Kapitel 9

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Jenny:
Seit Kim an dem Abend bei mir gewesen ist, sind wieder zwei Tage vergangen und gestern hatte mich einmal wieder Winnie angerufen und nach einem Treffen gefragt. Sofort hatte ich eine große Vorfreude gespürt und hab ihm dann mit einem Lächeln im Gesicht zugesagt. Heute war es dann auch schon soweit.
Wir hatten uns für 14:30 verabredet und er wollte mich vom Bahnhof abholen. Ich habe einen günstigen Zug gefunden und war schon ganz hibbelig. Aus irgendeinem Grund konnte ich es nicht mehr erwarten ihn endlich wieder zu treffen. Den Vormittag wuselte ich zuhause herum und saugte sogar und das tat ich nur, wenn ich wirklich wollte. Für mich war das irgendwie eine Art Therapie. Wie mein Zimmer aufzuräumen oder es auch ab und zu um zu räumen. Damit brachte ich meine Eltern ganz schön auf die Palme, aber ich brauchte das. Wisst ihr was ich meine. Ich brauchte lange beim Entscheiden, was ich anzog, obwohl ich mir da sonst nichts daraus machte. Ich mochte meinen Style, aber war halt auch nix besonderes. Es wurde ein T-Shirt mit einem langen Rock. Bei meinen Oberteilen passte ich immer auf, dass sie nicht zu kurz waren, sodass man meine Narbe nicht sichtbar war. Mit meiner kleinen Handtasche, wo ich alles verstauen konnte wie Handy und Geldbeutel und ein gutes Buch. In Sandalen und einer Sonnenbrille auf der Nase verließ ich mein Zuhause und lief in Richtung Bushaltestelle. Am Bahnhof wartete ich nur fünf Minuten bis mein Zug kam und ich vorfreudig einstieg. Mein Herz klopfte schon ziemlich laut und schnell. Das Lächeln, das mein Gesicht zierte, blieb und ich konnte sogar nicht in meinem Buch weiterlesen, weil ich so aufgeregt war. Die ganze Fahrt über war ich so aufgeregt und schaute abwechselnd nach draußen, um kurz darauf schon auf die Uhr zu schauen. Die Zeit verging einfach nicht. Es war zwecklos. Als dann endlich die Durchsage kam: "liebe Fahrgäste wir erreichen in Kürze den Hauptbahnhof München. Wir bedanken uns für ihre Wahl der deutschen Bahn und hoffen sie hatten eine gute Fahrt. Auf Wiedersehen.", stehe ich ruckartig auf, um nach vorne zu den Türen zu laufen. Man ey, ich bin echt so aufgeregt. Ich freue mich einfach so sehr. Wenig später fährt der Zug in den Bahnhof ein und hält mit quietschenden Rollen. Mein Herz klopft mir bis zum Hals. Vor mir steigen ein paar Männer aus bevor ich ihnen dann folge. Meine Augen suchen sofort nach Wincent. Leider sehe ich ihn nicht, was auch durch meine Größe kommt. Ich laufe bisschen aus dem Tumult an Menschen und entdecke ihn dann an den Treppen. Mein Herz scheint kurz stehen geblieben zu sein, nur um dann wie ne Achterbahn zu schlagen. Wie von selbst laufe ich, nein renne ich auf ihn zu, um ihm freudestrahlend in die Arme zu fallen. "Winnie", hauche ich glücklich. Seine Arme schlingen sich automatisch um mich und ich fühle mich sofort wieder so gut. Es ist, als wäre seit unserem ersten Treffen kein Tag vergangen. Diese Vertrautheit zwischen uns, das Gefühl von Freiheit und Abenteuer. Mit ihm fühlte ich mich so unbeschwert. So als gäbe es all meine Sorgen nicht. "Hey Jenny", sagte er, als wir uns lösten, "wie war die Fahrt?" Ich lächle und sage: "Lang, aber okay und wie war's bei dir?" Er lächelte mich an und sagte: "Naja gibt nicht viel zu erzählen. Bin mit dem Auto her gefahren und hab dann auf dich gewartet. Also worauf hast du Lust?" Ich dachte nach. Hm, was könnten wir denn machen? "Du hast dir noch nichts ausgedacht?" "Nein ehrlich gesagt noch nicht", lächelte er leicht ertappt. "Macht doch nix, dann denken wir uns halt noch was aus.", versuchte ich ihn zu beruhigen. Daraufhin knurrte unvorhergesehen mein Bauch, was ich jetzt erst bemerkte. "Wie wär's mit essen gehen?", fragte ich ihn kichernd. "Na sicher. Auf was hast du Lust?" "Hauptsache es schmeckt. Such du was aus." Daraufhin grinste er mich an, nahm meine Hand und zog mich hinunter zur Treppe. Lachend ließ ich mich mit ziehen und genoss seine Nähe. Aus dem Bahnhofsgebäude draußen führt er mich weiter. Meine Hand hat er noch nicht losgelassen. Es fühlte sich ungewohnt an, aber nicht falsch. "Wohin gehen wir?", fragte ich ihn neugierig. "Zu meinem Lieblingsladen hier, mehr verrate ich aber nicht." Ich sah es an seinem Gesichtsausdruck, dass ich nicht mehr aus ihm raus bekomme, also ließ ich mich einfach überraschen. Wir liegen noch lange und kamen an einem asiatischen Restaurant an. "Ich hoffe dir schmeckt Sushi.", lächelte er mich an und ich schaute ihn erblich überrascht an. "Ich.. naja ich hab noch nie Sushi gegessen aber .." "Was? Das müssen wir sofort ändern. Dann war das ja super clever von mir.", grinste er mich freudig an. Ich lächelte. "Ja, das war es wohl. Jetzt lass uns aber reingehen." Ich ließ seine Hand los und lief ins Restaurant. Er folgte mir kurz darauf und setzten uns dann an einen freien Tisch etwas weiter hinten. Nachdem wir bestellt hatten, schaute ich ihn lächelnd an. Wieso kann mein Leben nicht immer so leicht sein? Zuhause war es immer so schwer und alles voller Erinnerungen. Klar, gab es auch gute, aber gerade die schlechten waren mir im Kopf geblieben. All das Leid, all der Schmerz hing an meinem Zuhause und hatte damit einen bitteren Beigeschmack. "Hey Jenny, alles okay?", fragte mich Winnie mit besorgten Blick und holte mich damit aus meinen Gedanken. Ich schluckte und versuchte zu lächeln. " Ja, alle gut, hab grade nur an was gedacht.", versuchte ich ihn abzuwimmeln. "Wirklich?", fragte er mich gründlich musternd. "Ja, wirklich", antwortete ich ihm. Man, das war gar nicht so leicht. Aber ich konnte ihm das noch nicht erzählen. Dann wäre es auch bei ihm so schwer und ich wollte endlich mal jemanden, mit dem ich mich so frei und leicht fühlte. Das wollte ich nicht aufgeben. "Ähm, wie geht's deiner Familie? Hättest du eine schöne Zeit?", lenkte ich ihn vom Thema ab und so erzählte er mir von den paar Tagen mit seiner Familie. Zwar hatte er mir schon am Telefon von ihnen erzählt, doch so war es nochmal was anderes. Ich sah, wie seine Augen leuchteten, wenn er von seiner Schwester sprach oder seiner Mum. Als dann unser Essen gebracht wurde, lächelten wir beide dem Kellner zu und wünschten uns einen guten Appetit. "Na los, ich will wissen wie es dir schmeckt. Sonst müssen wir doch noch wo anders hin", grinste er mich schelmisch an. "Haha sehr lustig Mister Weiss", lache ich und muss aufpassen nicht mein Glas umzuwerfen. "Okay wenn es der Herr jetzt zu lässt, dann probiere ich jetzt." Ich nehme den ersten und tunke ihn in die Soße bevor ich ihn zu meinem Mund führe. Etwas aufgeregt probiere ich das Sushi und schaue dann zu Winnie, der mich zu beobachten scheint. Um mehr vom Geschmack zu haben, schließe ich meine Augen, damit ich mich auch wirklich darauf fokussieren kann. Als ich dann fertig war, öffnete ich wieder meine Augen und schaute Winnie lächelnd an. Dieser war nur so sehr darauf gefasst, was ich wohl sagen würde. Grinsend schaute ich ihn an und sagte: "es schmeckt …", versuche ich ihn warten zu lassen und sehe ihn schon wie er nur so auf meine Antwort wartet. "Es schmeckt wirklich gut. Wir können hier bleiben." "Na super das freut mich. Dann kann ich ja jetzt endlich auch mal essen. Also lass es dir schmecken." Somit essen wir in Ruhe und quatschen ab und zu bisschen über alles mögliche. Die restlichen Zeit des Essens hab ich ein Grinsen in meinem Gesicht. Es war einfach so unbeschwert mit ihm. "Danke dir für das leckere Essen. Was jetzt?", frage ich neugierig. Er schaut mich nachdenklich an. " Hm, wir könnten in den Park gehen?" Ja Park hört sich gut an. Also nicke ich. Winnie winkte den Kellner zu uns, um zu bezahlen. "Zahlen sie zusammen oder getrennt?", fragte dieser Winnie. "Zusammen", antwortete Winnie diesem schnell wie aus dem Nichts ohne dass ich was sagen konnte. Ich sah ihn an. "Ich kann doch auch was zahlen. Du musst mich nicht einladen." "Ich weiß, aber ich möchte es gerne, bitte. Okay." Ich konnte seinem Blick nichts abschlagen, also ließ ich es sein. " Na schön, aber das nächste Mal zahle ich." Nachdem Wincent also für uns beide bezahlt hatte, standen wir auf und liefen nach draußen. "Du weißt wohin. Ich folge dir." So liefen wir nebeneinander zum Park, um uns dann an einer schönen Stelle ins Gras zu setzen.

Was machst du nur mit mir? - WW FF Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt