Die Stille als du nicht da warst

215 17 0
                                    

Tense starrte noch immer auf den Boden, auf dem Chan lag. In einer Blutlache, ein tiefer Schnitt am Hals und etliche Narben an den Armen. Tense konnte sich bei dem Blutgeruch und dem schrecklichen Anblick, den Brechreiz nur schwer zurückhalten. Er stürzte zu Chan und riss die Klopapierrolle an sich. Mit dieser versuchte er wie verrückt die Blutung zu stoppen. Als er es einigermaßen hinbekommen hatte, kramte er sein Handy aus seiner Hosentasche um den Notarzt anzurufen
Chan lag am Boden, sah aus als würde er schlafen. Doch das Blut und die Schnitte zerstörten die Illusion. Und wenn man genau hinsah, konnte man in seinem entspannten Gesichtsausdruck, ein leichtes Leiden sehen. Tense schaute abwesend in die Luft, unfähig sich zu bewegen. Spürte die Kälte, die Angst die ihn beschlich. Er wollte nicht nachdenken. Wollte nicht wissen, warum Chan dies getan hatte. Er kniff die Augen zusammen, als wirre Gedanken durch seinen Kopf spuckten und biss sich auf die Zähne. "Oh Gott, scheiße" flüsterte Tense und versuchte seinen unruhigen Atem zu beruhigen. Er war erleichtert, als er die Sirenen des Notarztes hörte und sprang wie von der Tarantel gestochen hoch,ehe er zur Tür stützte und nach unten zum Krankenwagen schrie: „Schnell, er ist oben! Im 4. Stock!" Der Notarzt nicke, schaute seinen Partner an und sagte ihm was er mitbringen solle. Dann folgte er Tense nach oben und versorgte Chan vorsorglich, bevor die Beiden Notärzte ihn runter und in den Krankenwagen trugen. Tense stieg mit ein und setzte sich auf den Mitfahrstuhl, neben der Liege auf der Chan lag. Er hörte ein leises Husten und schaute sofort rüber zu seinem Freund, von dem es auskam. Tense, verzweifelte leicht und hoffte, dass sie es schaffen würden.
Bald schon kamen sie am Krankenhaus an. So schnell es ging, beförderten sie Chan in die Notaufnahme. Er wurde in einen Raum gebracht, in den Tense nicht hineindurfte, also setzte er sich hin und wartete. Dies tat er lange, einige Stunden. Er wurde müde und konnte seine Augen kaum offen halten. Schließlich war es schon abends und der Schock hatte ihn schon ziemlich ausgelaugt. Seine Augen schlossen sich und zogen ihn in das ruhige Land der Träume.

//Traum//

Er schritt durch einen Wald. Es war Nacht und die Kälte war nahezu unerträglich. Er wusste nicht wo er war, so ging er einfach den Weg entlang und hoffte auf etwas zu stoßen. Der Wald wurde dichter, der breite Weg zu einem Trampelpfad. Schließlich kam er auf einer Lichtung an. Am anderen Ende der Lichtung stand jemand. Die Person, stand im Mondstrahl, so konnte man sie gut erkennen. Es war ein Mann. Er war groß, hatte dunkles, nach oben gegeltes Haar. Er trug ein sehr dunkles, Hemd, das an den Armen nach oben gekrempelt war, dazu eine dunkle Jeans und am linken Handgelenk ein Lederarmband. Tense machte einen Schritt auf ihn zu und trat dabei auf einen Ast, der am Boden lag. Der Mann dreht seinen Kopf über die rechte Schulter, zu ihm um und grinste abartig böse. Und unter seinem rechten Auge war ein schwarzer Blitz....

//Traum Ende//

An dieser Stelle bach der Traum ab, denn schon bald wurde er von einem der Ärzte geweckt, der ihm sagte, er könne nun zu seinem Freund. Er betrat das Zimmer und setzte sich auf den Stuhl, neben dem Krankenbett. Chan war wach und schaute ihn schweigend an. Der Schnitt war genäht und gesäubert worden, ebenso wie einige andere Wunden.
"Wie geht's dir?", fragte Tense zögerlich.
"Den Umständen entsprechend", meinte Chan knapp mit brüchiger Stimme, da er ja noch eine Wunde am Hals hatte und sah ihn mit seinen braunen Augen unsicher an.Tense nickte wissend, lächelte schwach und meinte: "Was machst du nur für Sachen?" Der Angesprochene schwieg erneut und schaute aus dem Fenster, durch das man auf die dunkle Straße sehen konnte. Die Sonne war schon lange untergegangen, schließlich war es schon November und die Tage wurden immer kürzer. Tense biss sich auf die Unterlippe und war grad dabei aufzustehen, als Chan das Wort ergriff. "Ich hab gar nichts gemacht...", meinte er verbittert, "Das war..." Er schloss die Augen und atmete tief durch um die nächsten Worte zu sagen. "....Nega-Chan"

Shadow of SoulWo Geschichten leben. Entdecke jetzt