Kapitel 6# „Vergeudete Zeit" (VAR1)

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Die Sirenen eines Krankenwagens läuteten. Das Fahrzeug zischte mit hoher Geschwindigkeit durch die regnerischen Straßen und hupte mehrere Male, um die anderen Fahrzeuge auf sich aufmerksam zu machen und Platz zu schaffen.

(Ein Unfall?)

Die Sanitäterin hielt die Tasche des Notarztes in ihren Händen und überprüfte auf dem Meldeempfänger den Tatbestand.

„So wie es eine Passantin erklärte, handelt es sich um eine junge Frau, die bewusstlos auf dem Boden liegt".

„Ist Sie verletzt?".

„Wahrscheinlich. Wie die Passantin mitbekam, stritten zwei Personen, ein junger Mann, der sich in einem Auto befand und eine junge Frau, die neben der Fahrertür stand und sichtlich wütend gegen den vorderen Reifen mit ihrem Fuß trat".

Die Sanitäterin wirkte aufgebracht, behielt aber ihre Nerven, ohne lautstark zu reden. Sie dachte an einen ähnlichen Fall, an dem sie vor einiger Zeit beteiligt war, wo ein Mann seine Kinder misshandelte und die Ehefrau, ihm, mit einem Brecheisen hinterherrannte. Worauf sie, das Auto mit dem Brecheisen demolierte. Der Ehegatte verschanzte sich im Wagen und legte den Rückwärtsgang ein. Er fuhr seine Frau erst an, wodurch sie dann auf den Boden fiel. Ohne jegliches Gewissen, dass er seine Frau schon anfuhr, weswegen diese auf dem Boden lag, fuhr er im Rückwärtsgang über ihren gesamten Körper, weswegen sie durch innere Blutungen verstarb.

Bei seiner Aussage vor Gericht, nannte er es einfach „Unfall". Es war ein „Unfall", seine Frau zu überfahren. Dabei anzumerken, weinte er bei seiner Aussage nicht einmal.

„Wie weit haben wir es noch?".

Der Fahrer schaute auf den Navigator, der an der Windschutzscheibe angebracht war.

„Eine Straße weiter und wir sind da".

Am Unfallort angekommen, zwei ältere Damen knieten vor einer am Boden liegenden Frau, die in den Armen eines älteren Mannes lag.

Der Mann trauerte und schrie. Er hielt den Kopf des Opfers an seiner Wange, verzweifelt, küsste er dabei dem Opfer auf die Stirn und drückte seine Augen fest zu.

„Oh mein Kind..., mein schönes Mädchen... Bitte Gott, nimm mir Sie nicht weg! Nimm doch mein Leben!".

Der Notarzt sprang sofort aus dem Krankenwagen und bat um Abstand.

Der ältere Mann wirkte sichtlich angeschlagen und zitterte an seinen Armen.

„Könnten Sie ihr helfen?! Bitte, Hilfe!".

Mit einem Stethoskop, überprüfte man den Herzschlag des Opfers. Ihr Herz schlug, aber auffällig langsam. Der Notarzt schaute sich den Körper genauer an und bemerkte etwas unstimmiges, unterhalb vom Bauch. Er setzte seine Handflächen leicht an der Hüfte von der jungen Frau an und fasste auf, dass sich der Beckenknochen komplett verschoben hatte, eventuell, gebrochen war.

„Sie müssen die Frau gleich loslassen. Wir bringen sie mit der Liege in den Krankenwagen und schaffen Sie sofort ins Krankenhaus".

Der Notarzt legte sanft seine Hände auf die Arme des Mannes, der verzweifelt das Opfer umklammerte.

„Beruhigen sie sich bitte und helfen sie uns, um Sie auf die Liege zu tragen. Wir heben sie nur leicht hoch und schieben die Liege unter ihren Körper".

„Ich... Ich..., werde, ja....".

Innerhalb des Krankenwagens nahm man ihr Blut ab und überprüfte weiterhin ihren gesundheitlichen Zustand.

Der ältere Mann schritt ebenso in den Krankenwagen, ohne dass es der Notarzt direkt bemerkte.

„Entschuldigen Sie, sind Sie ein Bekannter oder Verwandter?".

Bedauere, dass ich mich dem hingebe...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt