Kapitel 6

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Ich verbrachte die nächsten zwei Tage damit, zu arbeiten.

Ich ist fiel Arbeit liegen geblieben, seit Alexion aufgetaucht war. Ich musste die Nächte durcharbeiten, und hatte nur kalte Reste zu essen, weil ich nicht wusste, wie man den Herd benutzte und ich mich nicht darum kümmern konnte. Ich hatte sowieso nicht viel Zeit zum Essen. Ich musste während der Arbeit essen und mich dabei bemühen, die Dokumente nicht zu bekleckern, weil die Götter wussten, dass Hades das ausnutzen würde, um mich zur Schnecke zu machen.

Ich unterschrieb mehrere Formulare, Genehmigungen und Ablehnungen und hielt hin und wieder an, um ein paar Notizen in mein Tagebuch zu machen und von den letzten Tagen zu erzählen.

Und je länger ich dort saß, desto öfter erwartete ich, dass Alexion plötzlich mit was zu essen in meinem Zimmer auftauchen würde, was er nicht tat. Das notierte ich auch. Ich war mir nicht einmal sicher, wieso ich ihn vermisste. Er war grausam. Er hatte Blaine wehgetan. Obwohl Blaine eine schwierige Person war, an die man sich erst gewöhnen musste. Ich verglich ihn mit den Oliven, die er so liebte. Beim ersten Bissen, mochte niemand den herben, bitteren Geschmack der Olive, doch nach sechs weiteren Oliven fing man an, sie zu genießen.

Ich hatte gewusst, dass Alexion Blaines Blut geraubt hatte, aber ich hatte nie darüber nachgedacht, wie er das getan hatte. Nun kannte ich die Geschichte dahinter, nicht dass es noch eine Rolle spielte.

Denn Alexion war weg.

Ich war alleine.

Alles wieder beim Alten...

Und es tat weh.

Ich saß an meinem Schreibtisch, schloss mein Tagebuch und massierte mir mit dem Daumen und den Zeigefinger den Nasenrücken. Ich rieb mir das Gesicht und versuchte wach zu bleiben. Mit Kaffee im Blut fiel mir das viel leichter, doch der ist neulich ausgegangen. Jetzt musste ich darum kämpfen, wach zu bleiben. Ich war versucht, auszugehen, um mir Alkohol zu kaufen, aber die Tatsache, dass ich mit Leuten in Kontakt treten musste, hielt mich daheim.

Und dann kamen mir auch Alexions Worte in den Sinn. Ich war mir im Klaren, dass Alkohol keine Lösung ist... Es würde mir nur beim Einschlafen helfen.

Etwas knarrte und ich hob den Kopf und lauschte. Dann ertönte ein weiteres Knarren und dieses Mal stand ich auf, um nachzusehen. Stirnrunzelnd näherte ich mich der Haustür. Ich streckte die Hand vorsichtig aus und riss sie schlagartig auf, um dann absolut still zu verharren, als ich Alexion davor stehen sah, der sich über der ruckartig geöffneten Tür erschrocken hatte. Ich sah ihn erstarrt an.

Er sah noch genauso aus, wie vor seinem Abgang, nur trug er jetzt ein langärmeliges schwarz-graues Shirt mit V-Ausschnitt und schwarze Jeans. Über einen Arm hing eine Jacke und zu seinen Füßen stand ein Koffer. Ich sah verwirrt zum Koffer, bevor ich ihn wieder ansah.

"Alexion?" bat ich um Bestätigung. Er räusperte sich verlegen und rieb sich den Nacken.

"Tut mir leid, dass ich so lange weg war. Ich hätte nicht gedacht, dass es so lange dauern würde, aber mein herumlungern hat Misstrauen erregt. Ich wollte keinen Ärger hierher bringen, also habe ich gewartet, bis die Situation sich entschärft hatte, bevor ich hergekommen bin. Ich hätte dich kontaktiert, aber... Nun ja. Hab kein Telefon oder Internet." gab er mit einem hilflosen Schulterzucken zu.

Ich hatte keine Ahnung, was ich dazu sagen sollte. Ich dachte, er wäre verschwunden, weggelaufen, auf und davon, um sein Ziel zu erreichen, die Welt zu zerstören oder was auch immer in seinem Kopf vor sich ging. Und doch stand er jetzt direkt vor mir und sah mich erwartungsvoll an. Er schien darauf zu warten, dass ich ihn hereinließ, und aus irgendeinem Grund tat ich das auch. Ich trat beiseite und er nickte mir kurz zu, bevor er mit seinem Koffer eintrat. Dann schloss ich hinter ihm die Tür und starrte auf seinen Rücken, während er das Wohnzimmer mit einem finsteren Blick absuchte.

Die Fähre des Leidens [malexmale] (Übersetzung)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt