Vierunddreißig

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Ich stellte mir küssen immer wie auf Wolken gehen vor. Beinahe schweben, Schmetterlinge im Bauch und ein Kribbeln auf den Lippen spüren. Natürlich konnten Küsse auch wild, verlangen und fordernd sein, allerdings sollte mein erster Kuss nicht stürmisch, sondern schön werden.

Ich hatte noch nie jemanden geküsst.
Und ich tat es auch jetzt nicht.
"Bis bald", verabschiedete sich Jason und reichte mir die Hand. Er lehnte sich zurück und ich schlug ein.

"Ja, b-bis bald", brachte ich mühsam hervor.

Ich öffnete die Haustür, Jason ging, ohne sich noch einmal umzudrehen. Ein wenig geknickt schloss ich die Tür und lehnte mich von innen dagegen. Ich seufzte.

Schließlich trottete ich zurück in die Küche zu meinem grinsenden Bruder.

"Was ist?", fragte ich Liam schroff. Ich hatte das Gefühl, dass etwas vor sich ging und nur ich mal wieder nichts davon mitbekam. Mit einem frechen Grinsen im Gesicht, aber trotzdem genervt, kniff ich die Augen zusammen.

"Nichts", war Liam erste Antwort. Und kurz darauf: "Er ist ein netter Kerl. Vielleicht auch ein Guter. "

Als mein Bruder hoch und in mein fragendes Gesicht sah, erklärte er: "Jason scheint anständig zu sein, er könnte einen guten, echten Freund abgeben."

"Wir sind Freunde, also gute Freunde."
Ich schüttelte den Kopf. "Also echte Freunde, er ist ein echter Freund."

"Ja, aber er ist nicht dein echter Freund!", meinte mein Bruder vorwurfsvoll und endlich verstand ich, was er hatte ausdrücken wollen.

"Ja, nein, das ist er nicht", antwortete ich kopfhängend und wurde immer leiser. Vom echten Freund war Fake-Angelo meilenweit entfernt.

"Wenn es dich bedrückt, warum ändert du es nicht?", fragte Liam, der mich wieder mal besser kannte, als es mir lieb war.

Ich stöhnte genervt auf.

"Hör zu. Diese Beziehung zwischen mir und ihm ist fake. Ich spiele den anderen damit einen Streich. Das wird lustig. Wenn er mit mir auf dem Abiball auftaucht, werden alle glauben, dass er mein Freund sei. Keiner wird sich mehr über mich lustig machen. Genau ab dem Moment wird mein Leben perfekt laufen."

Erst jetzt realisierte ich, dass ich meine Vorstellungen, wie das Ganze ablaufen sollte, mit Mimik und Gestik untermalt hatte. Ich ließ den verträumten Ausdruck auf meinem Gesicht verschwinden und blickte meinen Bruder ernst an.

"So wird es ablaufen. Und nicht anders!", bevor Liam Widerspruch einlegen konnte, zog ich mich in mein Zimmer zurück, wo schon ein Berg an Hausaufgaben auf mich wartete.

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Hey,
ich melde mich auch mal wieder zurück. Vorerst mit einem sehr kurzen Kapitel, aber ich werde mich bessern. 😉

Ich habe vor, über die freien Tage mehr zu schreiben und hoffentlich auch mehr zu veröffentlichen.

Bis dahin, bleibt gespannt.

Eure minaderie!

Wer ist Angelo?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt