25 |Du gehörst zum Monster

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Gespannt starrte ich auf die zierliche Figur und beobachtete jedes Körperteil. Die Wahrheit würde in wenigen Sekunden ans Licht kommen und ich wusste nicht woran ich glauben konnte. Woran ich glauben wollte. Plötzlich schallte ein lautes Knacken durch den Wald. Ich zuckte zusammen und sog erschrocken die Luft ein. Olivia krümmte sich und ohne dass ich etwas dagegen tun konnte, pressten sich meine Augenlider ängstlich zusammen. Was passiert hier? Das konnte nicht war sein. Etwas kaltes berührte meine Hand. Keuchend riss ich meine Augen auf und sah mir den riesigen Wolf an. Ein riesiger schwarzer Wolf. Tiefschwarz. Wie die Nacht.

„Olivia?", fragte ich ungläubig. Sie knurrte leise, aber nicht so dass ich Angst bekommen musste. Und ich bekam auch keine Angst. Nicht vor ihr oder vor dem Wolf. Ich war einfach nur geschockt. Meine zitternde Hand glitt vorsichtig in das schwarze Fell und meine Augen beobachteten das Gesicht des Tieres. Von Olivia. Augenblicklich zog ich meine Hand zurück und schüttelte ungläubig meinen Kopf. Das konnte nicht Olivia sein.

Der riesige Körper knackte, was ich diesmal aber nur faszinierend beobachten konnte. Olivia erhob sich und musterte mich von oben nach unten. Sie wusste genau was in mir ab ging. Das ich mit dieser Situation kläglich überfordert war. Ich erhob mich langsam von dem Baumstamm und stellte mich genau vor sie. Ihre gewohnte Wärme umgab mich innerhalb von Sekunden. „Ich sollte zu Elias gehen", ich wollte an ihr vorbei gehen, doch Olivia packte mich und drückte mich an den nächst besten Baum. Ich keuchte. Sie drückte ihren Körper fest gegen meinen und sog tief die Luft ein. Sie genoss meinen Körper an ihrem, ebenso wie ich, nur konnte und durfte ich das nicht so offen zeigen. „du verleugnest unsere Verbindung, Eve.", raunte sie mit ihren vollen Lippen gegen meine. „Du tust so als würdest du nichts spüren", flüsterte sie mir zu. Olivias Körper brannte an meinen und ließ jegliche Bilder hoch kommen. Bilder aus den Nächten die wir zusammen verbracht hatten. Bilder wie ich unter ihr lag und wie ich sie spürte. Ihre Zunge, ihre Finger und ihren Körper fest an meinem. „Ich spüre nichts", motzte ich dennoch und schüttelte meinen Kopf. Ich wollte nicht, dass das alles wahr war.
Sie war ein Wolf.

Ein Mensch. Ein Werwolf. Ich keuchte und schaute wieder rauf in ihre Augen. „Ach nein?", sie kam mir näher. So nahe, dass unsere Lippen aneinander rührten. Ich presste verzweifelt meine Oberschenkel aufeinander und drückte mich gegen Olivia. Ich spürte so viel. Viel zu viel um zu erklären wie es sich anfühlte. Und ich wusste auch, dass sie das alles sah. Die Lust und die Hingabe. Olivia streifte mein Ohr mit ihren Lippen. Wimmernd zuckte ich zusammen. Drückte meine Augenlider aufeinander und hörte meinen eigenen Atem der schwerer wurde. Der von Lust gefüllt war. „Ich kann sogar riechen, dass du etwas spürst", Ihre Stimme war so seidig. So ruhig, wobei alles in mir stürmte. Nach Erlösung bettelte. Nach ihr bettelte. Denn ich wollte nur sie.

„Du bist ein Werwolf, Olivia.", meine Hände drückten gegen ihre Schultern. „Ein Monster.", hauchte ich fast unhörbar. Sie schüttelte leicht lachend ihren Kopf, doch ich wusste auch, dass meine Worte sie verletzt hatten. Ich spürte es. Mein Herz zog sich zusammen. „Eve.", ihre Hand strich über meine Wange. Automatisch legte sich mein Kopf in ihre Handfläche. „Du gehörst zum Monster.", sie verfestigte ihren Blick. Sie wollte mir klar machen, dass ich endgültig ihr gehörte. Aber obwohl ich mein eigener Mensch war, stimmte ich ihr nur zu. Ich gehörte ihr. Seit wir uns das erste mal im Wald gesehen hatten.

„Was ist das für eine Bisswunde an meinem Hals?", wechselte ich das Thema. Ob das was damit zutun hatte? Vielleicht war ich nur ihre Beute. „Ich-", sie stoppte. „Ich habe dich endgültig an mich  gebunden.", nur ein hauchen entkam ihren Lippen. Sie hatte mich an sich gebunden? Mit einem Biss? Ich zog verwirrt meine Augenbrauen zusammen. „Aber-", sie unterbrach mich. „Du bist meine Seelengefährtin, Eve. Meine Mate. Du bist das was ich zum Leben brauche. Mit dem Biss habe ich unsere Verbindung untrennbar gemacht.", ihre Stimme war weich und vorsichtig. Sie gab mir Zeit um alles zu verarbeiten. Und die brauchte ich auch. Werwölfe, Bisse, Seelengefährten. Wo war ich nur gelandet? Wo wurde ich nur reingezogen und wieso wusste Elias das alles?

„Du hast mich an dich gebunden ohne mich zu frage?", mein Atem stockte und meine Augen begegneten ihren. Sie nickte langsam. „Wieso hast du es mir nicht davor erzählt?", wollte ich leise wissen. Sie hätte es mir erklären müssen. Mich schon vor diesem Biss aufklären müssen. Sie sagt sie war meine Seelengefährtin, wäre das dann nicht ihre Aufgabe gewesen? „Du-", ich unterbrach sie augenblicklich. „Nein nicht ich, Olivia.", ich entfernte mich von ihr. „Das bin nicht ich schuld, wieso hast du mich nicht davor aufgeklärt?", ich überkreuzte meine Arme und sah sie stur an. Sie konnte die Schuld jetzt nicht auf mich schieben, nur weil ich das vielleicht nicht verstanden hätte. Ich war ein Mensch und hätte das von Anfang an nicht geglaubt und verstanden. Dazu war mein Gehirn garnicht möglich. Es tatsächlich zu glauben. Aber sie hatte es ja nicht einmal versucht. Sie wusste auch wieso und ich wusste es auch. „Eve.", sie ging sich durch ihr Haar und schüttelte seufzend ihren Kopf. „Sag es.", ich wollte ihr näher kommen, doch Olivia stoppte mich. „Mein Bruder.", ihr Kopf hob sich, ein Knurren entkam ihren Lippen und mit einem Ruck drehte sie sich um. Der riesige Wolf tauchte auf und schon jagte sie los. Doch so schnell ließ ich mich nicht abwimmeln. Ich rannte ihr nach. Ohne zu zögern. 

Love me, my little Mate Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt