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Tage vergehen und es verändert sich nichts. Überhaupt nichts. Ben blieb zwei Tage bei uns dann ist er wieder nach Hause gefahren. Henry und ich fahren wie gewöhnlich jeden Tag zur Arbeit und wieder zurück. Immer derselbe Ablauf.
Dann ist es wieder Zeit ins Krankenhaus zu gehen. Ich begleite ihn und warte draußen, während die Ärzte die Behandlung durchführen.
Nach drei Stunden können wir wieder nach Hause fahren. Ich fahre, weil ich schon lange nicht mehr gefahren bin. Und ich will nicht, dass er sich überanstrengt.
"Willst du vielleicht ins Kino? Daheim ist es doch langweilig", schlage ich vor und drehe die Musik leiser.
"Ich weiß nicht. Ich störe die Zuschauer doch mit meinem Husten."
"Wir müssen ja nicht Kino. Was würdest du denn gerne tun?", frage ich.
"Nach Hause fahren."
"Komm schon Henry, irgendetw-"
"Ich möchte nach Hause fahren, Chloe!", schreit er mich an und muss husten.
"Okay, tut mir leid", flüstere ich und fahre uns Heim. Ich will nur, dass er sich wohl fühlt und wenn er dich daheim langweilen möchte bitte, soll er es tun.
Als wir endlich ankommen stoppe ich vor dem Tor und starre ihn an.
"Wir sehen uns Henry."
"Kommst du nicht mit?", fragt er.
"Nein. Ich gehe mich amüsieren." In Wahrheit weiß ich selber nicht, wo ich hingehen werde. Mir fällt aber schon etwas ein.
Er atmet hörbar aus, steigt aus und knallt die Tür zu.
Na gut, er ist nicht gut drauf, ich lasse ihn ein wenig allein. Er wird schon wieder.
Ich drehe um und fahre los. Ich weiß nicht wohin.
Schließlich lande ich im Bücherladen und fahre nach zwei Stunden mit zehn Büchern wieder nach Hause. Ich habe schon lange nicht mehr gelesen und die Bücher, die ich gekauft habe, scheinen spannend zu sein.

Daheim stelle ich die Tüte mit den Büchern in die Bibliothek und gehe in die Küche um mir einen Kaffee zu kochen. Als ich die Tasse aus dem Schrank hole, höre ich Schritte hinter mir. Schon steht Henry hinter mir und küsst meinen Nacken.
"Schön dich auch zu sehen, Henry", sage ich.
Er zieht mich zur Esstisch und drückt mich nieder, sodass ich auf dem Bauch liege. Was ist denn jetzt los.
Er zieht an meinem Pferdeschwanz und zieht mit der anderen Hand meine Hose runter. Im nächsten Moment ist er in mir drin.
Er tut mir weh. So unsanft und aggressiv war er noch nie.
"Henry, du tust mir weh", presse ich hervor.
Er lässt meinen Pferdeschwanz los und wird sanfter. Ich spüre, wie sich die Muskeln in meinem Unterleib zusammenziehen und genieße den Moment. Ich erreiche vor ihm den Höhepunkt und nach ein paar Sekunden sackt er auf mir zusammen, drückt mich mit seinem Gewicht auf das Esstisch.
Wir haben das schon lange nicht mehr gemacht, also nehme ich es ihm nicht übel, dass er mich auf einmal von hinten genommen hat.
Er löst sich von mir und verschwindet wieder.
Ich ziehe meine Hose an und gehe ihm nach.
"Was war das denn Henry? Du hättest wenigstens mit mir reden können."
Anstatt mir zu antworten küsst er mich leidenschaftlich auf den Mund.
"Ich habe dich vermisst", flüstert er und setzt sich auf die Couch.
Ich verdrehe die Augen und ich kichere.
"Was möchtest du essen?"
"Was steht zur Auswahl?" Er lächelt schief.
"Okay, ich schiebe eine Pizza in den Ofen", murmle ich und gehe zurück in die Küche.
"Perfekt!", ruft er mir nach.
Nachdem ich die Pizza in den Ofen geschoben habe, wische ich das Esstisch sauber.

Am Abend sitze ich in der Bibliothek und lese eines der Bücher, die ich heute gekauft habe. Es ist sehr spannend und ich kann nicht aufhören zu lesen. Als ich die Mitte des Buches erreicht habe, ist es schon Mitternacht und ich beschließe schlafen zu gehen. Henry schläft schon und ich lege mich gleich hin und falle in den Schlaf.

Die nächsten zwei Tage verlaufen wie üblich langweilig. Arbeit, Abendessen, Lesen, Schlafen und so weiter. Aber etwas am Morgen am dritten Tag ist anders. Ich wache mit Übelkeit auf und renne aufs Klo, um mich zu übergeben. Woher kommt das denn? Ich habe nichts Falsches gegessen. Ich übergebe mich ein zweites Mal und bekomme langsam Angst. Henry kommt ins Bad, um seine Medikamente zu nehmen und eilt zu mir, als er sieht, in was für ein Zustand ich bin. Er streicht mir die Haare zurück und hält mich fest.
"Was ist los?", fragt er. Ich drücke die Spüle und sehe ihm in die Augen. Da kommt es blitzschnell wieder zurück: vor drei Tagen, in der Küche.
"Oh nein...", flüstere ich. Ich weiß nicht wie er reagieren wird. Ich weiß nicht, was ich selbst empfinde. Vielleicht irre ich mich auch, aber ich bin mir 90 % sicher, das es stimmt.
"Was?", fragt Henry. Er scheint auch zu begreifen, was los ist.
"Ich glaube ich bin schwanger." Ich breche in Tränen aus. Ich bin noch nicht bereit dafür. Er schließt mich in seine Arme.
"Vielleicht irrst du dich. Fahren wir heute zum Frauenarzt", sagt er und hebt mich hoch. "Mach dich fertig. Ich bereite das Frühstück vor.
"Warte!", schluchze ich. "Du hast vergessen, deine Medikamente einzunehmen."
Er nickt und nimmt die Medikamente, während ich meine Zähne putze.
Ich weiß nicht, was ich tun soll. Wäre meine Mutter bloß hier... Ich möchte kein Kind, noch nicht. Aber abtreiben kommt nicht in Frage.

Später beim Frauenarzt stellt es sich heraus, dass ich tatsächlich schwanger bin. Ich breche bei der Rückfahrt in Tränen aus.
"Du kannst immer noch abtreiben", sagt Henry vorsichtig.
"Das möchtest du?", frage ich aufgebracht. Wie kann er so etwas sagen.
"Es ist nur ein Vorschlag. Wenn du nicht willst, dann nicht. Wir würden sowieso gute Eltern werden, Chloe. Wir schaffen das." Er nimmt meine Hand und lächelt mich an. Er gibt mir das Gefühl, das alles tatsächlich gut laufen wird. Ich hoffe es.

Zu Hause essen wir zu Mittag und schauen uns anschließend einen Film an. Ich stehe ab und zu auf, um mir von der Küche etwas zu Essen zu holen, bekomme den Film aber gut mit.
Später gehen wir einkaufen. Ich gucke mir gerade Zeitschriften an, als Henry mit einer Babyflasche zu mir kommt.
Ich hebe eine Augenbraue und zwinge mich nicht zu lächeln.
"Wir müssen es so oder so irgendwann mal kaufen", meint er und packt die Babyflasche in den Einkaufswagen.
Da hat er aber recht.
"Da können wir gleich alles kaufen", murmle ich und starre auf den Boden.
"Gut." Er zieht den Einkaufswagen hinter sich mit. Seufzend folge ich ihm in die Babyabteilung.
Zum Schluss verlassen wir den Supermarkt mit vier Tüten Babysachen und zwei Tüten Lebensmittel.
Wie hart ich es auch versuche, ich werde nicht glücklich. Wir bekommen ein Kind, es sollte eigentlich glücklich machen. Irgendwie funktioniert es aber bei mir nicht und ich weiß nicht warum.
Daheim nimmt Henry seine Tabletten und ich packe die Sachen aus. Windel, Schnuller, Babyflaschen, bunte Babykleidung, Spielzeug und ein Teddybär liegen auf dem Boden im Wohnzimmer. Ich starre die Sachen ausdruckslos an und nehme schließlich den Teddy in die Hand. Er fühlt sich sehr weich und flauschig an und lächelt mich an.
"Ich wünschte ich könnte lächeln wie du", sage ich uns tippe dem Teddy auf die Nase.
"Das wirst du auch." Für eine Millisekunde denke ich, dass der Teddy gesprochen hat. Danach erkenne ich Henrys tiefe Stimme.
"Alles wird gut Chloe", meint er und küsst mir auf die Stirn. Er setzt sich neben mir auf den Boden und wir sehen uns gemeinsam die Sachen an.
"Henry, es sind noch neun Monate, wer weiß was da passieren wird."
"Dein Bauch wird wachsen und deine Brüste werden größer", scherzt er. Ich boxe ihm auf den Arm und muss kichern.
"Ich meine, was wenn etwas Schlimmes passiert."
"Du darfst an so etwas nicht denken. Denk auch gar nicht daran, denn es wird nicht passieren." Er nimmt meine Hand und lächelt mir aufmunternd zu.
Irgendwie glaube ich ihm das.
"Ich sollte mal langsam essen kochen", seufze ich und stehe auf. Doch er zieht mich wieder runter.
"Nicht nötig. Ich habe schon essen bestellt."
"Danke! Muss nicht kochen", sage ich fröhlich und lehne mich an das Sofa. Ich weiß er weiß was ich mag, also frage ich nicht was er bestellt hat.
Ich bekomme Nudeln mit einer Sauce. Es schmeckt sehr gut und mal etwas anderes als Pizza. Wir gucken fern. Es läuft irgendeine Sendung über Frösche. Es wird erklärt wie sie leben, was sie essen, wie sie sich fortpflanzen und wie lange sie leben und so weiter. Ich frage mich, warum wir uns das überhaupt ansehen und muss kichern.

Nach dem Essen gehen wir auch schon schlafen. Ich träume von Windeln und Babys und es fühlt sich sehr unwohl an.

Secret Desire - Das Einzige was zähltWo Geschichten leben. Entdecke jetzt