete.

Wie vorhin legte er wiedereinen Arm um mich und schob mich durch den langen, mit dunkelgrauem Teppich ausgelegten Flur, bis wir vor seiner Zimmertür stehen blieben.

FOR YOUR LOVE - Eine Damiano David FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt