44. "...er ist jetzt an einem besserem Ort..."

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"Mama? Warum holst du mich von der Schule ab?" "Ich wollte mal an die frische Luft und ich muss dir was erzählen" "Ok" Wir gingen heute mal durch den Park nach Hause. Vor einem Baum blieben wir stehen. "An diesem Baum haben wir uns damals kennengelernt, ich bin in Thomas reingelaufen" "Wirklich? Ist ja irgendwie süß" "Ja...es war ein schöner Tag" Doch als mir wieder klar wurde, das ich es Hope erzählen muss, verschwand mein Lächeln wieder. "Alles gut Mama?" "Nein, ich muss dir was sagen" "Ok?" "Dein Opa... ist jetzt an einem besserem Ort... er... er vermisst dich ganz doll..." "Nein... wann...?" "Heute Morgen... er ist heute Morgen nicht mehr aufgewacht..." "Ich... vermisse ihn... seine Umarmungen..." "Ich auch Hope..." Ich umarmte sie, um ihr zu zeigen, das sie nicht alleine da durch muss und das ich immer für sie da bin. Die nächsten Wochen werden nicht leicht für uns, da die Beerdigung und so weiter ansteht. Ich hoffe einfach, dass das alles schnell vorbei ist.

"Mama, ich gehe Hausaufgaben machen" "Mach das Maus" Während Hope nun in ihrem Zimmer sitzt und versucht ihre Matheaufgaben zu lösen, sitze ich hier auf der Couch und denke nach. Wie geht es jetzt weiter? Was wird Mum machen? Zieht sie wieder nach London? Oder bleibt sie in Deutschland?

< ♡ > am Tag der Beerdigung

"Y/N hat eine Rede vorbereitet, die sie jetzt vortragen wird."

"Wir alle kennen den Psalm 23. Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. Er weidet mich auf einer grünen Aue und führt mich zum frischen Wasser. Seit Beginn der Christenheit ist dies der Text, der am häufigsten bei Beerdigungen gelesen wird. Auch wir haben daran gedacht, diesen Psalm zu lesen, doch wir tun uns schwer damit, denn er scheint nicht ganz in unsere Situation zu passen. Bedenkt man, wie sehr mein Vater leiden musste, so fällt es heute schwer, Gott dankbar als den guten Hirten zu bezeichnen, der an nichts mangeln lässt. Denn es mangelte so sehr - an Gesundheit, an Wohlergehen, an Freude. Stattdessen waren da Krankheit, Leid, Schmerzen, Verzweiflung und Tränen. Schier unsagbar hat er gelitten. Wir haben ebenso mitgelitten und leiden weiter darunter, dass er nun gehen musste. Da mag man nicht gern beten: Gott, du bist mein guter Hirte! Da möchte man lieber schreien: Gott, was hast du ihm zugemutet! Warum so viel unerträgliches Leid und Schmerz und Verlust? Wenn da ein guter Gott ist, von dem man sagt, er sei für die Menschen wie ein guter Hirte für seine Schafe, dann muss er hören und sehen, wie verzweifelt wir sind, wie bedrückt, wie voller Trauer, Schmerz, Zweifel und Enttäuschung. Ihm und uns ist zu viel zugemutet worden, wir können nicht mehr so einfach an den guten Gott glauben. Das Leid der letzten Tage, Wochen und Monate bedrückt uns noch. Doch nun, wo wir von ihm Abschied nehmen, sehen wir meinen Vater nicht nur als leidender Mann, der er in seiner Krankheit war. So behalten wir ihn nicht in Erinnerung. Nun ist es an der Zeit, unseren Blick wieder zu öffnen und ihn so zu sehen, wie er die meiste Zeit seines Lebens war. Denn so wollen wir uns an ihn erinnern: als Mann voller Lebenskraft, voller Liebe und Engagement. Wenn wir auf sein ganzes Leben blicken, sehen wir ihn auch als unbeschwertes Kind, als lebenslustiger Jugendlicher. Wir sehen die Hoch-Zeit der Liebe, wir sehen ihn als glücklicher Vater, als Mann, der liebt und da ist, wenn man ihn braucht. Wir sehen seine Wünsche und Hoffnungen, von denen sich sehr viele erfüllten. Gemessen daran war er nur für kurze Zeit ein kranker, leidender Mann. Wir dürfen ihn gern als einmaligen, glücklichen, starken Mann und Vater in Erinnerung behalten. Das war er. Darum sagen wir mitten in die Trauer hinein: Danke. Danke an den Gott, der ihm das Leben schenkte und ihn begleitete wie ein Hirte seine Schafe. Danke, dass wir ihn bei uns haben durften. Danke sagen wir ihm, dem wir nun nur noch hilflos nachblicken können. Danke, für alle Liebe, danke, für alle alles, was er gegeben hat! Wir hätten gern mehr Zeit gehabt, ihm viel davon zurückzugeben. Wir geben ihm nun unsere Liebe ein Leben lang und sagen: Auf Wiedersehen."

Während meiner Rede hatte ich wieder einmal angefangen zu weinen, aber wer weint nicht auf einer Beerdigung. Aber wir müssen immer im Kopf behalten, das Dad wollen würde, das wir weiter machen und nicht unser ganzen Leben lang um ihn trauern. Wir werden definitiv nicht unser ganzes Leben lang trauern, denn im Herzen ist er immer noch bei uns.

𝑷𝒍𝒆𝒂𝒔𝒆 𝒅𝒐𝒏'𝒕 𝒍𝒆𝒂𝒗𝒆 𝒎𝒆 - Thomas FF (German)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt