Kapitel 9

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Seit ihrem gemeinsamen Frühstück waren mehrere Wochen vergangen. Pansy hatte Hermine seit diesem Zeitpunkt recht selten gesehen. Hermines Outing schien dieser recht viel bedeutet zu haben, denn sie hatte mit Pansy an diesem Abend noch lange darüber geredet. Und dass Hermine Granger bisexuell war, war etwas, das in Pansy in den letzten Wochen eindeutig zu viel Hoffnung erzeugt hatte. Leicht schüttelte Pansy den Kopf, während sie den ersten sauberen Teller aus dem Spülbecken zog. Das ganze musste unbedingt aufhören.

Ein Klingeln riss sie aus ihren Gedanken. Sie lief zur Tür, vor der Hermine stand. Sie strahlte Pansy schon wieder so entwaffnend an, dass diese wegschauen musste. "Pansy...?" Nun war Pansy wohl gezwungen, ihr doch in die Augen zu sehen. In ihre wunderschönen Augen. "Gut. Harry möchte heute zum Essen kommen und da ich weiß, dass Draco heute auch zu dir kommen wollte, dachte ich, man könnte das ganze ja verknüpfen." Interessiert schaute Pansy auf: "Weißt du denn, wie ihr Gespräch verlaufen ist?" Hermine schüttelte bedauernd den Kopf. "Nein, leider nicht. Aber ich hoffe mal, dass die beiden sich näher gekommen sind, denn dann wird es einfacher, wenn wir Kuplerinnen spielen müssen." Pansy lächelte: "Dann wollen wir mal zwei traurige Leute um einiges glücklicher machen!"

Seit 2 Stunden standen Pansy und Hermine nun in der Küche, um ein richtig gutes Essen zuzubereiten. Gerade hatte Hermine die Platte in den Ofen geschoben und nun lehnte sie sich an eben diesen. Ihre Haare lagen unordentlich über ihren Schultern und eine Strähne hing ihr ins Gesicht. Sie pustete sie weg, nur, damit sie ihr wieder ins Gesicht fiel. Pansy trat ohne weiter darüber nachzudenken auf Hermine zu und strich ihr die Strähne langsam hinters Ohr. Hermine hob ihren Blick und schaute direkt in Pansys Augen. Pansy wurde erst jetzt bewusst, wie verdammt nah die sich waren. Viel zu nah. Sie sah unsicher in Hermines Augen, doch in diesen konnte sie auch nichts hilfreiches finden. "Wie lange muss die Gemüseplatte im Ofen bleiben?"
"Was?" Etwas dümmlich schaute Pansy Hermine an, bis sie den Sinn der eben gesagten Wörter verstehen konnte. "Achso, ja." In einer fahrigen Bewegung griff sie nach einem Glas Wasser und trat einen Schritt zurück. "Noch 20 Minuten, glaube ich." Hermine nickte und wandte sich der Spüle zu. Pansy wollte eigentlich gerade auf Hermine zugehen, als sie ein Klingeln hörte. So entfernte sie sich gezwungenermaßen von Hermine und ging zur Tür.

Als sie diese öffnete, standen dort Draco und Harry. Draco sah aus wie immer, während Potter sich extra hübsch gemacht hatte. Sogar seine Haare saßen einigermaßen, allerdings hatte er auch mindestens 2 Kilo Haargel darin. "Hallo, Draco, hallo, Po-Harry. Kommt doch rein!" Pansy lächelte und trat zur Seite. Sie hatte keine Lust, Zeit mit den beiden zu verbringen, viel mehr wollte sie allein mit Hermine sein. Harry hängte seine Jacke auf und musterte Pansy misstrauisch. "Wo ist Mine?" "Küche." Harry lief sofort in die Küche und umarmte seine beste Freundin stürmisch. Draco neben Pansy erhob seine Augenbrauen und musterte die beiden... eifersüchtig? "Stehst du auf Harry?" Pansy hatte sich auf die Zehenspitzen gestellt und flüsterte direkt in Dracos Ohr. "Auf Potter? Spinnst du?" Mehr sagte Draco zwar nicht, aber seine Mimik sprach Bände. Pansy war sich nun sehr sicher: Draco war eifersüchtig auf Hermine. Leicht grinste sie. Es war bisher nur eine Vermutung gewesen und nun wusste sie ganz sicher, dass aus Draco und Harry etwas werden würde, wenn die beiden sich überwinden würden, aufeinander zuzugehen.

Sie traten in die Küche. Harry saß bereits und Hermine stellte gerade das Essen auf den Tisch. Es gab einen Auflauf mit viel Gemüse und Käse. Zufällig wusste Pansy, dass Draco solche Aufläufe liebte. Sie hoffte, dass Draco so über den Abend langsam auftauen würde. "Und, wie ist es euch in der letzten Zeit so ergangen?" Hermine nahm sich etwas vom Auflauf und schaute interessiert zu Draco und Harry. Harry antwortete als erstes: "Es ist alles soweit gut. Ich musste in letzter Zeit viel arbeiten, aber ich habe ja auch jetzt viel mehr Zeit. Seit ich mich von Ginny getrennt und mich geoutet habe, meine ich." Der Blick, den Draco Harry zuwarf, war unbezahlbar. Wären die beiden nicht noch abwesend gewesen, hätte Pansy bestimmt laut gelacht. So schaute sie aber nur kurz zu Hermine, um in ihren Augen ebenfalls ein gewisses Amüsement zu vernehmen. "Und bei dir, Draco?", nahm Hermine wieder den Faden auf, "Wie läuft es so in deinem Leben?" Draco lehnte sich leicht zurück und schaute Hermine direkt an, während er antwortete: "Auch ganz gut, eigentlich. Ich habe endlich einen Job bekommen- in einer Autowerkstatt. Ich habe gehört, Pansy arbeitet jetzt beim Frisör? Auch wenn ich sie natürlich vermisse, bin ich froh, dass es ihr hier besser zu gehen scheint." Er lächelte Hermine freundlich an und Pansy fühlte sich wie die glücklichste Person auf Erden. Die beiden Menschen, die ihr im Moment am wichtigsten waren, schienen sich endlich besser zu verstehen und ihre Feindschaften begraben zu haben. Glücklich schob sie sich eine Gabel mit Kartoffeln, Karotten und Käse in den Mund. Dieser Abend würde toll werden.

"Verschieden und doch so gleich"Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt