Kapitel 12

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"Du... hast ihn gefangen genommen?", fragte ich ihn, als es mir schließlich gelang, den Mund zu öffnen.

Hades nickte und ließ sich lässig auf mein Sofa plumpsen, bevor er die Nase rümpfte, auf die Kissen drückte und dann mit den Fingern schnippte. Das altmodische violette Sofa im viktorianischen Stil wurde durch ein modernes schwarzes L-förmiges Soma ersetzt, das sich von einem Fenster zum anderen erstreckte.

"Du musst lernen, die Vorteile des modernen Komforts zu nutzen", tadelte mich Hades und besah sich den Raum mit offensichtlicher Abneigung. "Alles ist so heruntergekommen und alt hier drin. Es ist, als ob du noch immer in den Fünfzigern gefangen wärst." Ich konnte nicht glauben, dass er mit mir über meine Dekorationskünste diskutieren wollte, nachdem er diese Bombe platzen lassen hat.

Aber Hades war klug. Er hatte etwas vor. Ich konnte nur vermuten, dass Hades bereits über Alexion Bescheid wusste, und deshalb hergekommen war, um es mir unter die Nase zu reiben, bevor er meine Inneneinrichtung beleidigte. Ich war mir jedoch nicht sicher, was für eine Reaktion er von mir erwartete oder was mich verraten hatte. Ich hatte keine Ahnung, wie Hades das überhaupt herausgefunden hatte, aber ich hätte es wissen müssen. Niemand konnte etwas vor Hades verbergen. Er war der Gott der Unterwelt, Sohn von Kronos und Zeus Bruder.

"Warum bist du hergekommen?" beschloss ich auf Nummer sicher zu gehen. Hades sah mich nicht an, überflog den alten hölzernen Couchtisch, schnippte mit den Fingern und verwandelte ihn in einen Glastisch mit schwarzen Untersetzern, die wie verbrannte Schädel aussahen. Bei dem Anblick wäre ich fast zusammengezuckt.

"Ich bin hergekommen, um dich auf den neusten Stand zu bringen und dir zu berichten, was auf dem Olymp diskutiert wurde. Du weißt doch, dass du über die neuen Regeln und Gesetzesänderungen Bescheid wissen musst, die Zeus über Nacht bei einem Fick mit einer Nymphe beschließt." antwortete Hades ausfallend, weshalb ich angesichts seiner Beleidigung eine Grimasse zog.

Mein Herz raste jedoch noch immer hundert Meilen die Stunde. Alexion war gefangen genommen worden und befand sich nun wieder in Hades Kerker. Was war mit Akin? Hatte Hades herausgefunden, dass Akin ihn in seiner Wohnung Unterschlucht gewährt hatte? Wusste er von der Beziehung zwischen Alexion und mir? Was hatte er vor? War das seine Art, mir zu drohen? Das machte mich wahnsinnig und meine Paranoia nahm noch weiter zu.

"Nichts hat sich geändert", sagte Hades trocken und runzelte die Stirn, als er zu den alten Deckenlampen aufsah, mit den Fingern schnippte und die alten elektrischen Glühbirnen durch aufwendig gestaltete Kronleuchtern aus Gold ersetzte, "Zeus wollte bloß aufmüpfig über all seine Probleme schimpfen. Als ob er von uns die größten Probleme hätte. Er ist nicht derjenige, der versuchen muss, einen Haufen dummer kleiner Jungs dazu zu bringen, die Welt vor den Titanen zu schützen. Ich sollte euch alle einfach mal zu ihm schicken, mal sehen wie ihm das gefällt. Vielleicht finde ich dann einmal in meinem Leben etwas Ruhe." Ich versuchte, mich nicht darüber zu ärgern.

Hades kam oft hierher, um sich über seine Geschwister auszukotzen. Jedoch wünschte ich mir ihn töten zu können, wann immer er mich und meine Brüder beleidigte. Er hatte keine Ahnung, wie schwierig das für uns war. Er hielt es für schwer, "uns im Zaun zu halten"? Sollte er Mal versuchen die Titanen und die anderen abtrünnigen Götter zu bekämpfen, um die Welt zu retten.

Natürlich sagte ich nichts dergleichen. Meine Brüder anzuschreien und Hades anzuschreien waren zwei verschiedene paar Schuhe. Meine Brüder anzuschreien hat nur zu deren Verärgerung und Beunruhigung geführt. Hades anzuschreien würde zu meiner Ausweidung führen, worauf ich nicht sonderlich scharf war.

"Als ich zurück war, erhielt ich zufällig einen Anruf, dass Alexion in Styx gesichtet wurde", fuhr Hades fort und ich biss mir nervös auf die Lippe. "Er war in eines dieser dummen Clubs, die Cerberus so sehr mochte. Er hatte sich heftig gewährt, war aber nichts, womit ich nicht fertig wurde. Ich brach ihm dabei beide Arme und befahl meinen Wachen, ihn mit Grigora zu füttern. Vielleicht behalte ich ihn einfach bei mir, anstatt ihn Zelios zu übergeben. Gott weiß, dass Zelios Mitleid mit dieser erbärmlichen Kreatur haben und seine Dosis senken wird, ohne mich darüber zu informieren." Ich biss die Zähne zusammen und versuchte das Zittern in meiner Hand zu unterdrücken, um meinen Tee nicht zu verschütten. Stattdessen legte ich sie ab, um sie nicht zu zerdrücken, als ich vorsichtig auf Hades zuging, der sich ins Sofa zurücklehnte und die Arme über die Rückenlehne warf. Er starrte stumm aus dem Fenster.

Die Fähre des Leidens [malexmale] (Übersetzung)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt