Kapitel 11

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Das Mahl war köstlich.

Aber das war keine Überraschung. Alles, was Alexion zubereitete, war himmlisch. Es gelang ihm mit Leichtigkeit, zuckersüßen Nektar und Ambrosia in etwas würzig-süßes zu verwandeln. Das Aroma in meinem Mund und die Wärme in meinem Bauch war beruhigend und entspannend. Ich konnte spüren, wie meine Ängste von mir abfielen.

"Wann hast du das Kochen gelernt?", fragte ich, als ich beschloss, ein Gespräch in den Gang zu bringen. Alexion hielt inne, leckte sich die Soße von der Unterlippe und wischte sich den Mundwinkel mit der Hand ab, bevor er daran leckte.

"Vor sehr langer Zeit", sagte er und schien mit dieser Antwort zufrieden zu sein, bis er bemerkte, dass ich ihn erwartungsvoll anstarrte. Er seufzte schwer und fuhr mit dem Finger den Rand seines Weinkelches nach. "Nachdem ich Kronos Eigentum geworden war. Rhea stand nicht so aufs Kochen. Sie war immer mit ihren Freunden oder Feen beschäftigt. Sie verbrachte nicht viel Zeit mit Kronos. Schließlich befahl er mir, das Kochen zu lernen, um ihn und allen anderen Göttern Mahlzeiten zuzubereiten. Es waren ein paar Fehlversuche und Schläge nötig gewesen, bevor ich lernte, die Mahlzeiten schmackhaft zu machen." Ich nickte und versuchte nicht das Gesicht zu verziehen, als er erwähnte, dass er geschlagen wurde. Mir war bereits bekannt, dass Kronos grausam war. Ich hatte den Titan noch nie persönlich kennengelernt, aber ich wusste genau, dass er nicht der freundlichste von ihnen war. Er hatte ein ebenso schlechtes Temperament wie Zeus.

"Es tut mir leid, dass dir das widerfahren ist", murmelte ich, "Die Sache mit Kronos. Er ist nicht sehr... freundlich." Alexion schnaubte und nahm sich einen Granatapfel, um ihn auf dem Tisch herum zu rollen. Er machte ein angewidertes Gesicht.

"Er ist ungefähr so freundlich wie ein tollwütiger Bär im Käfig."

"Nun, jetzt ist er in Tartarus."

"Das ist nicht gut genug", murmelte Alexion und ich runzelte die Stirn. Ich wusste nicht, was ich dazu sagen sollte. Ich kannte die Tiefen von Kronos Grausamkeit nicht und wollte sie mir auch nicht vorstellen. Dennoch fiel es mir schwer zu glauben, dass Tartarus nicht das richtige Zuhause für jemanden wie Kronos war. Tartarus war eine glühend heiße Hölle. Sicherlich hatte Hades Kronos eine angemessene Strafe zugewiesen. Schließlich war Kronos während der Titan-Eskapade zu schwach gewesen, um zu fliehen. Er war zusammengerollt in einer Ecke gefunden worden, während Rhea ihn hin und her wiegte.

"Wie würdest du Kronos bestrafen?", wollte ich wissen. Alexion fixierte mich mit einem gnadenlosen Blick, der so eiskalt war, dass ich die Kälte bis in die Zehenspitzen spüren konnte. Die tödliche Aura Nummer die er abziehen konnte war genauso gut, wie er aussah.

"Ich würde ihn langsam und schmerzhaft in winzige Stücke reißen und dann alles, was dann noch von seiner Leiche übrig ist, in Brand setzen", sagte er todernst und ich verzog das Gesicht.

"Aber damit würdest du das Universum zerstören."

"Rache hat nun einmal einen Preis, den ich zu zahlen bereit bin."

"Du bist bereit, das gesamte Universum und jegliche Existenz zu verdammen, nur um es Kronos heimzuzahlen?"

"Und Zeus", fügte er hinzu, als ob es das besser machen würde. Ich schwieg nun, weil ich mir nicht sicher war, was ich dazu sagen sollte. Ich verstand ihn nicht. Kronos musste etwas Schlimmeres getan haben, als ihn einfach nur zu vermöbeln, und ich konnte mir nicht vorstellen, was schlimmer als eine Abreibung sein könnte... Nein, vielleicht konnte ich mir das vorstellen, ich wollte es bloß nicht. Warum sollte Kronos oder Zeus Alexion so etwas antun? Hatten sie wegen seines "Gottkiller" Titels genauso viel Angst vor ihm, wie alle anderen auch? Was bedeutete es, ein Götterkiller zu sein, abgesehen vom Offensichtlichen? Vielleicht ging es über das einfache Töten anderer Götter hinaus.

Die Fähre des Leidens [malexmale] (Übersetzung)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt