V

106 19 6
                                    

"Toll erkannt, Jäger."

Levis Sicht:

"Das scheint wohl noch ein langer Weg zu sein." stellte Eren fest.
"Lust ihn mit etwas schlechtem Smalltalk zu verkürzen?" lachte er leicht.

"Na wenn du schon so dämlich fragst, bitte." schmunzelte ich mit.
Hatte ich jemals so oft gelacht, wie heute mit ihm? Ich glaube kaum.

Wir fragten uns Fragen, von denen wir bereits die Antwort kannten, doch seiner Stimme zu lauschen, war angenehm genug, sodass es mich nicht weiter störte, ihn scheinbar ebenfalls nicht. Doch aus dem nichts, viel mir eine Frage ein, die mich etwas mehr interessierte, als dass sie mich etwas anginge.

"Sag mal, woher kennst du eigentlich Mikasa?"

"Mikasa? Wir kennen und schon seit dem Kindergarten, die Schulen haben wir ebenfalls, zusammen mit Armin, gemeinsam besucht. Darf ich dich was ziemlich.....direktes fragen?"

"Das hast du so schon die ganze Zeit getan. Warum fragst du jetzt?" schmunzelte ich. Er tat es mir gleich doch wurde sofort wieder ernster.

"Warum verstehen du und Mikasa sich nicht?" fragte er mich.

Ich hasse diese Frage.

"Sie gibt mir für etwas die Schuld, wofür ich eigentlich nichts kann."
Er schien zu bemerken, dass ich ungern darüber sprach und ließ das Thema somit stehen.
Ich war ihm dankbar, auch nicht böse, er wusste nicht, was es für ein Hintergrund haben könnte und fragte aus menschlicher Neugier.
Ihm kann man scheinbar generell nicht lange sauer sein.

"Tut mir leid, ich wollte nicht irgendwelche Wunden aufreißen oder dich unter Druck setzten."

"Schon gut. Was ist mit dir? Hast du Familie?" wechselte ich das Thema. Smalltalk und soziales Miteinander gehören definitiv nicht zu meinen Stärken, jedoch ist es bei ihm anders. Diese einfachen Sachen über ihn, sie interessierten mich. Er interessierte mich.

"Oh ja. Eine Mutter und einen Vater. Von ihm habe ich noch einen etwas älteren Halbbruder, der mir aber überhaupt nicht ähnlich sieht." antwortete er mir.

"Halbbruder?"

"Ja. Mein Vater hatte vor meiner Mutter noch eine andere Frau, die hat auch noch Kontakt zu uns, sie ist eigentlich eine ganz nette.
Mein Vater bestand nach der Scheidung auf das Sorgerecht.
Keine Ahnung warum. Glaub mir, den willst du wirklich nicht kennen lernen."

"Warum das denn? Ist er so wie Hanji?"

"Ja."

"Gut, vielleicht will ich es wirklich nicht."

Wir lachten.

"Was ist mit dir?" fragte er und schaute zu mir runter.

"Ich habe meine Mutter und einen verrückten Onkel. Und wie du und alle anderen wahrscheinlich festgestellt habt, ist Mikasa meine jüngere Cousine. Sie und ihre Familie stehen irgendwo in Kontakt und man sieht sich auf Familienfeiern,
doch wirklichen und vorallem gewollten Kontakt, von mir aus,
mit ihnen hab ich nicht."

"Irgendwie...kommt nach und nach ihre wahre Seite hervor."

Es war zwar genuschelt, doch trotzdem hörte ich es. Jedoch gibt es einen Unterschied zwischen hören und verstehen.

"Was meinst du?"

"Hm?" er zuckte nach oben und seuftzt.
"Das hast du nicht von mir."

"Tu ich nicht. Wovon redest du?" ging ich darauf ein und entlockte ihm ein raues lachen.

"Sie und Armin haben irgendetwas miteinander. Ich freue mich selbstverständlich für sie, doch hatte sie mir erst letzte Woche ihre...Gefühle..zu mir gestanden.
Armin steht schon seit einer sehr langen Zeit auf sie und sie nutzt ihn scheinbar nur aus, warum auch immer. Ich habe versucht, mit ihm zu reden, doch er ist zu geblendet von ihr. Blind vor Liebe.
Ich wünschte, ich könnte ihm die Augen öffnen." bedauert er.
Er tat mir leid. Seinen Freunden helfen zu wollen, doch es nicht zu können, ist unvorstellbar schlimm. Das weckt Erinnerungen, und zwar die, die ich versuche seit Jahren zu verdrängen.

Ich öffnete die Tür und das was ich im inneren sah, schockierte uns.

"Ist es das, was ich denke, was es ist?" fragte ich dämlich.

"Kneif mich mal." kommentierte die Person rechts neben mir ebenfalls dämlich.

Vor uns war ein Skellet. Ein Skellet das dem eines Menschen sehr stark glich, aber wie konnte das sein?

"Das ist bestimmt nur Deko.
Das hier ist alles nur ein-" Eren wurde durch ein Geräusch und mein darauffolgendes zischen unterbrochen.

Wir sahen runter auf mein Arm und erneut riss ich meine Augen auf.

Da befand sich eine scharfe Spitze in meinen Arm, doch woher kam sie?

Weiter darüber nachdenken, konnte ich nicht, denn erneut erklang das Geräusch. Wir duckten uns und rannten zur nächsten Tür.
Eren ergriff sein Schlüssel und sie ging problemlos auf.

"Ich weiß wie du dich fühlst. Ich konnte meinen Freunden auch nicht helfen." platze es aus mir raus.
Aus dem nichts bekam ich das Gefühl mich einem mir eigentlich fremden vom meinem schlimmsten Traumata zu erzählen.

Dieser sah mich nur überrascht und etwas verwirrt an.

"Als Kind hatte ich zwei Freunde, Isabel und Furlan hießen sie.
Wir waren wie so oft am Nachmittag draußen etwas spielen und wollten gerade eine Straße überqueren, bis plötzlich ein Auto kam",

Ich machte eine kurze Pause, die aufkommenden Schmerzen ignorierend ließ ich mich an der Wand runtergleiten.
Er tat es mir gleich.

"Es ging alles so schnell. Ich schrie um Hilfe, doch es war bereits zu spät."

"Es tut mir ja so leid."

"Das Leben ist zu kurz um traurig zu sein, dass würden sie mir jetzt sagen." lächelte ich leicht und bringe ihn somit auch etwas zum lächeln.

Wir schwiegen.

"Gibt sie dir dafür die Schuld?"
Ich brummte. "Nicht zu fassen."

Stille~ Solange bis:

"Scheiße! Wir müssen uns beeilen, sonst läuft die Zeit ab!"

𝗘𝘀𝗰𝗮𝗽𝗲 𝘄𝗶𝘁𝗵 𝗺𝗲 | ᴇʀᴇʀɪ/ʀɪʀᴇɴWo Geschichten leben. Entdecke jetzt