𝗘𝘀𝗰𝗮𝗽𝗲 𝘄𝗶𝘁𝗵 𝗺𝗲 | ᴇʀᴇʀɪ/ʀɪʀᴇɴ

X

Die beiden machten nun auch weiter.

Levis Sicht:

Ich hatte es geahnt.
Nachdem Hanji und danach Moblit den nächsten Buchstaben gemacht hatten, kam das einfache aber Angst einflüssende Wort  Stirb  raus.
Gerade als sie die Tür aufmachen wollten, ließ sich diese nicht öffenen.
Aber etwas anderes anscheinend schon. Durch ein oberes Rohr kam etwas raus. Was genau es war konnten wir nicht sagen doch schon nach dieser kurzen Zeit bekam Hanji einen Hustenanfall.

Das war ein Zeichen.

Erwin, Eren und ich versuchten das Fenster einzutreten doch nichts.

Mikasa rannte zur Tür doch nichts.

Eren rannte hinerher und sie beide versuchten es doch nichts.

Eren kam zurück und versuchte weiterhin das Fenster kaputt zu machen doch nichts.

Nichts geschah, dieses Fenster schien undurchbrechbar zu sein.

Hanjis und Moblits Gesicht begann zu schmelzen.

Doch von uns aus geschah nichts.

Nichts ließ sich öffnen.

Nichts passierte sodass wir nicht zu ihnen gelangen konnten.

Nichts konnten wir tuhen um ihren Tot zu verhindern.

Sie beide setzten sich hin und wechselten ihre scheinbar letzten Worte miteinander aus.

"Nein nein nein." brüllte ich und schlug immer wieder gegen die Scheibe.

"Verdammte Scheiße." zischte Erwin im genauso lautem Ton.

Eren nahm nun auch seine Hände hinzu und schlug diese gegen das Fenster. Doch nichts geschah.
Es brachte rein garnichts außer Verletztungen und noch mehr Frust.
Hanji und Moblit umklammerten sich noch fester und küssten sich ein letztes mal, wobei sich ihre Münder und Körper kurz verklebten.
Danach drehten sie sich zu uns und lächelten uns an.

Eine nun sehbare Tür öffnete sich.
Auf der Tafel entstanden nun ein paar Wörter:
< Escape together or die together. >

Mikasa weinte und Eren kamen wie allen anderen Tränen in die Augen.
Wir schlugen mit aller Kraft dagegen, doch es war zu spät.

Sie waren bereits tot.

Aus dem Rohr kam nun nichts mehr und ich ließ mich am Fenster runter gleiten. Eren nahm Erwin und mich in den Arm während wir einfach nur liegen blieben, genau so wie die Leichen unserer besten Freunde.
Mikasa stand wie gelähmt da und konnte nur auf die Leichen sehen,
doch so egoistisch es klang, es war mir egal. Es war mir so scheiß egal, wie es ihr im Moment ging.
Ich war ihr nämlich mindestens genau so egal.

Leise murmelte sie etwas.

"Oh Gott."

Nach längerer Zeit ließ sie sich mit erschrockenem Blick fallen und starrte gebannt, wohlgemerkt mit verheulter Winperntusche, auf den Boden.

"Wir müssen weiter." flüsterte sie.

"Wir müssen aufstehen und weiter."

Nun fing sie an zu schreien:

"SONST PASSIERT UNS GENAU DAS GLEICHE!"

Wir starrten sie geschockt an, doch nicht lange. Ich erhob mich und wollte auf sie zu, doch man hielt mich fest, schwach aber ausreichend,
um mich und mein eventuelles Vorhaben stoppen zu können.

"Du selbstverliebte Göre." fing ich an.
"Das was hier alles passiert ist, interessiert dich doch garnicht!
Du willst doch nur überleben und dich dann wieder weiterhin selber vollschwärmen können.
Wie es anderen geht oder was aus ihnen wird geht dir doch am Arsch vorbei, warum also sagst du uns, dass wir aufstehen sollen?
Sollen wir wieder die Drecksarbeit für dich erledigen und dafür sorgen, dass du dann schön ohne Kratzer und Stiche rauskommst?"

"Levi es reicht." stoppte mich Erwin.

Ich verfiel wie in eine Art Starre.

"Ich weiß, es ist nicht leicht.
Wir verlieren nach und nach unsere besten Freunde. Doch auch Mikasa hat eine wichtige Person verloren.
Ich bin mir sicher, dass Armin ihr was bedeutet hat. Sie jetzt fertig zu machen, weil sie lebend rauskommen will, ist eigentlich unlogisch." fuhr er fort.
Er hatte Recht, doch ich wollte nicht mehr. Und ich konnte mittlerweile auch nicht mehr.

"Was ist, wenn ich hier garnicht lebend rauskommen will?"

Jemand packte mich und rüttelte mich stark. Doch statt in wunderschöne grüne Augen zu blicken, sah ich in die ähnlichen meiner und sah in diesen zum ersten mal wirkliche Emotionen.

"So darfst du nicht denken!
Hör du mir jetzt mal zu!
Ich weiß, wir hatten nie das beste Verhältnis, doch jetzt auf zu geben ist genauso unlogisch wie mich anzumaulen.
Also beweg jetzt du mal deinen Arsch und bring uns hier alle raus."

Sie wurde immer leiser.

"Du hast doch Rache geschworen."

Ich schaute sie fassungslos an.
So nah und so nett war sie wahrscheinlich noch nie zu mir.
Doch auch sie hatte Recht.
Sie alle hatten Recht.
Nur ich nicht.
Vielleicht ist es eine Lehre.
Vielleicht auch Karma.
Oder aber auch eine Prüfung.

Egal was es war, wir mussten da durch.

Für Mike.
Für Armin. 
Für Hanji und Moblit.
Isabel und Furlan.
Und alle anderen die uns liebten.

Wir konnten es schaffen.

Wir mussten es einfach.

Wir gingen durch die Tür und sahen ein letztes mal nach hinten. Mit Tränen in den Augen ging es nun weiter. Und zwar solange, bis wir es geschafft haben.

Bis wir sie gerecht haben.