19 |Wut, Mordlust und hass

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Olivia

Seufzend fuhr ich zu meinem Rudel zurück und hing dabei mit meinen Gedanken vollkommen bei Eve fest. Das diese Nacht mir viel mehr bedeutete als ihr bewusst war, war mir klar. Mein innerer Wolf wollte sie endlich endgültig an mich binden und gleichzeitig musste ich auch auf ihren Schutz achten. Denn Eve hörte sichtlich nicht auf das was ich ihr sagte und das brachte sie, das machte uns in Gefahr. Ich musste auf meinen Bruder achten, der immer mehr alles um sich herum verwüstete. Der sich selbst die letzte Nacht beinahe nicht im Griff hatte. Ob er ihr etwas getan hätte, wäre ich nicht rechtzeitig da gewesen?

Angespannt stieg ich aus dem Wagen und blickte durch das Rudel, das sich mittlerweile aus den Häusern geschlichen hatte. Auch sie verließen die Häuser immer später und seltener um ihren Alpha nicht zu begegnen oder zu verärgern. Das hier war kein Rudel mehr. Damien musste auch irgendwo herum laufen. Alle Augenpaare schliffen an mir vorbei. Hoffnungsvoll. Sie wollten, dass ich etwas gegen ihn tat und ich wollte das auch. Meine Wölfin ebenso. Aber das Risiko. Eve hatte sich mir gerade erst hingeben und alles was ich wollte war, dass sich das nicht änderte. Nicht durch das Rudel oder durch mich.

„Wo warst du?", Lu kam zusammen mit Melissa auf mich zu. Beide sahen kritisch und mit einem sichtlichen Hilferuf in den Augen zu mir auf. Ich seufzte. „Ich habe Eve weg gebracht.", erklärte ich den beiden. „ sie war hier?", Melissa grinste, wobei Lu eher besorgt ausschaute. „Sie kam gestern Nacht hier her.", laut ausatmend Strich ich mir durch mein Haar und musste automatisch an ihre Lippen, ihr Stöhnen und Gott an ihre Hingabe denken. Nichts konnte meine Gedanken von dieser Nacht wenden. Ich wusste, dass ich damit zu kämpfen hatte, bis ich sie das nächste mal unter mir liegen sah. Stöhnend, schreiend. Voller Lust. „Gestern Nacht?", geschockt zog Lu die Luft ein und warf einen Blick zu Damien, der gerade an uns vorbei ging. „Unbefugt.", knurrte er leise. Augenblicklich setzte mein Beschützer Instinkt ein. „Du weißt, dass sie jederzeit hier her darf. Nichts spricht dagegen also halt dich von meiner Gefährtin fern.", zischend sah ich ihm entgegen. Angst oder Respekt war ab dem Moment vollkommen erloschen. „Was Denkst du was ich tun werde, Olivia?", er kam auf mich zu. Schnell, doch im Gegensatz zu Melissa und Lu wich ich keinen Zentimeter zurück.

„Halt dich einfach nur fern von ihr.", auszusprechen was ich dachte, wäre in diesem Fall keine gute Idee. Nachher brachte ich ihn noch auf andere Gedanken. Schlimmere Gedanken. „Ich möchte die Pläne sehen.", ich überkreuzte meine Arme. Damien lachte laut, kalt, seine Augen entwichen keinen Moment meinen. Er wollte kriege führen, andere Rudel einnehmen und dadurch mehr Macht erhalten. Mehr als er sowieso schon hatte. „Was willst du mit diesem rumgezicke erreichen?", er beugte sich leicht vor. „Ich bin der Beta, Damien. Wenn ich die Pläne sehen will, dann darf ich das. Deinen Respekt hast du schon lange verloren, bei dem Rudel dauert es sicher auch nicht mehr lang.", und ich ging. Fast gelassen. Mit meiner Hand öffnete ich das Rudelhaus und trat hinein. Innerlich wütete der Sturm in mir, doch ich wollte wirklich nicht, dass es jemand sah. Und vor allem nicht mein Bruder. Er liebte es die Schwächen der Wölfe zusehen. Bei mir war es Eve, auch wenn er damals Respekt vor Seelengefährten hatte, musste das nicht unbedingt dabei geblieben sein. Vielleicht hatte er jetzt Hass entwickelt; weil er seine noch nicht gefunden hatte.

Knurrend packte mich jemand an meinem Nacken und warf mich zurück. Keuchend krachte ich auf das Gras hinab und hörte das Knurren meiner Wölfin, das meinen Lippen entkam. Wut kochte meinem Hals hinauf. „Damien.", zischte ich leise. Einen Kampf gegen ihn würde ich verlieren, das wussten wir. Aber kämpfen wollte ich auch noch garnicht. „Du bist vielleicht der Beta, Olivia aber ich bin der Alpha und ich bestimme was und wer etwas weiß.", knurrend, mit Wut gebrannten Augen kam er auf mich zu. Auf dem Boden knurrend rückte ich zurück und sprang auf. „Du bist nicht mehr fähig und würdig dazu der Alpha dieses Rudels zusein.", mein Zeigefinger berührte seine Brust.

Schon damals hatte ihn das rasend gemacht. In seinen Augen funkelte die Mordlust. Genau deshalb war er nicht fähig. Und auch nicht würdig seine Gefährtin zu finden. Dabei wollte er das so sehr. „hör auf dich in Sachen einzumischen die dich nichts mehr angehen.", er drehte sich um und verschwand. Dass das nicht das Ende war, war mir doch sehr wohl bewusst. Und das ich jetzt noch mehr auf meine schöne Eve aufpassen musste auch. „Wir müssen etwas unternehmen.", Lu stellte sich verängstigt neben mich und legte mir eine Hand auf die Schulter. Sie hatte recht. Auch wenn ich Eve in Sicherheit wissen wollte, musste ich dieses Rudel und auch mich selbst aus dieser Gefangenschaft ziehen. „Ich weiß.", gab ich ihr nickend recht. Melissa brummte leise und überkreuzte ihre Arme. „Du bestimmt Olivia. Das Rudel braucht dich und nur du bist fähig dazu deinen Bruder entgegen zu treten.", ihre Augen trafen auf meine und die Angst war vollkommen verschwunden. Mut. Auch Lu nickte hektisch. Sie waren entschlossen.

Ebenso wie ich. Mein Bruder durfte dieses Rudel nicht mehr führen.

Love me, my little Mate Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt