Kapitel zehn

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"Strike!" Josh riss die Arme in die Luft. "Diese Runde geht an uns!" rief er und küsste mich auf die Wange. Überrascht sah ich ihn an. Wir spielten in einem Team, gegen Nora und Louis, die beide totale Nieten im Bowlen waren und Jess und Liam, der alle, wirklich alle, in den Schatten stellte. Erschöpft ließen wir uns nach zwei Stunden auf die gepoltsterten Sofas fallen. "Ihr habt gewonnen! Ich bin fix und fertig!" sagte Nora an Jess und Liam gewandt. "Ich auch..." seuftze Josh. "Aber eher wegen der Tatsache, dass ich nicht mehr Bowlingkönig bin!" Er sah lachend zu Liam hinüber, der nur den Kopf schüttelte und grinste. Die beiden verstanden sich so gut und ich hatte so Angst mich entscheiden zu müssen. Zwischen dem lieben, lustigen, verständnisvollen Josh, für den ich in den letzten Tagen vielleicht ja doch irgendwie ein bisschen mehr als Freundschaft empfunden hatte und dem undurchsichtigen, gefährlichen, aber so verdammt aufregenden Liam. Plötzlich kam mir der Gedanke, dass sie mich vielleicht gar nicht mehr wollten, jetzt wo sie befreundet waren. So nach dem Motto: Freund vor Mädchen, oder so. Ich hatte die dumpfe Ahnung, dass ich sie irgedwie beide lieben könnte. Obwohl ich mir bei Josh doch so sicher gewesen war, dass ich genau das nie können würde.
"Soll ich dich nach Hause bringen?" fragte Liam leise, als wir auf dem Parkplatz vor der hell erleuchteten Bowlinghalle standen. Die Zwillinge waren bereits von ihrer Mutter abgeholt worden, die sie mal wieder für zwei Tage auf irgendein Seminar entführen wollte und Nora verabschiedete sich gerade. "Wie denn?" murmelte ich in Liams Richtung und deutete auf Josh. Ich umarmte Nora und winkte ihr nach, als sie in den Bus stieg. "Ach, er steht auf dich?" neckte er mich. "So offensichtlich?" lachte ich. Josh, der noch kurz ein wenig abseits telefoniert hatte, kam zu uns und stellte sich neben Liam. "Soll ich dich nach Hause bringen, Lilli?" fragte er sanft und lächelte mich an. "Nein, ist schon gut! Geh und kümmere dich um Lucas." Lucas war sein kleiner Bruder und ich wusste, wie sehr der Kleine Josh vermisste, wenn dieser nicht zu Hause war. "Okay..." sagte er fröhlich, aber ich sah in seinen Augen, dass es ihm schwerfiel mich und Liam hier alleine zu lassen. Als Josh weg war seuftze ich. "So schlimm?" fragte Liam und zwickte mir in die Wange. "Aua!" lachte ich und schubste ihn beiseite. Er lachte noch mehr und sagte dann wieder ernst: "Was ist? Liebst du ihn auch?" "Vielleicht ein bisschen..." murmelte ich. "Achja?" fragte er. Wir waren in Richtung zu Hause gelaufen und an einer einsamen Straße angekommen, als Liam plötzlich stehen blieb. "Lilli..." er schloss die Augen und rieb sich die Stirn. Dann spürte ich plötzlich seine Lippen auf meinen, weich wie Erdbeeren im Sommer. Mit Sahne, am Strand. Er umfasste meine Taille und ich legte vorsichtig eine Hand in seinen Nacken. Als wir uns voneinander lösten, kam es mir vor, als wäre sein Gesicht ein bisschen heller geworden. "Aber vielleicht liebe ich dich ein bisschen mehr." flüsterte ich und er nahm mich an die Hand und führte ich sanft durch die dunklen Straßen Londons.


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"Was wäre, wenn ich ihm verzeihen könnte, Marc?"
"Kannst du das denn?"
"Vermutlich nicht."
"Na also. Tu deine Arbeit, dann sehen wir weiter."
"Aber vielleicht könnte ich ihm ja wegen ihr verzeihen."
"Wegen dem Mädchen? Sie ist dir wichtig?"
"Naja, ich..."
"Ja oder nein? Ich habe keine Zeit für deinen dummen jugendlichen Gefühle. Ich habe genug gute Leute. Also ja oder nein?"
"Nein, Sir."
"Na also. Und pass auf, dass sich das nicht ändert, Alec!"
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"Daaaaad!" rief ich. "Essen!"
"Komme." sagte er so dicht hinter mir, dass ich erschrak. Er lachte und setzte sich. "Guten Appetit!"
Wir schwiegen eine Weile, dann platze ich mit der Frage heraus, die mich seit gestern Nacht von innen auffraß und darauf wartete, gestellt und beantwortet zu werden: "Daddy, sind es mehrere? Oder ist es nur... er?"
Fast hätte ich Alec gesagt. Fast.
Er räusperte sich und fuhr sich durchs Haar. "Ich glaube... ich weiß nicht. Vielleicht, vielleicht auch nicht."
Wir aßen unsere Suppe. Schweigend. Denkend. Vielleicht wartend, dass die Vertrautheit zurück kam.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Mar 17, 2015 ⏰

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