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Ich weiß nicht, wie lange ich geschlafen habe, aber als Henry mich aufweckt, ist es draußen dunkel.

"Was ist los?", sage ich schlaftrunken.

"Ich habe mir Sorgen gemacht. Geht es dir gut?"

"Ja."

Wir starren uns eine Weile an. Ich versuche nicht wütend zu werden, weil er mich nur wegen dieser einen Frage aufgeweckt hat.

"Noch etwas?", frage ich mit zusammengepressten Zähnen.

Er wirkt überrascht und runzelt die Stirn.

"N-nein", stottert er.

"Hast du mich nur deshalb aufgeweckt? Das hättest du mich auch morgen fragen können", sage ich ein wenig zu laut. Er wendet sich von mir, ohne ein Wort zu sagen. Ich lege mich wieder hin und schließe die Augen. Dass er mich nur wegen einer Frage aufweckt, frustriert mich. Doch plötzlich hustet er und ich bekomme Angst. Ich höre wie er ins Bad geht und die Tür hinter sich schließt, während er weiter hustet. Ich setze mich auf und warte. Warte, dass er aufhört zu husten.

Plötzlich herrscht stille. Ich kann auch kein Wasserrauschen hören. Was, wenn ihm etwas passiert ist?

Doch zu meiner Erleichterung kommt er aus dem Badezimmer, trägt nur seine Pyjama-Hose. Er sieht mich aber nicht an.

"Alles in Ordnung?", frage ich vorsichtig.

Sekunden vergehen bis er endlich nickt und sich ins Bett legt. Ich bin so... wütend auf mich selbst. Stimmungsschwankungen. Ja, das muss es sein. In der Schwangerschaft ist das doch üblich, oder?

Als ich am nächsten Tag aufwache, ist die Stelle neben mir auf dem Bett leer. Es ist erst acht Uhr morgens, normalerweise steht er später auf.

Trevor ist schon unten und bereitet eine Schüssel Obstsalat zu.

"Guten Morgen. Möchtest du deinen Obstsalat mit oder ohne Joghurt?", fragt er und schenkt mir ein liebevolles Lächeln.

"Mit Joghurt", sage ich und erwidere sein Lächeln. "Wo ist Henry?"

"Er hat gesagt, dass er etwas erledigen muss und ist gegangen."

"Hat er gesagt, wann er wieder kommt?" Ich möchte mich so schnell wie möglich bei ihm wegen gestern entschuldigen.

"Nein."

"Komme gleich wieder." Ich gehe ins Schlafzimmer und hole mein Handy, um ihn anzurufen. Doch er geht nicht ran. Er fährt gerade bestimmt und kann deshalb nicht rangehen. Also schicke ich ihm eine Nachricht und gehe wieder zurück in die Küche.

Eine halbe Stunde vergeht und ich habe immer noch keine Antwort von ihm. Ist er wirklich so wütend auf mich, dass er nicht mehr mit mir reden will? Nein, das sieht ihm nicht ähnlich. Was wenn ihm etwas zugestoßen ist? Oder schlimmer?

"Mach dir keine Sorgen. Er hat gerade bestimmt viel um die Ohren."

Ich nicke und bete innerlich, dass Trevor recht hat. Sein Obstsalat schmeckt sehr gut, aber leider habe ich heute keinen Appetit. Die Hälfte von meinem Schüssel ist noch voll, also gebe ich es ins Kühlschrank und esse es später.

Am Nachmittag verlässt auch Trevor das Haus, weil er einkaufen gehen möchte und lässt mich somit vollkommen allein. Ich habe Henry mittlerweile ein dutzend Nachrichten geschickt und er hat mir immer noch nicht geantwortet. Ich kann nicht länger warten. Die Sorge um ihn wird mit jeder Minute größer.

Ich ziehe mich schnell um und bürste meine Haare. Ich verlasse das Haus und sperre die Tür hinter mir zu.

Wer ist das?

Ein schwarzes Auto steht hinter dem Zaun und jagt mir unwillkürlich einen Schauer über den Rücken. Eine Tür des Autos geht auf und ein Mann steigt aus dem Auto.

Ist er wegen Henry hier? Das Auto sieht teuer aus und der Anzug des Mannes ebenfalls.

Der Mann tritt näher ans Zaun und setzt ein strahlendes Lächeln auf.

Mein Herz macht einen Satz als ich den Mann wiedererkenne.

Es ist Jacob Lans.


Secret Desire - Das Einzige was zähltWo Geschichten leben. Entdecke jetzt