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"Vielleicht haben wir es mit den Plüschtieren ein wenig übertrieben?", meint Henry und sieht sich die zwei Tüten Plüschtiere an.

"Nein, finde ich nicht", kichere ich und nehme ein Teddy aus eines der Taschen. Er ist blau und hat eine rote Nase. Er ist mein Lieblingsteddy.

"Willst du schon nach Hause?", fragt er und startet den Motor.

"Mir ist es eigentlich egal", sage ich und starre aus dem Fenster. Heute habe ich irgendwie zu nichts Lust.

Er schweigt und fährt los. Wir halten später vor einem Musikgeschäft an.

"Was machen wir hier? Du hast doch schon ein Haufen CD's zu Hause?", frage ich und versuche nicht beleidigend zu klingeln.

"CD's ja, aber keine Platten. Ich dachte, wir kaufen uns einen Plattenspieler und ein paar Platten." Ich sehe ihn an und nicke schließlich. Die Idee mit den Platten gefällt mir.

Während er mit einem pummeligen alten Herr, mit einer Glatze diskutiert, welcher Plattenspieler der beste ist, sehe ich mir die Platten an.

Hier gibt es wirklich alles. Ich schnappe mir ein paar Klassiker: Beethoven, Mozart und Bach. The Beatles dürfen natürlich auch nicht fehlen.

Nach einer Stunde gehen wir mit zwei Säcken Platten ins Auto und fahren nach Hause.

"Ich freue mich schon riesig auf den Plattenspieler", quietsche ich. Er lacht und stimmt mir zu.

Zu Hause bereite ich einen Makkaroniauflauf zu und stelle ihn in den Ofen. Danach gehe ich in das Kinderzimmer, um die Plüschtiere und Spielzeuge auszupacken.

Währenddessen stellt Henry den Plattenspieler in der Küche auf.

Nach einer halben Stunde dekorieren betrachte ich mein Werk. Es sieht so kuschelig aus, dass ich am liebsten selbst in dem kleinen Kinderbett schlafen möchte.

"Wow. Am besten solltest du das ganze Haus dekorieren. Sieht wunderbar aus", strahlt Henry und lehnt sich an den Türrahmen.

"Klar, warum nicht?", grinse ich.

Heute kommt Trevor. Ich nehme schnell den gebackenen Kuchen aus dem Ofen, als es an der Tür klingelt.

"Ich geh schon!", ruft Henry, also wasche ich schnell noch meine Hände.

"Was riecht denn hier so gut?", ertönt Trevors Stimme hinter mir.

"Trevor!", rufe ich und falle meinem Stiefvater in die Arme. Ich habe ihn so sehr vermisst. Er schaut älter aus. Als ich ihn das letzte Mal gesehen habe, hatte er nicht so viele graue Haare wie jetzt.

"Wie geht's dir, Kleines?", fragt er und sein Blick fällt auf mein Bauch.

"Gut, wie geht es dir? Ich habe dich so sehr vermisst!" Ich umarme ihn noch einmal.

"Ich dich auch, Kleines."

Henry räuspert sich. Er versucht zu lächeln und sieht mich, dann Trevor an.

"Wollen wir ins Wohnzimmer gehen?", schlägt er vor und steckt seine Hände in die Hosentaschen.

"Sicher, warum nicht", sagt Trevor und geht zu ihm, legt einen Arm um seine Schulter und führt ihn selbst ins Wohnzimmer. Ich schneide schnell drei Stücke vom Kuchen, stelle sie auf ein Tablet und gehe ins Wohnzimmer, wo Henry und Trevor schon in ein Gespräch über das Kinderzimmer vertieft sind.

"Danke", sagt Trevor, als ich ihm ein Teller reiche. "Wann gehst du wieder zum Arzt? Ich will wissen, ob es ein Junge oder ein Mädchen wird", grinst Trevor und steckt sich die Gabel in den Mund. Er gibt ein erfreutes Seufzer von sich und bringt mich zum Kichern.

"Ich weiß nicht", antworte ich achselzuckend.

"Wie wär's mit morgen?", schlägt er vor.

"Ich muss die Ärztin erst anrufen und fragen."

"Okay, worauf wartest du noch?"

"Ich rufe sie gleich morgen früh an, versprochen", sage ich und lache. Ich blicke zu Henry, der auf sein Teller schaut und breit lächelt. Er hat schon lange nicht mehr stark gehustet, und das freut mich. Ich kann mir eine Welt ohne ihn nicht vorstellen.

Nach einer Stunde plaudern und essen begleite ich Trevor in das Gästezimmer.

"Henry scheint sehr glücklich zu sein", bemerkt er, als wir im Gästezimmer stehen.

"Wirklich?"

"Ja." Er lächelt.

"Ich will auch, dass er glücklich ist. Wenn er glücklich ist, bin ich auch glücklich."

Trevor schließt mich in die Arme. Ich drücke ihn und genieße den Moment mit meinem Stiefvater.

"Gute Nacht, Liebes."

"Gute Nacht, Dad." So habe ich ihn noch nie genannt. Er sieht mich überrascht an. Ein breites Lächeln erscheint auf sein Gesicht.


Secret Desire - Das Einzige was zähltWo Geschichten leben. Entdecke jetzt