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Am Samstag stehen wir früh auf und packen ein paar Klamotten in einem Koffer ein. Wir verreisen nur für zwei Tage, also brauchen wir nicht viel.

"Holst du deine Medikamente?", erinnere ich Henry. Er nickt. Ich reiche ihm eine kleine Tasche, damit er alle Medikamente einpacken kann.

Ehrlich gesagt freue ich mich gar nicht auf Seattle. Mir ist schlecht und ich habe ständig Angst. Ich muss lernen, mich zu beruhigen. Dem Baby muss es doch auch gut gehen.

Um neun sind wir dann am Flughafen. Ich schlafe den ganzen Flug über. Als wir in Seattle landen weckt mich Henry und wir steigen in ein schwarzes Auto, das uns in ein Hotel bringt. Ich ziehe mich gleich um und setze mich auf die bequeme Couch in unserer altmodisch eingerichteten Suite.

"Ich rufe den Zimmerservice an. Was möchtest du essen?", fragt Henry und greift zum Telefon, das auf dem Esstisch steht.

"Das, was du isst", sage ich und schalte den Laptop an. Ich suche uns einen Film aus, das wir während dem Essen schauen können.

Schließlich finde ich einen guten Horrorfilm, gerade als es an der Tür klopft und ein Mann mit einem Wagen hereinkommt.

"Lass es einfach hier stehen", sagt Henry und gibt dem Mann Trinkgeld, bevor er die Tür zusperrt. Er reicht mir ein Teller, auf dem sich Kartoffelpüree und ein Steak befindet.

"Welcher Film ist das?", fragt er und schiebt sich ein Stück Fleisch in den Mund.

"Ein Horrorfilm. Ist wohl der beste aus dem Jahr-"

"Kommt nicht in Frage. Wir schauen etwas anderes", sagt er und wechselt zu einem Actionfilm.

Ich stöhne genervt, widerspreche ihm aber nicht. Mitten im Film steht Henry auf und holt das Dessert. Schokoladenkuchen.

Als der Film fertig ist, sehe ich Henry neben mir schlafen, den Kopf an meiner Schulter gelehnt.

"Henry, Schatz, komm leg dich ins Bett", sage ich leise und schiebe ihn sanft von mir weg, damit ich die Teller auf den Wagen stellen kann.

Er murmelt irgendetwas und breitet sich vollständig auf der Couch aus. Ich muss kichern. Es fühlt sich gut an, denn ich habe es schon lange nicht mehr gemacht. Ich hoffe, es passiert öfter.

Ich hole eine Decke aus dem Schrank und decke damit Henry zu. Dann lege ich mich auch hin und schlafe gleich ein.

Als ich aufwache ist keine Spur von Henry zu sehen. Er hat aber seine Medikamente ausgepackt und hat seinen Anzug aus dem Koffer genommen. Er ist wohl schon bei dem Meeting. So früh? Ich schaue auf die Uhr und ... du meine Güte es ist schon 2 Uhr mittags! Wie könnte ich so lange schlafen? Ich beschließe aufzuräumen und entdecke dann auf der Couch eine Notiz.

Ruf den Zimmerservice an und bestell dir was zum Essen. Hier gibt es eine Bibliothek gleich über die Straße, falls es dir langweilig wird. Ich bin um sieben wieder zurück. Ich liebe dich - H

"Ich liebe dich auch."

Ich räume noch die Decke in den Schrank und rufe schließlich den Zimmerservice an. Leider gibt es kein Frühstück mehr, also bestelle ich mir Suppe und Gemüse. Muffins und dann noch Kaffee. Fünf Minuten später klopft es schon an der Tür und der Mann, der uns gestern das Essen gebracht hat, steht mit einem großen Tablett vor der Tür. Er lächelt mich an, wobei seine Grübchen zum Vorschein kommen.

"Darf ich Ihnen das Tablett auf den Tisch stellen?", fragt er höflich.

"Klar", sage ich und lasse ihn vorbei.

Der Geruch von Kaffee dringt in meine Nase und ich atme ihn tief ein.

"Vielen Dank", sage ich und nehme gleich den Becher mit dem heißen Kaffee.

Secret Desire - Das Einzige was zähltWo Geschichten leben. Entdecke jetzt