FOR YOUR LOVE - Eine Damiano David Fanfiction

8. ACHT

„Ich vermisse dich"

Ohne weiter nachzudenken, schickte ich den kurzen Satz ab. Bei über vier Millionen Followern landet meine Nachricht sicher irgendwo zwischen hunderttausend anderen und er wird sie nicht weiter beachten, versuchte ich mir einzureden, da ich nach Absenden der Nachricht doch kurz etwas Panik bekam. Zurück auf seinem Profil scrollte ich durch den Feed und schaute mir einzelne Fotos genauer an. In diesem Mann steckte so viel mehr als das, was ich in der einen Nacht von ihm kennengelernt hatte. Auch auf den selbst aufgenommenen, teilweise verwackelten Schnappschüssen strahlte er ein wahnsinniges Selbstbewusstsein aus. Unglaublich, dass ich mit ihm im Bett war. Ich kicherte und legte das Handy kurz weg, um mir eine Zigarette anzuzünden.

Als ich den ersten Zug inhalierte, gab mein Handy einen Ton von sich. Ich schielte auf das Display, das aufleuchtete, und hustete den Rauch erschrocken aus. Ich entsperrte den Bildschirm und klickte auf die Benachrichtigung. Eine Nachricht von Damiano. Er hatte mir tatsächlich geantwortet. Um 4 Uhr morgens. Auf Italienisch. Fuck.

„Sai che non parlo tedesco ;)"

Meine Hände zitterten, als ich die Nachricht kopierte. Zwar wusste ich noch nicht, was der italienische Satz bedeutete, doch schon allein der Umstand, dass er mir direkt antwortete, ließ mir das Herz bis zum Hals schlagen. Ich öffnete den Google Übersetzer, stellte auf Italienisch – Deutsch und fügte den Satz ein.

„Du weißt, ich spreche kein Deutsch ;)"

Hä?

Erst als ich den Chat wieder öffnete, verstand ich: Ich hatte ihm tatsächlich auf Deutsch geschrieben.

„Nevermind, sry drunk Julia is dumb"

„Hahaha"

Während ich auf den Handybildschirm starrte, hatte ich die Zigarette zwischen meinen Fingern ganz vergessen und erschrak, als ein Stück Asche auf mein nacktes Bein fiel. Sie war schon verglüht, dennoch wischte ich sie schnell weg. Ich nahm noch einen Zug, während ich die drei Punkte im Chat aufleuchten sah, die signalisierten, dass er gerade tippte. Kurz darauf folgte eine Nachricht – zum Glück auf Englisch.

„Du vermisst mich? Wir hatten doch besprochen, dass es eine einmalige Sache war..."

Er hatte sich meine Nachricht also auch übersetzen lassen. Ich seufzte. Natürlich hatten wir das besprochen und ich war im Grunde auch fein damit. Ich konnte mir noch immer nicht erklären, woher diese intensiven Gedanken an ihn kamen und plötzlich realisierte ich, dass es wohl keine gute Idee war, im betrunkenen Leichtsinn solche Nachrichten zu verschicken. Während ich mich noch schämte und fieberhaft überlegte, was ich antworten sollte, kam noch eine Nachricht von ihm hinterher.

„Aber ich denke auch manchmal an dich ;)"

„Fuck, warum sagst du sowas? Du bringst mich total durcheinander und mir ist sowieso schon schwindelig..."

„Hahaha sorry not sorry. Wo bist du denn gerade?"

„Zuhause"

„Beweis?"

Ich schüttelte kurz lachend den Kopf, legte meine Zigarette in den Aschenbecher auf dem Tisch und machte ein Foto, auf dem meine Beine auf dem Tisch der kleinen Sitzgruppe zu sehen waren und im Hintergrund mein Bett. Nachdem ich es verschickt hatte, ließ seine Antwort nicht lange auf sich warten.

„Du verarschst mich. Das ist doch nicht dein Zimmer. Hast du dir einen Prinzen aufgerissen?"

„Ich hab dir doch gesagt, dass ich in einem Schloss wohne :D"

„Ja, als die Whiskeyflasche schon fast leer war und wir nur noch dummes Zeug geredet haben"

„Kinder und Betrunkene sagen immer die Wahrheit"

„Also stimmt es auch, dass du mich vermisst?"

„Ich fürchte ja..."

Ohne weiter darauf einzugehen, schickte er mir plötzlich eine Handynummer mit italienischer Vorwahl. „Ruf mich per Videocall an", schrieb er dazu.

Schnell speicherte ich die Nummer ein und öffnete WhatsApp. Ich war total von meinen Gefühlen geleitet, die Vernunft hatte Sendepause. Und meine Gefühle sagten, dass ich ihn jetzt definitiv sehen und mit ihm sprechen wollte. Nachdem ich seinen Chat geöffnet und auf die kleine Videokamera geklickt hatte, dauerte es keine zwei Sekunden, bis er den Anruf annahm. Als ich ihn sah, stockte mir kurz der Atem. Obwohl ich vor wenigen Minuten noch seine Instagram-Fotos gesehen hatte, hatte ich fast schon wieder vergessen, wie gut er aussah. Er schien im Bett zu liegen, seine Haare waren etwas zerzaust und er war nackt. Zumindest obenrum. Doch das reichte schon für mein Kopfkino.

Während ich ihn durch den Handybildschirm noch anschmachtete, fraget er direkt und ohne Begrüßung: „Hast du geweint?"

„Was, warum?", ich löste meinen Blick von ihm und schaute mich selbst in dem kleinen Bildchen rechts unten an. Tatsächlich war mein Augen-Make Up sehr verschmiert und mehrere schwarze Streifen waren wie von Tränen nach unten gelaufen. „Oh fuck", ich lachte, weil ich wirklich verheult aussah und erklärte dann, dass ich mich vorhin mit Wasser im Gesicht erfrischt hatte und danach nicht mehr in den Spiegel geschaut hatte, während ich die verwischte Schminke notdürftig mit den Fingern wegmachte.

Wir quatschten kurz über meinen Abend auf der Party, er erzählte, dass er eigentlich schon längst geschlafen hatte, aber durch das laute Donnern eines nächtlichen Gewitters aufgewacht war und er dann ebenfalls nur kurz sein Instagram checken wollte und ihm meine Nachricht dann tatsächlich ganz oben angezeigt wurde. Auf dem kleinen runden Profilbild habe er mich sofort erkannt, obwohl mein Nickname auf Instagram so gar nichts mit meinem echten Namen zu tun hatte.

Ich führte ihn ein wenig durch mein Zimmer, da er mir immer noch nicht glaubte, dass ich tatsächlich mit solch „royalen" Möbeln, die auf dem Foto zu sehen waren, lebte. Da sich das Hotel in einem ehemaligen Schloss befand, waren alle Zimmer entsprechend eingerichtet. Mir gefiel das Bett mit dem gold-schnörkeligen Kopfteil und ich behielt bei meinem Einzug auch die Sitzgruppe, deren beide Sessel und das Sofa ebenfalls aus gold lackiertem Holz bestanden und mit dunkelrotem Samt bezogen waren. Außerdem ließ ich die großmusterige dunkle Tapete an der Wand, an der das Bett stand. Der Rest des Zimmers war schlicht gehalten, weswegen ich das nicht noch explizit zeigte.

Wir quatschten noch eine knappe Stunde, bis ich fast im Sitzen einschlief. Wie nach unserer Nacht im Hotel verabschiedeten wir uns, als es draußen schon langsam dämmerte und der Tag anbrach.

---------------------------------------------------
Da gab es dann wohl doch ein Wiedersehen, wenn auch nur durch den Handybildschirm. :)
Mit diesem Kapitel verabschiede ich mich ins Wochenende, kommende Woche geht's dann aber direkt weiter. ♥