Ich blinzle ihm entgegen und richte mich dann ächzend auf. "Die Ärzte sind mit den Untersuchungen fertig.", meint der grünäugige Mann und lächelt mir aufmunternd zu. Ich nicke und hieve mich auf. "Und jetzt?", fragend blicke ich ihm entgegen.
Der Mann vollendet meinen Satz: "Darfst du gehen." Und schmunzelnd reicht er mir seine Hand um mich aus dem Bett zu ziehen. Mein Blick fällt auf Avas Bett. "Wo ist sie?", stirnrunzelnd streiche ich mir eine lose Haarsträhne aus dem Gesicht.
Er zuckt mit den Schultern. "Ich kann mich bei dem Krankenhauspersonal erkundigen." Und ich stimme zu. Schnell verabschiedet er sich und lässt mich alleine zurück, um eine Schwester oder einen Pfleger anzutreffen.
Seufzend lasse ich mich zurück in das Laken fallen und schließe die Augen. Meine Schwellungen und Hämatome schmerzen noch immer aber scheinen zurück gegangen zu sein. Und er ist hinter Gittern. Jonathan. Es klingt so unwahrscheinlich - fast wie ein Traum.
Meine Gedanken unterbrechend öffnet sich die Zimmertüre mit einem Klicken und einige Personen betreten mit dumpfen Schritten den Raum. Blinzelnd öffne ich die Augen und sehe in das grinsende Gesicht von dem noch immer unbekannten Mann. Neben ihm lehnt Ava und hinter ihr erscheint eine lächelnde alte Dame.
"So sieht man sich wieder, Fräulein.", frohlockt sie. Und augenblicklich erinnere ich mich an unsere Begegnung. "Scheint, als würden wir doch noch einen Tee zusammen trinken.", lacht sie und auch mir entkommt ein Lacher.
Kurze Stille entsteht. Dann erklärt Ava, dass die Frau ihre Großmutter ist und sie bei ihr eine Woche lang wohnt, da ihre Eltern auf Geschäftsreise sein. Durch den Zufall hat sie Jonathan kennengelernt und als sie am vergangenen Abend heimgehen wollte, haben die beiden Männer sie wohl abgefangen.
Und auch der grünäugige Mann erklärt, dass er auf der Suche nach Ava in die Cafeteria geschickt wurde, wo er auf seine Nachbarin und Ava traf. Nach ein paar Minuten voller angeregten Gesprächsthemen packen meine Zimmermitbewohnerin und ich unsere Sachen zusammen, melden uns an der Rezeption ab und verabschieden uns letztendlich.
"Wir sehen uns Grace, ich bin dir so unendlich dankbar.", murmelt Ava bei der Verabschiedung und drückt mir einen Zettel in die Hand, auf den sie zuvor ihre Handynummer gekritzelt hatte. Als Ava und ihre Großmutter in ein Auto steigen und wegfahren bleibe ich alleine mit dem grünäugigen zurück.
"Da warens nur noch zwei.", murmle ich und er beginnt zu lachen. Schweigen breitet sich aus und ich mustere ihn von der Seite, trotz der Tatsache, dass wir uns nicht kennen, beziehungsweise ich noch nicht einmal seinen Name kenne, ist er die ganze Zeit über für mich da.
"Was starrst du?", frägt er und erneut umschmeichelt ein Lächeln seine Lippen und ich schüttle nur den Kopf. Ertappt. Aber zugegebenermaßen sieht er gut aus, besonders die grünen Augen ziehen mich in seinen Bann. Seufzend blicke ich mich um. "Und jetzt?", fragend sieht er mich an.
Ich zucke mit den Schultern. "Soll ich dich heimbringen?" Und ich nicke. Wir schlendern zu seinem Auto. "Meins steht noch vor seinem Haus.", murmle ich und er nickt. "Ja, ich habe es bereits zu dir gefahren, die Polizei hat mir den Schlüssel gegeben." Und erneut bedanke ich mich bei ihm.
Als wir nach mehreren Minuten vor meiner Wohnung halten bleibe ich noch einen Moment sitzen. Und auch er wartet ab, schickt mich nicht raus. Seine Worte durchbrechen die Stille, "Die Polizei hat dein Handy und so in deine Wohnung gelegt." Ich nicke und mache mich auf, die Türe aufzudrücken.
"Grace.", stoppt er mich. Fragend liegt mein Blick auf ihm. Und dann schüttelt er den Kopf. "Ist schon in Ordnung." Und ich nicke. Schließlich ist es das jetzt doch. "Machs gut.", flüstere ich und lasse die Türe hinter mir zufallen.
Er winkt mir zu und braust dann schließlich davon. Seufzend blicke ich der kleinen Rauchwolke nach und mache mich schließlich auf, meine Wohnung zu betreten. Vor meiner Wohnungstüre krame ich nach meinem Wohnungsschlüssel - vergeblich. Genervt versuche ich mich zu erinnern, wo ich ihn hin gepackt habe. Schließlich entschiede ich mich dazu, bei Lia zu klingeln.
"Grace. Sie sind da.", erfreut reißt sie die Türe auf und umarmt mich leicht. Überrumpelt lege ich die Arme um sie. "Wie geht es Ihnen?", stellt sie die Standartfrage. Und ich antworte mit einem "Den Umständen entsprechend.". Danach erkläre ich ihr mein Anliegen und sie reicht mir einen losen Schlüssel.
"Mein Bruder hat ihn mir gegeben.", meint sie und bietet mir dann an, gerne jederzeit bei ihr vorbeizuschauen falls etwas sein sollte. Dankend nehme ich Schlüssel und Angebot an nur um mich in meine Wohnung zurück zuziehen.
Dort angekommen werfe ich meine Reisetasche in mein Schlafzimmer und lasse mich selbst in meine Matratze fallen um die Ereignisse Revue geschehen zu lassen. Bei den Erinnerungen und der abfallenden Anspannung fließen einige Tränen und nach einer Stunde mit schlaflosem herumrollen beschließe ich wieder aufzustehen.
Mein Blick fällt in der Küche auf meine Privatgegenstände, unteranderem mein Handy und ich setzte mich auf die Arbeitsfläche. Ich entsperre es und gehe meine Nachrichten durch. Nachdem ich den meisten geantwortet habe lösche ich Jonathans Kontakt mit einem entschiedenen Nicken und blockiere seine Nummer.
Als ich mich erneut auf den Weg ins Bett machen möchte, fällt mir die Visitenkarte des grünäugigen Mannes ein und nach wenigen Minuten habe ich sie gefunden.
"Facharzt für innere Medizin Dr. med. K. Bacher", spreche ich den Schriftzug nach und bemerke enttäuscht, dass sein Vorname mir noch immer unbekannt ist. Auf der Rückseite stehen die Kontaktdaten und ich tippe die Handynummer in mein Telefon ein.
Nach einem kurzen zögern schicke ich ihm eine Nachricht. "Hey, Grace hier. Wollte mich nur nochmal bei dir bedanken." Dann drücke ich auf absenden und schließe angespannt die Augen. Einen Grund, wieso ich mit ihm schreibe oder seine Stimme gerne hören würde, kommt mir nicht in den Sinn. Umso mehr wundert mich die Freude, als ein Pling-Ton eine neue Textnachricht ankündigt.
"Hey, kein Problem. Wieso schläfst du nicht?", lese ich vor und muss leicht schmunzeln. Kein Name. Ein Mysterium. Zu Beginn überlege ich, ihn danach zu fragen und doch hindert mich ein unsichtbares Hindernis daran.
Ich antworte ihm mit ehrlichen aber wenigen Worten; "Kann nicht einschlafen und du?."
Auch seine Antwort folgt prompt. "Hatte noch zu tun. Geh schlafen, Grace, das war alles viel für dich. Du brauchst Ruhe."
"Sein Gesicht schwirrt sobald ich die Augen schließe vor meinen Augen.", erkläre ich mich und bereue es im selben Moment. Schließlich sollte sich der Unbekannte keine Sorgen um eine Fremde machen.
Als er auch nach wenigen Minuten nicht antwortet oder gar die Nachricht liest lege ich mich enttäuscht zurück in mein Bett. Hätte ich ihn doch nicht mit solchen belanglosen Dingen genervt. Seufzend schließe ich die Augen und schiebe mein Handy auf die Ablage.

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Liebesvergängnis
De TodoMit einem Grollen beginnen unzählige Regentropfen mein Haar zu durchnässen und ich öffne seufzend meine Augen. Eine durchnässte Haarsträhne fällt mir in mein Gesicht und ich schiebe sie zurück hinter mein Ohr. Das Gewitter scheint mich zu überrollen...