23. - Louis|| Die Wärme der Sonnenstrahlen verfolg, je länger ich ihn ansah. Sein weinrotes Hemd lag locker um seinen Torso, während die enge Jeans das komplette Gegenteil darstellte. Für mich kam er verkrampft rüber. Und dennoch, so musste ich leider zugeben, hatte ich ihn nicht einmal bemerkt. Harrys Schritte waren normalerweise laut und deutlich zu vernehmen. Zumindest war mir so, als vermochte ich mich daran zu erinnern.
Ihn nicht länger betrachtend, sah ich weg. Harry machte mir noch immer solch unheimliche Angst. Doch wollte ich meinen Plan tatsächlich in die Tat umsetzen, so war es doch nötig, dass ich dieses Gefühl unterdrückte. Oder irrte ich mich da?
Ich war verwundert darüber, wie nervös er doch zu sein schien. Je länger er auf meine Antwort wartete, desto hibbeliger wurde er. Wie ein Kleinkind, welches auf das Innere der Weihnachtsgeschenke wartete. Es löste Unbehagen in mir aus. Das war ich so nicht von ihm gewöhnt.
Ich richtete meinen Blick zum Doktor. Bereits seine Gesichtszüge verrieten mir, dass er genauso ratlos war, wie ich. Ihm schien ein Fragezeichen ins Gesicht geschrieben zu sein. Er empfand es höchstwahrscheinlich genauso merkwürdig, dass Harry sich jetzt offenbarte. Immerhin ging er mir einen Monat lang aus dem Weg. Wofür ich ihm mehr als nur dankbar war. Von mir aus könnte es immer so sein.
Mir wurde schlecht bei dem Gedanken, mit Harry allein zu sein. Ich vermochte mir nicht auszumalen, was er mir dieses Mal antun würde. Ob er daran dachte, mir erneut den Kiefer zu verstümmeln, wenn er mich ansah? Ich schüttelte gedanklich den Kopf. Angestrengt bohrte ich meine Nägel in die Haut des Buches auf meinem Schoß. Nein, so dachte ich weiter, das war nicht das einzige, was Harry bestimmt gern wiederholen wollen würde.
Gerade, als ich zum Luftholen ansetzte, um seine Frage zu verneinen, vernahm ich, wie er ebenfalls zum Sprechen ansetzte. Ich verstummte. "Louis", sagte er und räusperte sich, "ich habe keinerlei Absicht, dir wehzutun. Ganz im Gegenteil. Ich bin hier, um-", er stoppte. Kurzzeitig auf den Boden sehend, verkrampfte er die Finger seiner Hände. Erneut sah er auf. "Ich bin hier, um mich bei dir zu entschuldigen. Für alles, was ich dir angetan habe. Deswegen hatte ich erhofft, du schenkst mir dein Gehör und lässt mich persönlich und unter vier Augen mit dir reden."
Mit vor Überraschung geweiteten Augen sahen der Arzt und ich ihn an. Hatte Harry da etwa gerade gesagt, dass er sich bei mir entschuldigen möchte? Er? Persönlich? Enschuldigen?
"Wie-wie-warum?", stotterte ich. Meine Frage zu seinem plötzlichen Sinneswandel konnte ich, wie mir schien, in keinerlei ordentlichen Satz zusammentragen. "Ich habe", so setzte er leise an, "über dich und mich nachgedacht. Deshalb-", sein Blick wandte sich zum Doktor. Harry, er sah nunmehr monoton zu ihm. So, als fordere er ihn stumm auf, zu gehen. Mit einem undefinierbaren Gesichtsausdruck sah der Mann mit dem Kittel zu mir. Er musterte mich und mein Gesicht. Gar so, als würde er etwas suchen, was mir fehlte. Suchte er die Angst in meinen Augen?
"Ich werde", so setzte der alte Mann zum Sprechen an, "mir einen neuen Kaffee machen gehen. Louis, ich bringe dir einen Tee mit. In einer viertel Stunde bin ich wieder da." Man könnte es gar so heraushören, dass der Doktor Harry ein Zeitlimit gesetzt hatte. Genannter zog nach der Ansprache des Doktor genervt die Stirn in Kraus. Ich jedoch vernahm sein Gesagtes als Anhaltspunkt dafür, dass ich 'nur' 15 Minuten mit Harry allein auskommen musste. Doch wie überbrückte ich diese quälend lange Zeit?
Der Doktor stand auf und verließ die Räumlichkeiten, wie angekündigt. Mich noch immer ansehend, als würde er mir versprechen, sich zu beeilen und nicht all zu weit wegzugehen, schloss der die Tür und ließ mich mit Harry alleine. Stille breitete sich aus. Sie war unangenehm und begann an mir zu nagen. Ich bemerkte, wie sich Harry langsam in Bewegung setzte. Er lief zu mir und machte mich nur noch nervöser. Der Schweiß auf meinen Händen begann sich auszubreiten und einen nassen Film auf dem ledernen Hardcover des Buches zu hinterlassen.
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Sein einziges Objekt
FanfictionOffizieller Teil 2 der Objekt-Saga! 3 Jahre vergingen, seitdem sein Kitten weggelaufen war. 3 Jahre, in denen er suchte und suchte. Er malte sich aus, wie es wäre, wenn sein Kitten doch bei ihm wäre. Er wünschte, es würde wahr werden. Er wünschte, e...