Kapitel 13:

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Jenny:
Hinter mir hörte ich ihn noch ein paar Mal verzweifelt meinen Namen rufen. Doch ich lief unbeirrt einfach weiter, ich wollte weg. 

Ich weiß nicht wie lange ich lief, doch irgendwann musste ich stoppen, da mir heute zum zweiten Mal, die Tränen kamen. Kurz schaute ich mich etwas um. Anscheinend war ich noch in der Stadt und an irgendeinem Park. Er war kleiner und hatte einen kleinen See und drum herum war nur Wiese mit ein paar Bänken, die zum sitzen einluden. Mit meinen letzten Kräften bewegte ich mich auf eine der Bänke zu und ließ mich sinken. Dann ließ ich meine Tränen freien Lauf. Was war das gewesen? Und wieso küsst er mich? Empfindet er etwa was für mich? Aber, dann… das … das durfte einfach nicht sein…. Ich wollte doch einfach nur einen besten Freund und nicht gleich einen Freund für mich und überhaupt… mit mir… was fand er an mir? … naja er kannte ja noch nicht meine ganze Geschichte, das war auch ganz gut so… denn mit ihm wollte ich Abenteuer und das ging nicht, wenn er sich auch um mich sorgt. Das hab ich schon von meinen Eltern gelernt..  Sicherheit und Abenteuer gehören nicht zusammen und gehen nicht zusammen. Das ist ein ganz normales Gesetz. Im Leben gibt es keine Sicherheit, denn es können immer wieder plötzliche Situationen auftreten mit denen wir nicht gerechnet haben. Wir können uns nicht auf alles vorbereiten. Wie konnte ich denn das kommen sehen? Mit mir als Freundin, das wäre keine gute Idee, gerade in seinem Beruf als Sänger… ach übrigens das sollte ich auch noch ansprechen oder? Ich meine zumindest sollte ich sagen, dass ich ihn kenne als Sänger oder? Darüber haben wir irgendwie noch nie geredet, fällt mir auf. Und dann der Kuss in der Öffentlichkeit? Ich meine, was machen wir, wenn uns jemand gesehen hat und es dann auf Insta ist… shit. Ich wollte das alles doch gar nicht… ich wusste schon, dass seine letzte Beziehung kaputt gegangen ist wegen den ganzen Hate Kommentaren und schlimmeres. Ich konnte das doch nicht und ich hasste es im Mittelpunkt zu stehen, mir war das alles dann immer total unangenehm. Wie sollte für mich ein Leben an seiner Seite aussehen? Und konnte ich das überhaupt? Scheiße, worüber dachte ich da gerade nach? Ich wollte doch nur eine Freundin sein nicht seine. Verzweifelt wischte ich mir die Tränen aus dem Gesicht, versuchte nicht mehr zu weinen, doch es kamen immer wieder neue nach. Keine Ahnung wie lange ich hier saß und heulte, ich hatte mein Zeitgefühl total verloren. Dann endlich wischte ich meine Wangen trocken und schaute auf den See. Was sollte ich den jetzt machen? Als ich ein Vibrieren in meiner Hosentasche fühlte, zog ich es raus. Wer wollte denn jetzt was von mir? Oh nein, bitte nicht Wince. Ich wüsste nicht, was ich sagen soll. Ein Blick aufs Display sah ich, dass es Kim war. Mir fiel regelrecht ein Stein vom Herz. Puh. Mit einer Hoffnung nahm ich das Gespräch an und wartete. "Hey Jenny, alles klar bei dir?", hörte ich sie grinsend in den Hörer sprechen. Ich versuchte zu reden, doch es wollte irgendwie nicht. Beim nächsten Versuch klappte es. "Ich, mir geht's gut und dir?", und versuchte nicht zu verheult zu klingen, doch Kim war nicht Kim ohne dass sie wusste was los war. "Jenny, wirklich, ich höre bis hier her, dass du geweint hast. Also sprich mit mir, ja. Was ist passiert?" Ich schluchzte. Sie kannte mich einfach. Da war nix mit vorspielen. Mit verheulter Stimme sprach ich also: "Ich… ich ähm… ". Ich wusste nicht, was ich sagen soll. "Kann ich zu dir kommen?", fragte ich dann plötzlich aus einem Gefühl raus. Kurz darauf kommt schon die Antwort. "Ja klar". "Okay, dann bis gleich.", waren meine letzten Worte bevor ich auflegte. Ich riss mich also zusammen, stand auf und wollte in Richtung Bahnhof laufen. Auf halber Strecke stoppte ich. Shit, ich hatte ja noch meine Tasche in der Wohnung gelassen. Man, ey, was mach ich den jetzt? Wohl oder übel musste ich da nochmal hin und meine Tasche holen. Etwas widerstrebend und mit einem komischen Gefühl im Bauch drehte ich also um und lief in die Richtung der Wohnung. Zum Glück hatte ich ein ganz guten Orientierungssinn, sodass ich den Weg ohne Probleme wieder dorthin fand. Einen Weg, den ich vermutlich in fünf Minuten geschafft hätte, brauchte ich fünfzehn. Ja, ich versuchte alles, um das hinaus zu zögern. Ich hatte Schiss. Was, wenn er da war? Wie sollte ich denn dann reagieren? An der Eingangstür hatte ich Glück, da jemand aus der Tür trat und somit musste ich nicht klingeln. Die Treppen lief ich sehr langsam hoch bis ich schließlich vor der Tür stand. Ich sammelte noch etwas Mut und klingel dann an der Tür. Von draußen hörte ich es und mein Herz schlug in meiner Brust so laut und deutlich, dass ich es wirklich spürte. Wenig später machte jemand die Tür auf und mein Herz setzte einen Schlag aus, als ich sah, wer es war. Er schaute überrascht und hoffnungsvoll zugleich zu mir und wollte grade schon anfangen zu reden. "Jenny, ich das… ich.. wo warst du?... können wir drüber reden?" Als ich meine nächsten Wörter aussprach, merkte ich einen dumpfen Stich in meinem Herz. "Ich.. das… ich wollte nur meine Tasche holen und dann wieder verschwinden… lässt du mich rein…." Verdutzt öffnete er mir die Tür und ich schlängelt mich an ihm vorbei und holte meine Tasche aus seinem Zimmer, wo ich sie vorher noch abgestellt hatte. Ich hörte, dass er mir folgte. "Jenny, bitte rede mit mir. Ich.. Man ey, jetzt rede doch endlich. Bitte." Ich spürte, dass er verzweifelt war. Er hatte sich auch unsicher den Arm in den Nacken gelegt. Das kannte ich schon. An der Tür zum Flur wollte ich grade raus laufen, als er sich mir in den Weg stellte und mir demonstrativ in die Augen sah. Ich hielt dem Blick nicht lange stand und drehte meinen Kopf von ihm weg. "Ich..kann nicht ", flüsterte ich und drückte mich an ihm vorbei. Er holte mich an der Tür zur Wohnug wieder ein und zog mich an der Hand wieder zu ihm, sodass wir uns gegenüber standen. Ich hielt meinen Blick gesenkt, konnte ihn nicht anschauen. "Jenny, bitte. Rede mit mir. Der Kuss…", sprach er und ich schaute reflexartig hoch, als er mit dem Kuss anfing. Mit meinen nächsten Worten würde ich ihm stark weh tun, aber ich konnte nicht anders. Mein Mund gehorchte mir nicht. "..war ein Fehler. Ich… verlieb dich nicht in mich, bitte. Weil ein uns wird es nie geben. Ich wollte doch nur einen neuen besten Freund. Tut mir leid.", während meinen Worten sah ich, dass sich sein Blick veränderte. Es lag Schmerz drin. Mehr konnte ich nicht erkennen. Es tat mir auch weh, weshalb ich meinen Blick schnell von ihm abwendete und somit zur Tür lief, öffnete und hinter mir wieder zu zog. Im Gegensatz zu vorhin lief ich jetzt schnell die Treppe runter und hörte dieses Mal im Gegensatz zu vorher kein Rufen nach mir. 

Was machst du nur mit mir? - WW FF Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt