Kapitel 5

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"Meine Haare schneiden lassen, ob du es glaubst oder nicht." Genervt ließ Hermine sich auf den erstbesten Stuhl, der sich ihr bot fallen. "Okay, okay, komm runter!" Pansy trat hinter Hermine und fragte sie in ihrer freundlichsten Stimme nach ihren Wünschen. Von da an funktionierte alles erstaunlich gut. Hermine ließ Pansy einfach das machen, was diese für richtig erachtete und Pansy machte ihren Job, während sie heimlich Hermines Locken bewunderte. Solche Haare hätte sie manchmal auch gerne. Ihre waren zwar leichter zu handhaben, aber Hermines waren so viel schöner und auch nicht ansatzweise so langweilig.
Als Pansy ihr Werk vollendet hatte, war sie ziemlich zufrieden mit sich selbst. Wer hätte gedacht, dass sie so gut im Haare schneiden sein würde? Auch Hermine schien wirklich begeistert:"Woooow, Parkinson! Das ist der W-A-H-N-S-I-N-N !" Ehe sich Pansy versah, fand sie sich in einer festen Umarmung wieder. "Granger, komm runter, ich hab nur meinen Job getan!" Augenblicklich ließ Hermine sie los. Kurz wirkte sie gekränkt, doch sogleich kam ihre übermäßige Euphorie wieder. Sie hielt Pansy ihr Geld hin und fragte währenddessen ganz unschuldig:"Hättest du vielleicht mal Lust, mit mir und meinen Freundinnen in die Stadt zu fahren?" Kurz überlegte Pansy, ob sie ja sagen sollte. Das war nettes Angebot und eigentlich hatte sie ja doch nichts besseres zutun. Sie holte tief Luft, bevor sie entschieden:"Nein!", sagte und Hermine dabei regelrecht aus dem Laden schubste. Diese sah Pansy beleidigt an, bevor sie erhobenen Hauptes weg stolzierte.

Genervt drehte Pansy sich um. Was war nur falsch mit Granger?! Sie waren jahrelang Feinde gewesen! Warum tat sie jetzt plötzlich so, als wäre nie etwas gewesen? Pansy starrte in den Spiegel. Ihr Gesicht war blass, ihre Augen und Haare dunkel, alles war genau so wie früher, oder?

Nein.

Nein, dass war es nicht und das wusste sie genau. Sie bereute vieles aus ihrem alten Leben. Dass Hermine jetzt plötzlich so nett war, verwunderte Pansy. Außerdem verunsicherte es sie. Sie wusste nicht mehr, wie sie sich verhalten sollte. Früher hatte sie Hermine mit Ignoranz und Abscheu gestraft. Aber jetzt, wo es so schien, als sei Hermine gewillt, ihr eine zweite Chance zu geben, da war alles anders. Vielleicht wollte Pansy es ja doch? Immerhin war sie mit dem Vorsatz in diese Stadt gegangen, neue Freunde zu finden. Warum sollte sie es nicht wenigstens probieren? Sie rannte aus dem Laden:"Hermine, warte!"

Verdammt! Was sollte er jetzt nur tun? Wütend schlug Draco mit der flachen Hand auf die Tischplatte vor ihm. Wieso war er das ganze nur so angegangen? Jetzt war Pansy endgültig weg. Er dachte ja wirklich, er könnte etwas damit erreichen. Er hatte gedacht, dass Pansy ihn vielleicht noch liebte, dass sie sich freuen würde, zu hören, dass Draco sie liebte. Es hatte nicht geklappt. Dabei wollte Draco doch gar nichts von Pansy. Er hatte nur Granger finden wollen. Jetzt gab es dazu aber keine Gelegenheit mehr. Pansy dachte nun, er würde sie lieben. Aber wenn er ihr erklärte, was er wirklich mit diesem Geständnis bezweckt hatte, würde er zugeben, dass er Pansy nur ausnutzen wollte, um an Granger heranzukommen und diese nach Potter zu fragen. Und sie hatten sich doch einst geschworen, sich gegenseitig nicht mehr auszunutzen. Er hatte dieses Versprechen gebrochen. Für Potter.

"Granger, Bitte!" Keuchend kam Pansy bei Hermine an und riss sie an der Schulter herum. "Hermine, bleib bitte stehen." Diese sah sie verletzt an:" Warum sollte ich? Ich bin ja scheinbar immernoch das kleine, wertlose Schlammblut für dich, Pansy Parkinson!" Pansy schüttelte den Kopf:" Hermine, hör mir gut zu:
Es ist manchmal wirklich schwer für mich, neu zu beginnen. Deshalb bin ich überhaupt in dieses Dorf hier gekommen. Weil es hier ruhig, leer und einfach ist. Dann habe ich dich getroffen. Es hat Wunden aufgerissen, deren Ausmaß du dir wahrscheinlich leider vorstellen kannst. Du hast die ganze schmerzhafte Vergangenheit auf einmal wieder wachgerufen. Und doch warst du so nett zu mir. Wieso? Ich kann es mir nicht erklären. Ich war eine schreckliche Person, was macht dich so sicher, dass ich es nicht mehr bin? Ich habe dich beleidigt und gedemütigt über Jahre. Nicht nur dich, alle, die mir nicht gepasst haben. Es ist schwer für mich, jetzt plötzlich umzuschalten, aber ich bitte dich, es nochmal zu versuchen. Ich kann nicht versprechen, dass es klappt und dass wir von heute auf morgen beste Freundinnen werden, aber wir könnten es versuchen, sofern du noch möchtest."

Sie hatte sich geändert. Sowas hätte sie früher nie gesagt. Zu niemandem. Doch als Hermine sie mit Tränen in den Augen anlächelte, wusste sie, dass es das Richtige gewesen war.

"Verschieden und doch so gleich"Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt