four • never underestimate the unexpected [2]

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31. August [1:45]

Atme, Jungkook, Atme.
Ein und Aus, ganz langsam.
Alles wird gut, keine Panik.

Diese verdammte Hexe.
Nein, diese verdammten Miststücke, alle beide!

Meinen Gesichtsausdruck will und kann ich mir gar nicht vorstellen, aber alleine meine körperliche Präsenz reicht aus, um im Boden zu versinken.

Ich stehe hier- mit meiner Gammeljogginghose und meinem abgeranzten Hoodie, meinen völlig verstrubbelten Haaren und meiner Brille, mit der ich mich normalerweise nie in die Öffentlichkeit trauen würde, weil die erstens mir viel zu klein ist und zweitens mir halb von der Nase fliegt, so oft wie ich mich schon auf die aus Versehen gesetzt habe.

Und nicht zu vergessen meinen Hauslatschen, die ich beim Verlassen des Hauses einfach angelassen habe!

Wie angewurzelt stehe ich noch immer im Aufzug unserer Arbeitsstelle, wie bestellt und nicht abgeholt und blicke in die Gesichter aller Mitglieder von Bangtan, einschließlich einer weiteren Person, die mir unbekannt ist.

Gefühlte Minuten vergehen, als ich zwei zierliche Hände an meinen Schultern spüre und merke, wie meine Mutter mich lachend aus meinem Safety-Spot aka Fahrstuhl schiebt und sie erstmal einen Todesblick von mir kassiert als ich meinen Kopf in Zeitlupe zu ihr drehe.

Na die und mein Vater können noch was erleben.

Unfähig, irgendetwas zu sagen und wie in Trance laufe ich auf die Gruppe zu, bis sich der unbekannte Mann erhebt und lächelnd auf mich zuläuft.

„Du bist Jungkook, richtig?" fragt er direkt auf koreanisch und hält mir die Hand hin, die ich zögernd schüttle. „Ich bin Kim Namjoon, der Manager unserer Gruppe, freut mich sehr dich kennenzulernen!" Mit einem Grinsen im Gesicht lässt er meine Hand los und sieht kurz zu meinen Eltern. „Ich hab gehört, man habe dir gesagt, dass wir erst morgen kommen. Beziehungsweise später am Tag. Ganz schön fies."

Selbst er wusste davon? Die beiden sind sowas von tot.

Schweigend sehe ich in Namjoons äußerst sympathisches Gesicht, das mich anstrahlt, ehe ich aus meiner Starre erwache und endlich mal den Mund aufbekomme.

„Ähm... oh Gott, wie unhöflich von mir. Ja ich bin Jungkook, freut mich sehr Sie kennenzulernen" stammle ich hilflos und versuche krampfhaft , nicht in eine ganz bestimmte Richtung zu starren, in der ein gewisser jemand sieht und meine Konversation aufmerksam mit anhört.
„Sag doch bitte Du zu mir, sonst fühl ich mich so alt", lächelt Namjoon nur und deutet mit seinem Kopf hinter sich. „Die Jungs kennst du ja vom Sehen bestimmt, ich würd mal sagen ihr stellt euch kurz untereinander vor, damit wir ab heute ein tolles Team bilden können und die nächsten Wochen genießen können." Nach seiner Aussage gesellt er sich zu meinen Eltern, die ihn direkt ein paar Meter wegschleifen, um ihm irgendetwas ganz wichtiges zu zeigen und irgendein Gespräch beginnen, sodass ich mehr oder weniger alleine gelassen werde. Okay, Jungkook, du schaffst das.

Langsam bewege ich mich zu dem großen Tisch, an dem die vier Jungs sitzen und mich zwei Augenpaare seit meiner „Ankunft" besonders intensiv anstarren. Min Yoongi, der mit seinen Katzenartigen Augen jeder meiner Schritte verfolgt und natürlich der einzig wahre Kim Taehyung.

Ich fall' gleich in Ohnmacht.

Der Blondhaarige, den ich sofort als Park Jimin identifizieren kann schaut nur gelangweilt auf sein Handy, während der vierte der Gruppe, Jung Hoseok, halb auf dem Tisch eingeschlafen ist. Das interessiert mich aber tatsächlich wenig, da nur eine Person meine ganzen Gedanken einnimmt.

Sofort fluten noch andere Gedanken meinen Kopf, die mir nicht ganz so gefallen.
Meine ständigen Bedenken und meine Selbstzweifel, die in den letzten Wochen viel zu sehr in den Vordergrund rückten.

Wird er mich hübsch finden?
Wird er meine Art mögen?
Werden wir überhaupt in irgendein Gespräch kommen? Oder Zeit alleine verbringen?

Normalerweise bin ich ein selbstbewusster, junger Mann, aber wenn es zu einer Person kommt, die ich sehr sehr mag, dann überdenke ich jeden Schritt, jede Aktion, jeden Augenblick, damit mein Gegenüber ja nicht schlecht über mich denkt. So war es bei meinen zwei besten Freunden auch und leider kann ich diese Angewohnheit nicht so einfach abstellen.

Mit klopfenden Herzen lächle ich die beiden, die mich aufmerksam anschauen, an, bis ich schließlich vor ihnen stehe und unsicher ein ‚Hi' hervorbringe. Meine mittlerweile verschwitzten und unschön zitternde Hände verschränke ich lieber hinter meinem Rücken. Fanboy-Modus full activated könnte man sagen.

„Ich bin Jungkook, freut mich sehr, dass ihr hier seid", bekomme ich nur gepresst heraus, verbeuge mich höflich und könnte mich innerlich schlagen, da ich mich gerade eher wie ein kleines Fangirl benehme, das vor ihren 10 Jahre älteren Idols steht.

Yoongi, auch bekannt unter seinem Stage-Namen Suga, erhebt sich als erster und streckt mir mit einem warmen Lächeln seine Hand hin, auf die ich erstmal perplex starre und es dann doch noch irgendwie hinbekomme, seinen Handschlag zu erwidern.

„Ich glaube du kennst uns alle schon. Deine Mutter hat ein wenig geplaudert. Trotzdem, ich bin Yoongi, nett dich kennenzulernen, Jungkook."
Augenblicklich werde ich rot und versuche meine Unsicherheit irgendwie zu verstecken, das mir nur so semi-mäßig gelingt und mein Blick direkt zu Taehyung schweift, der sich mittlerweile auch erhoben hat. Alleine diese Bewegung lässt mein Herz rasen und ich schlucke aufgeregt.

Wenn ich jetzt seine Hand berühre kollabiere ich. Erstens, weil es der Kim Taehyung ist und Zweitens, weil meine Hand so unfassbar nass ist, dass ich gleich vor Scham im Boden versinken könnte...

Aber wie hätte es anders sein können, natürlich streckt er mir seine Hand entgegen, die ich Sekunden später stockend schüttle und nicht glauben kann was eigentlich gerade passiert. Lange kann ich aber nicht Tagträumen, denn der Braunhaarige sieht mir plötzlich so intensiv in die Augen, dass ich nicht anders kann als ihn anzustarren.

Und innerlich auszuflippen.

„Du hast die Augen deiner Mutter", meint er nur knapp und schenkt mir ein Lächeln, das auch seine Augen erreicht und mein Herz zum kollabieren bringt.

Ich bekomme nur halb mit, wie er sich schließlich vorstellt und ein ‚ich bin mir sicher, wir werden alle eine gute Zeit haben' ausspricht. Seine zuvor gesprochenen Worte verleihen meinem ganzen Körper eine Gänsehaut und ich kann mich endlich fangen, damit das Ganze nicht noch zu peinlich für mich wird. „Ich bin mir sicher dass wir das haben werden", erwidere ich mach einer kurzen Pause ehrlich und gefasster, als ich dachte. Erst jetzt fällt mir auf, dass wir noch immer unsere Hände halten, was meine neu gewonnene Sicherheit über Bord fallen lässt und sich mein innerer Fanboy wieder zurück meldet. Taehyung, der mich die ganze Zeit angeschaut hatte, fällt das wohl auch auf und lässt nach einem kurzen ‚Ups, sorry' meine Hand los und räuspert sich kurz.
Mit einem leichten Stoß an Jimins Schulter schaut der Blonde auch auf und mustert mich kurz, worauf er nur mit einem kurzem „Ich bin Jimin" wieder auf sein Handy schaut.

Komisch, aber gut.

„Mach dir nichts draus, der hat manchmal komische Phasen", lacht Yoongi nur und zeigt auf Hoseok. „Das ist unser J-Hope, der gerne überall schläft wie du siehst. Tut mir echt leid, aber ist wohl besser wenn du ihn nach der Nacht kennenlernst, da ist er dann auch definitiv ansprechbar."

Leise lache ich auf.
„Alles gut, ich kann's ihm echt nicht übel nehmen, mich wundert es sowieso, dass ihr nach so einer langen Reise noch wach seid", erwidere ich nur und habe irgendwie das Gefühl, dass ich mit Suga in den nächsten Wochen gut klarkommen werde.

Mein Blick gleitet unauffällig zu Taehyung, der ihn sofort erwidert und mich wieder so eindringlich ansieht wie davor und mir allein davon leicht schwindelig wird. Ein leichtes Grinsen ziert sein makelloses Gesicht bevor er mir antwortet.

„Nachdem deine Mutter so sehr von dir geschwärmt hat waren wir wohl alle neugierig wie dieser Jungkook wohl ist und haben gewartet bis du gekommen bist." Er schaut zu dem Wandbild neben uns, das mich und meine Eltern zeigt und noch kurz zu Jimin, der noch immer in sein Handy vertieft ist und uns anscheinend nicht zuhört. „Dem Bild zu urteilen müsstest du ein ganz netter Junge sein, der alle mit seinen blauen Augen in den Bann zieht" er macht eine kurze Pause und meine Beine drohen mir weg zu knicken, als er sich ein wenig zu mir lehnt. Er setzt wieder zum Sprechen an, seine Stimme ist aber nur noch ein Flüstern.

„Aber wenn du so vor mir stehst wurden meine Erwartungen alle übertroffen."

Blue eyed prince  • TaekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt