Kapitel 3

149 9 1
                                    

Kapitel 3:         Wincent:
Ich bin seit ein paar Tagen in München und besuche einen Kumpel von mir. Hier haben wir gerade das Musikvideo zu “Kaum erwarten” gedreht. Nachdem es abgeschlossen ist und nur noch geschnitten werden muss, habe ich ein paar Tage frei.
Gerade kommt Fabi ins Zimmer und schüttet mir kaltes Wasser ins Gesicht, nachdem er versucht hat mich anders aufzuwecken. “Maaan, Alter, geh weg. Das ist kalt, ahhh.”, gebe ich angepisst von mir. Ich war gestern noch bis in die Nacht wach und hab mir “Prison break” weiter reingezogen. “Na komm, Schlafmütze aufstehen”, lacht Fabi und macht das Zimmer hell. Jetzt kann ich erst recht nicht mehr weiter schlafen. Ich werfe ihn mit meinem Kissen ab und er lacht nur noch mehr und flüchtet aus meinem Zimmer. “Jaja hau nur ab”, grummle ich und versuche dabei nicht zu lachen.
Gequält schlage ich die Bettdecke von mir und stehe auf. Torkelnd laufe ich ins Bad und rufe Fabi noch ein “Bin schnell noch eine Runde duschen” zu und schließe die Tür hinter mir. Auf dem Weg zur Dusche lass ich meine Boxershorts fallen, stelle mich unter diese und mache das Wasser an.
Später komme ich frisch geduscht in die Küche und setze mich an den Tisch zu Fabi. “Danke fürs Frühstück”, gebe ich etwas freundlicher als vorhin von mir. “Das gibt Rache…”, flüstere ich so, dass er es nicht hört. Während dem Essen quatschen wir über unsere Musik und machen klar, was wir heute machen. “Wince, was meinst du? Bock auf Fitness?”, fragt Fabi euphorisch. Ähm ja klar, was denn sonst. Ich nicke und meine: “Na klar, hab ich Bock, was denkst du denn?”.
Nach einer guten Runde Joggen und danach noch Sport gibt es noch eine kurze Dusche. Als wir beide soweit fertig sind, knurrt uns beiden der Magen. Wir schauen uns an und prusten los. “Willst du kochen oder gehen wir raus?”, frage ich ihn, nachdem ich mich einigermaßen wieder beruhigt habe. “Ne, ich bin so ausgepowert jetzt. Lass uns irgendwo hin gehen.” , meint er und so machen wir uns noch schnell fertig zum Ausgehen. Hinter uns machen wir die Tür zu und ich rede wieder drauf los: "Burger?" und Fabi sofort "aber sicher". Also machen wir uns auf den Weg zu unserem Lieblings Burgerladen und quatschen noch über unser Single-Leben. Ich bin jetzt seit anderthalb Jahren single, nachdem meine langjährige Freundin mich verlassen hat. Eine Zeit lang hab ich noch um sie gekämpft, aber sie hat es nicht interessiert und irgendwann bin ich daran kaputt gegangen. Meine Kumpels haben mir gesagt, dass es keinen Sinn mehr macht, nachdem sie jemand neues hatte und ich nach vorne schauen soll. Tja und jetzt bin ich hier und alleine. Es wäre schon schön, wenn ich wieder jemanden hätte. Denn alle meine Kumpels sind vergeben nur Fabi und ich nicht. Das ist manchmal schon etwas deprimierend. Kurze Zeit später sind wir beim Laden angekommen und suchen uns einen Platz aus, wo wir uns hinsetzen. Nachdem wir bestellt haben kommt unser Burger nach gerade mal 15 Minuten. "N' guten", wünschen wir uns beiden bevor wir hungrig reinbeißen. Nach einem gelungenen Essen sitzen wir noch etwas da und quatschen. Da fällt mir etwas ein: "Fabi, ich brauche noch Shirts, kommst du noch mit?". "Ähm, ja warum nicht?" So bezahlen wir noch schnell unser Essen und verlassen den Laden. Als wir vor meinem typischen Laden stehen, klingelt Fabis Handy und er geht dran. "Hey, was gibt's?", meldet er sich. Ich bleibe stehen und warte bis er fertig ist. Als er auflegt schaut er zu mir und sagt: "Hey Wince sorry aber das ist grade ein Notfall. Da muss ich hin. Wir können ja heute Abend noch was machen? Ich melde mich dann." An seinem Gesicht sehe ich, dass es irgendwas ernstes ist und nicke ihm nur zu. "Klar geh nur, das schaffe ich auch noch alleine." "Danke man, bis dann." Er lächelt mir noch schnell zu bevor er sich umdreht und los läuft. Man, hoffentlich nichts schlimmes. Ich laufe in den Laden und hole mir ein paar schwarze T-Shirts und probiere sie nur schnell an. Nachdem sie passen, laufe ich zur Kasse und bezahle die T-Shirts. Gedankenverloren laufe ich raus und achte nicht auf meine Umgebung, sodass es kein Wunder ist, dass ich mit jemandem zusammen kollidiere. Kurz darauf höre ich wie etwas zu Boden fällt. Daraufhin zucke ich kurz zusammen und bin dann wieder voll da. Als ich zu meinem Gegenüber schaue, sehe ich blonde Haare und blicke zu Boden. Ich knie mich also runter, um das Handy aufzuheben und hab es schon in meiner Hand. Da spüre ich wie sich eine Hand auf meine legt und sofort kribbelt die Stelle. Aus Instinkt schaue ich von dem Handy hoch und blicke in grasgrüne Augen. Ich hab das Gefühl, als wenn sich mein Herzschlag verdoppelt und in meinem Bauch fängt es an zu kribbeln. Man krass, ich meine ich kenne sie noch nicht mal und reagiere schon so auf sie. Niemand von uns beendet den Blickkontakt bis sich plötzlich etwas in ihrem Blick verändert und unseren intensiven Blickkontakt abbricht. Sie schaut auf unsere Hände und löst dann kurzerhand ihre Hand von meiner und steht langsam wieder auf. Es fühlt sich etwas komisch an, als sie ihre Hand von meiner löst. Als ich mich wieder etwas gefangen hab nach meinen Gefühlen, stehe ich auch wieder auf und schaue schüchtern zu ihr. Irgendwie habe ich das Gefühl, das sie mir nicht mehr in die Augen schauen will und weiß nicht, was ich machen soll. "Ähm, .. ja ..", stotterte ich bis mir einfällt: "Sorry, das ich in dich rein gelaufen bin, hab dich nicht gesehen. Also sorry." Daraufhin schaut sie vorsichtig zu mir und in meinem Bauch fängt es wieder an zu kribbeln. Sie räuspert sich kurz und spricht dann: "Ja, kein Ding, ähm ich hab dich auch nicht gesehen sorry." Keine Ahnung, warum ich gerade wieder so schüchtern bin. Ihr Blick geht zu meinen Händen und da erinnere ich mich daran, was in meiner Hand liegt. "Oh sorry, ähm hier dein Handy…", sage ich schüchtern zu ihr und reiche es ihr.
Als sie das Handy aus meiner Hand nimmt, berühren sich wieder unsere Hände und sofort habe ich wieder dieses Kribbeln im Bauch. Mein Kopf schnellt wieder nach oben, um ihr in die Augen zu schauen.
Unsere Blicke treffen sich und wir schauen uns eine Weile wieder nur an. Doch dann dreht sie ihren Kopf weg und zieht ihre Hand schnell weg. Sie blickt nach unten und kurz darauf wieder vorsichtig zu mir.
Auf ihren Wangen sieht man einen leichten rosa Schimmer.
Nachdem ich sehe, dass sie überlegt zu gehen, sage ich schnell: “Warte.“ Sie bleibt stehen. Ich sehe ihr an, dass sie verwirrt ist, aber ich kann sie jetzt nicht gehen lassen. Ob es wohl daran liegt, dass sie mich erkannt hat?
Ich fahre mir verlegen durch die Haare, denn irgendwie fehlen mir die Worte. Doch irgendwie schaffe ich es sie zu fragen: " Ähm, das klingt jetzt bestimmt komisch, aber … hättest du Lust noch was mit mir zu machen?" Sie blickt mir wieder ins Gesicht und scheint dort irgendwas zu suchen, doch nickt dann schließlich. "Okay. Und was?", fragt sie dann schüchtern. Ich schaue mich suchend um und denke nach, da sehe ich jemanden mit einem Eis in der Hand. “Wie wäre es mit einem Eis?“ Lächelnd nickt sie und sagt: “Ja gerne.“ Zusammen machen wir uns also auf den Weg zu einer Eisdiele.
Da fällt mir ein, dass ich sie noch gar nicht nach ihrem Namen gefragt habe. Ich Trottel ey. Also frage ich sie. "Wie heißt du eigentlich?" Sie lächelt und sagt dann: "Ich heiße Jennifer, aber alle meine Freunde nennen mich Jenny." Wie cool, genau wie die Sängerin von Beyond the Black. Wir waren ja im Februar alle in Südafrika und haben für "Sing meinen Song" aufgenommen. Das war eine mega coole Erfahrung. "Hey ich bin Wincent. Und schöner Name." Daraufhin lächelt sie nur und wir unterhalten uns noch ein bisschen bis wir an der Eisdiele ankommen. Vielleicht hat sie mich doch erkannt? Am Anfang war es noch etwas stotternd, doch je mehr Witze ich machte, desto lockerer wurde es zwischen uns. An der Eisdiele angekommen, kommen wir direkt an die Reihe. "Was möchtest du?" frage ich sie lächelnd. Sie schaut einmal auf die ganze Auswahl und blickt dann zur Verkäuferin. "Ich nehme eine Kugel Schoko und dazu Cookies in der Waffel." "Und ich hätte auch in der Waffel einmal Zitrone und Schokolade. Danke."
Lächelnd bezahle ich dann unser Eis. "Wollen wir uns irgendwo hinsetzen oder bisschen laufen?", fragt sie mich dann, als wir beide unser Eis in der Hand haben. "Wir können ja erst bisschen laufen und uns einen schönen Platz suchen oder?" "Ja klar klingt gut"
Während wir laufen und nebenher unser Eis essen, reden wir und lernen uns ein bisschen kennen. Wir stellen uns gegenseitig Fragen und Antworten dann dem anderen, was manchmal echt lustig ist. Es gibt auch Momente, wo wir einfach nur schweigen und uns anschauen. Natürlich klappt das Eis essen nicht so gut, da die Sonne so heiß runter scheint, was für ein paar Lacher sorgt. Wir finden noch ein schönen Platz, wo wir uns hinsetzen und weiter reden. Ich fühle mich total wohl mit ihr, obwohl wir uns erst seit einer Stunde kennen, obwohl es sich für mich anfühlt, als wären es Jahre. Irgendetwas hat sie an sich, was mich anzieht. Die Zeit geht mit ihr so schnell vorbei. Wir sind gerade in unser Gespräch vertieft, als mein Handy klingelt. Ich schaue auf den Display und sehe Fabis Namen. "Da muss ich kurz dran, ist ein Kumpel", sage ich schnell und nehme das Gespräch an. "Hey Fabi, was gibt's?" Er erklärt mir, dass sich alles geklärt hat und nichts schlimmes passiert ist. "Wie sieht's denn aus, Wince ich bin daheim. Wann kommste?" Lächelnd schaue ich zu ihr.
Sie schaut gerade auf die Wiese vor uns und hat dabei ein sehr schönes Lächeln im Gesicht. "Ich bin noch beschäftigt, kann noch bissle dauern, okay!" Kurz darauf lege ich auf, nachdem wir uns verabschiedet haben. "Alles okay?, Hast du noch was vor?", fragt sie mich während sie mich anschaut. "Ähm ist nicht so wichtig, bin nur gerade bei einem Kumpel zu Besuch und wir wollten heute Abend noch was zusammen machen. Aber das hat noch Zeit.", gebe ich Schultern zuckend von mir. Irgendwie will ich sie noch nicht gehen lassen. "Okay, aber ich kann auch nicht mehr lange da bleiben, muss ja auch noch mit dem Zug nach Hause fahren", meint sie leise. Wir schweigen uns etwas an und reden dann noch eine Weile bis wir uns um sieben Uhr zusammen auf den Weg zum Bahnhof machen. Man ey, eigentlich will ich sie nicht gehen lassen. Sie hat etwas an sich, was mich schon jetzt fasziniert. Als wir dann den Bahnhof erreichen, zieht sie sich noch ein Ticket zurück nach Nürnberg und holen ihr noch was zu Trinken. Ich begleite sie noch bis an ihr Bahngleis und gemeinsam warten wir auf ihren Zug. Jetzt oder nie. "Hey, ähm also hättest du Lust, also kriege ich deine Nummer?", bekomme ich schüchtern raus. Ey, das ich auch wieder bei sowas schüchtern sein muss. Ihrem Blick nach zu urteilen, muss ich sie damit ziemlich überrumpelt haben. "Wieso?" "Ich fand den Nachmittag echt schön und würde dich gerne weiter sehen." Sie scheint wegen irgendetwas zu überlegen, da stelle ich mich direkt vor sie und hebe vorsichtig ihr Kinn hoch. Ihre Augen blicken zu Boden und erst als ich sie anspreche: "Hey Jenny, schau mich an"  sieht sie mir in meine. Dort sehe ich, dass sie irgendetwas noch beschäftigt, was sie mir nicht anvertrauen kann oder will. "Bitte Jenny." Ich zeige ihr nochmal, dass ich es auch wirklich ernst meine und dann nickt sie leicht. "Okay." Mit meiner freien Hand ziehe ich mein Handy aus meiner Hosentasche, sodass sie sich dort gleich einspeichern kann. Kurz darauf fährt ihr Zug ein und ich ziehe sie aus einem Reflex in meine Arme. Und man, das fühlt sich echt gut an. Sie schmiegt sich an meine Brust, so als würde sie da schon immer hin gehören. Mein Bauch kribbelt wieder und mein Herzschlag ist wieder auf doppelt so schnell. Es fühlt sich so an, als wenn niemand von uns sich aus dieser Umarmung lösen möchte, doch als die Durchsage kommt: “An alle Fahrgäste, die letzte Aufforderung für den Zug nach Nürnberg”, löst sie sich gezwungenermaßen von mir. Sie läuft zum Zug, steigt ein und bleibt an der Tür stehen. Wir schauen uns noch an und als der Zug losfährt, winken wir uns gegenseitig zu.

Was machst du nur mit mir? - WW FF Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt