15. QUINDICI

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„Von meiner Seite aus ist es auch exklusiv", entgegnete ich ohne nachzudenken.

Damiano riss die Augen auf, als sei er überrascht darüber. „Aber... was hält uns dann noch auf? Ich meine, dann könnten wir doch endlich...?"

Noch bevor er zu Ende gesprochen hatte, fiel ich ihm ins Wort. Ich wollte es einfach nicht hören. „Nein, ich... ich kann das eben nicht."

Er schnaubte und schüttelte den Kopf.

„Was?!", ich fühlte mich plötzlich sehr unter Druck gesetzt und seine Gestik machte mich irgendwie etwas aggressiv.

„Ich glaube, du bist hier die letzte, die so zickig sein sollte", entgegnete er angriffslustig.

Schnell schaukelte sich die Situation weiter hoch und wir diskutierten immer lauter miteinander.

„Warum zickig? Ich sage dir, dass ich das nicht kann, und du reagierst so genervt."

„Ja, weil es mich auch unglaublich nervt! Wie würdest du dich fühlen, wenn du zu mir sagst, dass du dich verliebt hast und ich immer nur sage ‚Ich kann das nicht'?"

„Gefühle kann man eben nicht erzwingen", meinte ich etwas leiser.

Damiano lachte nur verbittert auf. „Jetzt komm mir bitte nicht damit. Ich lege meine Hand dafür ins Feuer, dass du auch Gefühle für mich hast. Hier geht es doch um etwas ganz anderes: Du bist zu feige, zu deinen Gefühlen zu stehen. Du kannst – oder willst – sie dir nicht mal selbst eingestehen, sonst würden wir jetzt nicht hier stehen."

„Wie kommst du denn zu der Annahme?", mich ärgerte es, dass er dachte, er wüsste genau, was in mir vorging. Auch wenn er vermutlich voll ins Schwarze traf.

„Dein Ernst? Ich kenne dich mittlerweile auch schon etwas länger und so geheimnisvoll, wie du immer tust, bist du nicht."

Ich hob eine Augenbraue. „Und selbst wenn – warum akzeptierst du nicht, was ich sage? Es gibt Gründe für mein Verhalten, die ich dir schon erklärt habe. Es ist nicht immer alles so einfach, wie du es dir in deinem jugendlichen Leichtsinn vorstellst."

„Ah, jugendlicher Leichtsinn? Ist das Alter jetzt plötzlich doch ein Thema für dich? Oder ist das vielleicht insgeheim der Grund, warum du dich so anstellst?"

„Schwachsinn..."

„Wie auch immer. Ich sage dir jetzt was: Wenn das so weitergeht, dann kann ich das bald nicht mehr. Es geht hier verdammt nochmal nicht nur um dich. Du tust nur das, womit du dich gut fühlst, aber wie es mir dabei geht, ist dir völlig egal. Mir tut das alles verdammt weh, verstehst du?"

Ich senkte meinen Blick, biss mir auf die Unterlippe und blieb stumm. Ich wusste nichts mehr zu erwidern und hatte Angst, dass egal was ich nun sagte, es die Situation noch schlimmer machen würde.

Als die Stille fast unerträglich wurde, stand Damiano auf, sammelte seine Kleidung vom Boden auf und verließ das Zimmer.

Ich stand die ganze Zeit im Türrahmen zum Bad, ließ mich nun aber zu Boden sinken und lehnte mit dem Kopf am dunkeln Holz des Rahmens. Jetzt bräuchte ich eigentlich einen Rat meiner besten Freundin, aber mein Handy war in meiner Handtasche, die noch in der Küche auf dem Rollkoffer stand. Im Moment war ich aber noch zu stolz und wollte es nicht so aussehen lassen, dass ich Damiano direkt hinterher lief. Daher wartete ich noch einige Zeit, versuchte einen klaren Kopf zu bekommen und scheiterte.

Beim Revue passieren-Lassen der Diskussion kam ich mir selbst lächerlich vor. Was zur Hölle war denn mein Problem? Ich hatte natürlich Angst, dass mir so etwas wie mit meinem Ex nochmal passiert, aber erstens sollte ich langsam darüber hinweggekommen sein und zweitens hat mir Damiano bisher keinen Grund gegeben, daran zu zweifeln, dass er es ernst meinte. Ich konnte ihm nicht einmal böse sein für das, was er mir eben an den Kopf geworfen hatte, denn – und das wurde mir leider erst in diesem Moment klar – ich hatte mir tatsächlich nie Gedanken darüber gemacht, wie es ihm wohl ginge.

„Fuck", seufzte ich und stand wieder auf. Ich ging aus dem Schlafzimmer und tapste barfuß über die kalten Fliesen und die Treppe nach unten. Am Treppenabsatz, von dem aus man fast direkt in die offene Küche kam, sah ich schon die offene Tür zum Garten. Draußen war es kühl geworden, doch der Steinboden der Terrasse hatte noch Wärme von tagsüber gespeichert.

Damiano saß mit dem Rücken zu mir an einem Tisch, der etwas entfernt auf der Wiese stand. Er hatte sich wieder angezogen und blies große Rauchwolken in die Dämmerung. Langsam ging ich auf ihn zu. Nachdem ich den Pool passiert hatte und die Terrasse endete, betrat ich das Gras, das kalt und etwas feucht war. Ich schauderte und wickelte den Bademantel enger. Stumm setzte ich mich auf einen Stuhl ihm gegenüber und Damiano schaute kurz auf. Dann schob er ungefragt sein Zigarettenpäckchen über den Tisch und stellte den Aschenbecher in die Mitte. Ich steckte mir eine Zigarette an und nahm einen Zug.

„Es tut mir leid", sprachen wir beide gleichzeitig aus und Damiano lächelte kurz. Dann fuhr er fort: „Ich wollte nicht so ungerecht sein."

„Was? Nein, du hast doch Recht. Ich war so egoistisch und habe nicht darüber nachgedacht, wie das für dich sein muss. Aber ich wollte dir niemals weh tun..."

„Und ich wollte dich nicht verletzen mit irgendwelchen Insta-Posts. Ich habe mir einfach nichts dabei gedacht, weil es nur Ethans Schwester war. Hätte ich gewusst, dass dich das so bewegt, hätte ich vielleicht eher drauf geachtet, was ich poste..."

„Wer ist Ethan?", fragte ich, ohne auf den weiteren Inhalt seiner Aussage einzugehen.

Damiano lachte. „Sorry, ich vergesse immer, dass du nicht drin bist im Måneskin-Game. Ethan ist unser Drummer."

„Oh, ich sollte mich dringend mal einlesen. Oder könntest du es verschmerzen, wenn deine Freundin keine Ahnung hat von deiner Band?"

Erst zwei Sekunden später registrierte ich, was ich da eben gesagt hatte, und schlug mir die Hand vor den Mund. „Oh fuck...", nuschelte ich und schaute Damiano schuldbewusst an.

Seine Augen verloren den Glanz, den sie eben noch hatten, als er verstand, dass ich es nicht so gemeint hatte, wie es für uns beide gerade rüber gekommen ist. Es versetzte mir einen Stich ins Herz und ich hätte mich ohrfeigen können dafür, dass mein Mund schneller als mein Kopf war.

Damiano seufzte. „Ich verstehe schon. Meine rein hypothetische Freundin und so weiter. Ich fände es schön. Ich würde mich freuen, wenn sie so wäre wie du, und wir uns völlig unvoreingenommen kennenlernen könnten. Und klar wäre es cool, wenn sie auch ein Hotel im Familienbesitz hätte, falls es bei mir mit der Musik mal nicht mehr so läuft..."

Er grinste und ich schüttelte ebenfalls schmunzelnd den Kopf. Damiano schaffte es immer wieder, unangenehme Situationen zu wenden und irgendwelche Witze darüber zu reißen. Und doch hinterließ es diesmal länger als sonst ein unangenehmes, irgendwie beklemmendes Gefühl in mir...

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Hellooo ihr Lieben,
hier das Kapitel zum Wochenende.

Was meint ihr, kommt Julia jetzt endlich mal auf den Trichter und es gibt ein Happy End, oder wie geht es weiter? :)
Ich weiß es schon, aber mich würden eure Gedanken brennend interessieren. :)

Bis nächste Woche. ♥♥♥

FOR YOUR LOVE - Eine Damiano David FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt