Eisschmelze

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Geschichte zu der Schreib-Inspiration:
"Welt aus Eisbergen"

Sie lächelt an der Kasse. Ihre Haare sind zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Es ist verdammt kalt in dem Laden, deswegen bekommt Sie eine leichte Gänsehaut. Die Waren liegen bereits auf dem Fließband und Sie wartet darauf sie in den Wagen zu räumen. Die Kassiererin blickt kurz auf als Sie an der Reihe ist und murmelt einen schnellen Gruß. Dann fegt sie die Sachen über den Scanner und Sie hat Mühe ihre Einkäufe schnell genug umzupacken.
„20 Euro und 45 Cent bitte.“ Die Kassiererin guckt Sie wartend an. Schnell greift Sie nach ihrem Portmaine und zieht ein paar Scheine raus. Während die Kassiererin nach dem Rückgeld kramt, packt Sie schnell die restlichen Sachen in den Wagen, nimmt das Geld entgegen und schiebt den Wagen von der Kasse weg.
„Schönen Tag noch.“ Sie ist sich nicht sicher ob ihre Verabschiedung laut genug war. Wahrscheinlich sind die Worte im Lärm des Supermarktes untergegangen. „Macht nichts“, denkt Sie und geht zum Parkplatz. Die Frau an der Kasse ist bereits mit dem nächsten Kunden beschäftigt. Hier im Supermarkt sind Hallo und Tschüss nur Floskeln, die man sagt um etwas gesagt zu haben.  Damit die Stimmung nicht ganz so eisig ist. Sie steht jetzt vor ihrem Auto und packt die Einkäufe in den Kofferraum. Als Sie den Wagen zurückbringt steht eine Frau vor ihr und kramt in ihrem Portmanie.
„Haben sie keinen Euro für den Einkaufswagen?“ Die Frau nickt und hebt ratlos die Schultern.
„Normalerweise habe ich immer Kleingeld dabei.“
„Kein Problem, sie können meinen Wagen nehmen!“ Sie schiebt der Frau den Wagen zu.
„Danke! Vielen Dank!“ Die Frau steckt das Portmanie in eine rote Einkaufstasche und lächelt Sie aus eisblauen Augen an bevor sie den Laden betritt. Zurück am Auto steigt Sie ein und fährt los. Sie ist fast Zuhause. Es ist so kalt. Sie reibt sich über die Arme. Oben in der Wohnung erwartet Sie ihr Verlobter. Er hilft ihr beim Einräumen der Einkäufe und nimmt Sie kurz in den Arm. Sein Blick ist kalt.
„Schön, dass du da bist.“ Die Worte dringen durch Sie hindurch. Sie nimmt sie kaum wahr.
„Ich freue mich auch dich zu sehen.“ Er lächelt ganz zaghaft. Dennoch bleibt sein Blick unverändert.
„Möchtest du noch etwas rausgehen? Das Wetter ist schön.“ Sie nickt und greift nach ihrer Jacke und er nimmt ihre Hand in seine. Sie laufen durch den Park. Seine Hand liegt kühl in ihrer. Sie kann sie kaum fühlen. Sie zittert ein wenig und schaut in die Baumkronen. Erst jetzt fällt ihr auf, dass dort Vögel sitzen. Die Tiere singen ihnen ein Lied. Haben sich die Töne schon immer so stumpf angehört? Der Himmel ist grau. Dicke Wolkenschichten haben sich vor die Sonne geschoben und stehen still in der windlosen Luft. Frost glitzert auf dem Rasen.
„Schönes Wetter, sagtest du?“ Sie sieht ihren Verlobten mit hochgezogenen Augenbrauen an. Er entzieht ihr seine Hand und verschränkt die Arme vor der Brust.
„Windstill, kühl und ruhig. Schönes Wetter.“ Sie nickt.
„Ja, ruhig. Das stimmt.“ Die Beiden gehen stumm nebeneinander. An ihrer Hand glitzert schwach der Verlobungsring. Sie streicht mit ihrem Finger über das kalte Metall. Der Diamant sieht aus, wie ein großer Eiskristall. Auf ihrem Weg laufen sie an einem Spielplatz vorbei. Die Kinder spielen Fangen und springen auf den Spielgeräten umher. Ein kleiner Junge fällt hin und beginnt zu weinen. Seine Mutter steht sofort neben ihm. Ihr Gesicht ist in besorgte Falten gelegt. Doch als sie merkt, dass alles gut ist nimmt sie ihr Kind in den Arm und lacht.
„Alles gut, Ben!“ Ihr Lachen klingt ehrlich und unbefangen. Und als sie dort sitz und fröhlich in den Himmel schaut, kommt ein Wind auf. Pfeifend fegt er durch den Sand und wirbelt ihn hoch. Starke Windböen wehen die Wolken fort. Sie und Er betrachten ergriffen die Sonnenstrahlen, die jetzt auf den Frost fallen. Anna greift nach Tims Hand, stellt sich auf die Zehenspitzen und küsst ihn sanft.
Und als die Sonne auch endlich sie berührt, beginnen sie, langsam aufzutauen.

Fazit:

Ich bin tatsächlich total stolz auf das Ende dieser Geschichte. Ich bin es gewohnt Fantasy-Geschichten zu schreiben und normalerweise hätte ich immer eine Eiswelt zu diesem Thema erschaffen. (Darauf habe ich auch immer noch Lust) Aber in diesem Fall wollte ich das Thema realistisch umsetzen. Und ich finde die Idee echt toll! Die Geschichte ist nicht lang und ich hab sie entsprechend schnell runtergeschrieben. Aber ich finde das überhaupt nicht schlimm. Ich finde das zeigt nur wie inspiriert ich war!

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