Alte Gefühle - JBB

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Da steht sie.

Sie das Mädchen, welche ihrer Großmutter so unfassbar ähnlich sieht. Ihre langen, braunen Haare fallen ihr leicht gelockt über die Schulter. Ihr Großmutter kannte ich nur mit einer recht strengen Flechtfrisur aber aus unerklärlichen Gründen hab ich mir sie genauso mit offenen Haar vorgestellt.

Melody oder Mel, wie sie alle nennen, steht im Garten ihres Hauses, spielt mit ihrem Hund und hat das selbe warmherzige, große Lächeln auf den Lippen, wie ihre Großmutter einst.

Und ich? Ich stehe in dem Wald, welcher an ihren recht großen Garten anschließt und beobachte sie.

Sie sieht so glücklich und aufgeschlossen aus, dass es mir glatt das Herz erwärmt.
Ich war damals unsterblich in ihre Großmutter verliebt aber hab es ihr nie gesagt. Sie schien mir so unerreichbar.
Ja für mich gab es jemanden unerreichbaren. Ich hatte mit Steve darüber gesprochen und beschlossen ihr meine Gefühle zu gestehen, wenn ich wieder zurück bin.

Doch ich kam leider erst knapp 70 Jahre später zurück und musste feststellen, dass sie leider schon Tod ist.

Nachdem ich mich also auf die suche nach ihrem Grab gemacht habe, hab ich sie dort gesehen und erstmal einen Schock bekommen. Ich dachte für den Bruchteil einer Sekunde Elisabeth würde dort stehen.
Warum ich sie jetzt beobachte weiß ich auch nicht so recht aber irgendwas in mir will sie kennenlernen, bei ihr sein und einfach mit ihr Zeit verbringen.

Tage vergingen und aus den Tagen wurden Wochen, in dem ich sie beobachtete. Ich verfolgte sie auf Schritt und Tritt und fand dabei immer mehr über sie heraus.
Sie liebt zum Beispiel alte Bücher, arbeitet bei der Zeitung und liebt es zu kochen, zu mindest kommt es mir so rüber, wenn sie wieder die Musik aufdreht und tanzend anfängt irgendwas am Herd zu zaubern.

Sie ist so ein fröhlicher Mensch und genau das ist der Punkt.

Ich bin schrecklich, ein Monster. Ich würde ihr Angst machen und ihr Leben höchstwahrscheinlich mit in mein dunkles Loch ziehen. Dennoch schreit die Stimme in mir nach ihrer nähe und ich kann mich einfach nicht von ihr fern halten.

Grade sehe ich sie, wie sie über dem Markt schlendert und dann ist sie plötzlich weg. Ich hab ihren braunen Haarschopf aus den Augen verloren, wie konnte das passieren. Ein wenig hektisch laufe ich durch die Menschen und versuche sie wieder zu finden, als plötzlich jemand in mich hinein läuft.

Ich will mich grade darüber beschweren, dass dieser Jemand nicht aufpassen kann, doch in dem Moment, in dem ich herunter sehe, blicke ich direkt in die wunderbar tief braunen Augen von ihr.

Melody.

Sie liegt mir zu Füßen und ihr Haar etwas wirr in ihrem Gesicht.

,,Entschuldigung... ich..i-ich hätte besser aufpassen sollen.''
Plappert sie los.

,,äh... nein schon okay.. ich hätte besser auf meine Umgebung achten sollen.''
Sage ich und halte ihr meine rechte Hand hin, um ihr auf zu helfen.

Sie ergreift meine Hand, leicht lächelnd und steht mit meiner Hilfe auf. Alleine ihre kleine, warme, weiche Hand in meiner zu spüren bringt mich fast um den Verstand.

Sie steht nun direkt vor mir und lächelt schüchtern

,,Ich sollte dann mal wieder. Schönen Tag noch und tut mir echt schrecklich leid, dass ich Sie angerempelt hab.''
Sagt sie.

Ich bin immer noch ein wenig verdutzt von der Wirkung, die ihre Hand in meiner, auf meinen gesamten Körper hatte. Mir ist sehr warm und mein Magen fühlt sich so an als, wenn tausende Krabbeltiere in im wären. Erst als sie sich zum gehen wendet, finde ich meine Sprache wieder

,,Ist schon okay. Ihnen auch einen schönen Tag.'' Rufe ich ihr schon fast hinter her.

Sie dreht sich kurz zu mir um und lächelt dieses unfassbar schöne, warme lächeln, ehe sie in der Menge verschwindet.

Wow.

Es vergehen weitere Wochen in denen ich sie beobachte und mittlerweile kenne ich ihren Tagesablauf wahrscheinlich besser als irgendwer anderes.

Sie steht um 7 Uhr morgens auf, geht mit ihrem Hund, fährt gegen 20 vor 8 zur Arbeit und holt sich vorher noch einen Kaffee.
Gegen 12 hat sie Mittagspause, welche sie gerne im Park verbringt, um 13 Uhr arbeitet sie dann weiter und um 17 Uhr hat sie Feierabend.
Dann fährt sie manchmal noch einkaufen oder direkt nach Hause, geht mit dem Hund raus und spielt ein wenig mit ihm. Danach beginnt sie zu kochen und dabei zu tanzen.
Während sie isst, macht sie häufig was am Laptop, ich denke sie arbeitet weiter oder recherchiert irgendetwas. Gegen 23 Uhr geht sie dann schlafen.

Ein ziemlich schlichtes Leben aber irgendwie mag ich es.

Ich kenne sie und doch kenne ich sie nicht.

Ich weiß was sie den ganzen Tag macht aber nicht was sie gerne mag, ihre Lieblingsfarbe beispielsweise.

Dafür müsste ich sie ansprechen und sie besser kennenlernen!
Aber ich will ihr doch nicht weh tun oder sowas.

Ich kann sie nicht ansprechen, was soll ich denn sagen: Hey Mel, ich hab dich jetzt schon länger beobachtet und weiß viel über dich. Ich war damals in deine Oma verliebt und du siehst ihr so verdammt ähnlich, dass alte Gefühle wieder hochkommen. Lust auf einen Kaffee mit mir, dem gefürchteten Serien-Killer a.k.a Winter Soldier? Nein, nein niemals!

Völlig gedankenverloren, merke ich nicht, wie sie aus ihrer Haustür tritt und wir hart gegen einander laufen.
Melody landet unsanft auf dem Boden, mir machte dieser Zusammenstoß nicht viel aus.

,,Mist! Bitte entschuldigen Sie, ich war schon wieder mit dem Kopf woanders und...''
fängt sie an zu reden, stoppt aber, als sie mir in mein angespanntes aber amüsiertes Gesicht schaut
,,Sie sind es! Ich bin so ein Tollpatsch und renne Tatsächlich 2 mal in die selbe Person. Es tut mir so leid.''
Sie schüttelt ihren Kopf

,,Ach halb so wild''
tue ich den Zusammenstoß ab
,,Kommen Sie ich helfe Ihnen.''
Ich halte ihr meine Hand hin, welche sie dankend annimmt.

Sie ist irgendwie niedlich, wenn sie sich die ganze Zeit entschuldigt und bedankt.

,,es... i-ich.. als Entschädigung, dass ich schon das 2. Mal in Sie rein gelaufen bin, lade ich sie auf einen Kaffe ein.''

Sie... was..?
Ich stimmte trotz meiner erheblichen Bedenken zu und so gingen wir in ein Café und tranken Kaffee.
Wir redeten viel und lachten auch und da bemerkte ich, dass sie auch von den Charaktereigenschaften her, ihrer Großmutter sehr ähnelt aber durch ihre verstreute, verpeilte Art ist sie dennoch einzigartig.

,,James, ich fand es heute sehr schön... ich würde mich freuen, wenn wir uns wiedersehen könnten.''
sagt sie etwas verlegen, als wir an ihrer Haustür angekommen sind.

Sie will mich also wiedersehen. Sie lächelt mich an und mit dem lächeln werfe ich all meine Bedenken über Bord

,,Ich fand es auch sehr schön und würde mich ebenfalls über ein Wiedersehen freuen.''
gebe ich zu und sehe, wie ihre Augen sich weiten.

,,i-ich uhm... toll.. warte ich geb dir meine Nummer..''
nun streckt sie Ihre Hand aus und ich gebe ihr mein Handy, schnell tippt sie ihre Nummer ein und reicht mir das Gerät wieder.
,,Bis bald James und schreib mir.''
damit verschwindet sie im Haus.

Ich wollte mich fern halten und jetzt habe ich ihre Nummer.. hat ja super geklappt.

Aber sie ist einfach wunderbar und ich kann und will mich nicht von ihr fern halten, im Gegenteil, ich würde sie am liebsten jetzt sofort anrufen, einfach um ihre Stimme zu hören.

Mich hats also voll erwischt.

Bucky Barnes / Sebastian Stan one shots Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt