the fine art of bullshit

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thirty-two.
the fine art of bullshit

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„WIE SPÄT IST es?", fragte eine völlig aufgedrehte Cynthia Caldwell, deren hellbraune Locken um ihren Kopf herum auf und ab hüpften. „Meine Uhr ist in eine Badewanne voller Wuselwürmer gefallen."

Ich warf einen Blick auf meine eigene Armbanduhr und erwiderte mit vollem Mund: „Viertel nach zwölf." Die Mittagssonne hatte gerade ihren Zenit erreicht und flutete die Eingangshalle mit gleißendem Licht.

„Geh doch deinen eigenen Freunden aus der vierten Klasse damit auf die Nerven", murmelte Jo hinter vorgehaltener Hand, doch Cynthia ignorierte sie entweder gekonnt oder hörte ihr gar nicht erst zu.

„Du hast noch genug Zeit, bis deine nächste Stunde anfängt", sagte ich beschwichtigend und die Viertklässlerin lächelte erleichtert.

„Danke, Kit", atmete sie aus und ließ sich kurzerhand neben mich auf die Bank fallen. Ich unterdrückte ein Stöhnen. „Ich hätte Pflege magischer Geschöpfe abwählen sollen."

Jo hüstelte genervt.

„Und? Freut ihr euch schon auf die dritte Aufgabe?", plapperte Cynthia jedoch unbeirrt weiter und tat sich einen Löffel Haferbrei und Nüsse auf. „Ich glaub' ja, dass Cedric das Ding nach Hause holen wird. Obwohl Harry auch keine allzu schlechte Figur abgibt."

Jo und ich tauschten Blicke, doch weder sie noch ich wussten so recht, was wir darauf antworten sollten.

„Ich frag mich nur, was sie dieses Mal ins Schloss bringen wollen", fuhr Cynthia fort, ohne uns zu beachten. „Noch schlimmer als Drachen kann's wohl nicht mehr werden, oder?"

„Ja, sicher", lachte ich gequält und Jo rollte nur mit den Augen.

Cynthia schwieg und eine Weile war nur das malmende Kaugeräusch ihrer Zähne auf Haferbrei und Nüssen zu hören. Dann fragte sie mit vollem Mund: „Hey, glaubt ihr, dass sich Murtlaps gut als Haustiere eignen?"

Ich schnitt eine Grimasse und hob unsicher die Schultern in die Höhe. „Ich denke nicht, dass—", fing ich an, doch Jo unterbrach mich prompt.

„Wenn du sie sauer einlegst und anschließend aufisst, können sie deine Widerstandskraft gegen Flüche und Zauber aller Art stärken", sagte sie und betrachtete Cynthia mit einem gehässigen Grinsen auf den Lippen. Als ich ihr daraufhin einen verstörten Blick zu warf, zuckte sie jedoch nur mit den Schultern und sagte: „Hab ich irgendwo mal gelesen." Recht halbherzig nahm sie einen großen Bissen von ihrem Thunfisch-Sandwich und wandte sich von uns ab.

Währenddessen machte Cynthia nicht gerade den Eindruck, als hätten Jos Worte irgendeine besondere Wirkung auf sie. Tatsächlich schien sie ernsthaft darüber nachzudenken. Mit einem interessierten Ausdruck im Gesicht zog sie die Stirn in Falten.

„Das hat sie bestimmt nicht so gemeint", sagte ich rasch, doch Cynthia zuckte bloß mit den Schultern.

„Sie wollte doch nur helfen", sagte sie gutmütig und Jo nickte übertrieben zustimmend.

„Hörst du, Kit, ich wollte nur helfen", wiederholte sie schadenfroh und als ich eine Weintraube nach ihr warf, duckte sie sich bloß lachend unter dem Tisch weg.

summer bummer, 𝐆𝐄𝐎𝐑𝐆𝐄 𝐖𝐄𝐀𝐒𝐋𝐄𝐘Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt