five • only the best for you

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31. August [8:12]

Ein leiser und wohliger Seufzer verlässt meine Lippen an den Gedanken meines Traumes, den ich gerade durchlebe und will mich gerade noch mehr in meine warme Decke kuscheln, aber anscheinend kann man nicht alles im Leben haben, denn mit einem Ruck wird mir die Wärmequelle entzogen und kurz darauf höre ich, wie jemand meinen Namen ruft, sodass ich genervt meine Augen aufschlage.

„Kookie du Schlafmütze, du kommst zu spät!"

Allein die Stimme von ihr lässt mich hellwach werden und erinnert mich an meinen Plan, den ich kurz vorm schlafen gehen geschmiedet habe.
Emotionslos schaue ich schließlich zu meiner Mutter, die sich halb grinsend über mich gebeugt hat und der ich noch immer nicht meine Wut ihr gegenüber zeigen konnte für das, was sie gestern heimlich abgezogen hat. Bis jetzt entwischte sie der Situation, dass wir alleine in einem Raum sind, immer viel zu geschickt, aber jetzt, jetzt hat sie gar keine andere Wahl wie mit ihrem Fehler konfrontiert zu werden!

Zwar bin ich nicht mehr verärgert, das ist gestern Abend recht schnell wieder verflogen, aber es geht rein ums Prinzip. Selber Schuld, wenn man den eigenen Sohn so hintergeht und bloßstellt, damit dieser in den schlimmsten Klamotten vor einer weltbekannten Boygroup steht und fast an einem Fan-Anfall verreckt.

Ich hole schon tief genug Luft, um ihr meinen ‚Ärger' an den Kopf zu werfen, damit sie weiß, dass es einfach nicht geht was sie getan hat und sie sich gefälligst entschuldigen soll, aber meine Pläne werden relativ schnell zugrunde gemacht als mein Vater gut gelaunt zur Zimmertür reinplatzt.

„Na, mein Großer, wie war eure erste Begeg-„ „Ihr seid so scheiße!", platzt es aus mir heraus, um beiden zu zeigen, dass sie nicht auf die Idee kommen sollten in den nächsten Wochen mir wieder irgendwelche Streiche zu spielen, weil seien wir mal ganz ehrlich- irgendein peinlicher Streich, der mich komplett vor Taehyung bloßstellt und ich heule, no joke.
„Was seid ihr eigentlich für Eltern? Das war große Scheiße gestern, wirklich. Lasst mich einfach in Ruhe!"

„Hat da etwa jemand seine Tage?" Fragt meine Mutter nur unschuldig und mir klappt der Mund auf.
Was zur Hölle?

„Nein ich hab nicht meine Tage, oder sitzt vor dir etwa deine Tochter?" Frage ich schnippisch, aber ich stoße nur auf taube Ohren.
„Männer haben auch ihre Tage?" Antwortet sie nur dümmlich und ich frage mich wirklich, wie diese Frau eine seriöse Geschäftsfrau sein kann. „Sei froh dass du meine Mutter bist, sonst könntest du jetzt was erleben! Und du genauso!" richte ich an meinen Vater, der aber nur grinsend am Türrahmen steht.

„Kookie, jetzt mal ehrlich. Du weißt doch, dass wir nur das Beste für dich wollen. Und wir dachten, das wäre 'ne tolle Überraschung, nachdem ich die Eigentliche ja eh schon vermasselt habe" lacht Moma nur und wuschelt mir durch die Haare.
Ja natürlich war es eine Überraschung, eine wirklich großartige, aber trotzdem, das Prinzip ...

Also schmolle ich weiter.

„Jetzt sei kein Sturkopf Jungkookie, dein Taehyung hat gestern bei seiner Ankunft schon zu mir gesagt, dass du ein ganz Hübscher auf dem Bild bist, als ich kurz mit ihm alleine im Aufenthaltsraum stand und gestern Abend habt ihr doch auch schon miteinander geredet. Du hast regelrecht gestrahlt" meint sie sanft, während ihre Hand in meinen verstrubbelten Haaren verharrt.

„Aber wenn es dir wirklich so viel ausgemacht hat, dann entschuldige ich mich hiermit. Tut mir leid, dass wir dich so überrannt haben, wir haben es nur gut gemeint." Mit einem entschuldigenden Blick schaut meine Mutter mich an, sodass ich meinen wütenden Blick nicht mehr standhalten kann und schlussendlich auch viel zu schnell einknicke.
War klar, dass ich nicht lange auf sie sauer sein kann, das war schon immer so und ich kann nicht einmal etwas dagegen tun.
Dadurch, dass ich die beiden immer als beste Freunde sah, gingen wir auch so miteinander um. Man zankt sich, zickt sich an und Sekunden später liegt man sich wieder lachend in den Armen. Unsere Beziehung ist wirklich sonderbar aber auf nichts auf der Welt würde ich das, was ich mit meinen Eltern habe, aufgeben.

Aber trotzdem, das Prinzip!

„Ich war wirklich schockiert. Und sauer war ich auch. Ich dachte, wenn mich Taehyung so sieht rennt er schreiend weg. Ich wollte doch gut aussehen" schmolle ich immer noch leicht, doch meine Mutter gibt mir nur einen Klaps auf meinen Kopf. „Wenn er das gemacht hätte, wär er nicht der Richtige. Du bist schön so wie du bist, egal wann, egal wo. Und wenn er das nicht gesehen hätte oder dich deshalb anders behandelt hätte, dann hätte ich ihn hochkant wieder herausgeschmissen. Und tragen kannst du auch alles, du bist schließlich mein Sohn."
Ich muss kurz auflachen und wende mich von einer grinsenden Moma zu meinem Handy, das mir verrät das ich verdammt spät dran bin und ich mit einem Satz aufspringe.

„Verdammt ich muss gleich los!" rufe ich noch hastig, renne ins Badezimmer, um mich fertig zu richten zu können und knalle die Tür zu.

Und muss mich auf den Klorand setzen, weil das schon wieder viel zu viel am Morgen war.

Im Eiltempo putze ich meine Zähne, wasche meine Haare und mein Gesicht und sprinte wieder zurück ins Zimmer, um mir aus meiner Tasche Unterwäsche, eine schwarze Skinny-Jeans und ein weißes, enges Basic T-Shirt zu angeln. Da meine Eltern in der Zwischenzeit wieder das Zimmer verlassen haben, kann ich mich ohne Probleme umziehen und werfe ich mir im Anschluss noch meine schwarze Jeansjacke um, schnappe mein Macbook, die Autoschlüssel und mein Handy. Mehr brauche ich für die Uni heute nicht.

Mit hastigen Schritten laufe ich zum Fahrstuhl und drücke bestimmt Zehnmal den Knopf, bis ich neben mir eine Gestalt ausmache, die ich aber gekonnt ignoriere, da ich nur zwei Dinge im Kopf habe.
Wenn ich jetzt mit doppelter Geschwindigkeit zur Uni rase schaffe ich es rechtzeitig und scheiße, wenn ich geblitzt werde bin ich am Arsch und bekomme zusätzlich noch einen Arschtritt von Moma.

Ein „du siehst ziemlich gestresst aus" reißt mich aber aus meinen Gedanken, sodass ich automatisch meinen Kopf zu der Quelle drehe und endlich die Person neben mir registriere.
Na toll, zitternde Beine sind vorprogrammiert und das so früh am morgen.

Mein Mund verlässt ein leises „Morgen", als ich genau den Jungen neben mir ausmache, der mir weiche Knie und ein viel zu schnell schlagendes Herz verursacht. „Morgen Jungkook" kommt es mit einem ehrlichen Lächeln zurück und allein der Gedanke, dass er wohl gleich mit mir den Aufzug nimmt, bringt meine Hände zum Schwitzen.
Gott, Jungkook. Reiß. Dich. Zusammen.

Der Klang des Fahrstuhls macht sich bemerkbar und keine Sekunden später öffnen sich die Türen, sodass wir beide eintreten können. Gleichzeitig wundere ich mich, warum er als einziger seiner Gruppe im Gebäude unterwegs ist, was direkt hunderte Fragezeichen bei mir auslöst.

„Du gehst zur Uni?" Ergreift Taehyung erneut das Wort und ich nicke, während ich zitternd den Knopf zur Tiefgarage drücke.

„Wo musst du hin?" frage ich, damit ich den Knopf für sein Stockwerk drücken kann.
„Lass mal", winkt er ab, weswegen ich ihn verwirrt anschaue. „Ich fahre mit dir runter und drücke dann selbst. Sonst verlierst du Zeit" lässt mich mein Nebenmann wissen und es berührt mein Herz, wie viel Rücksicht er nimmt.
Ein wahrer Traummann säuselt eine Stimme in meinem Kopf, die ich schmunzelnd wieder verdränge. „Danke" bekomme ich nur heraus und hoffe, dass ich nicht all zu sehr rot angelaufen bin.
„Warum bist du denn überhaupt schon wach? Bist du nicht erschöpft von der Reise?" meldet sich mein viel zu neugieriges Ich und spicke ihn vorsichtig von der Seite an. Taehyung zögert kurz, aber lächelt mich schlussendlich an. „Ich konnte nicht mehr länger schlafen. Wahrscheinlich die Zeitverschiebung. Aber-" Ein kurzes Ping unterbricht ihn und teilt uns mit, dass wir ganz unten angekommen sind, was mich enttäuscht ausatmen lässt. Mit einem „bis später" trete ich aus dem Fahrstuhl, doch als Taehyung meinen Namen sagt, bleibe ich sofort stehen und drehe mich um.

Traurig, wie gut er mich in der Hand hat.

Er zögert kurz und ich meine eine gewisse Unsicherheit in seinen Augen zu sehen, die ich mir sicher einbilde, ehe er sich wieder zu Wort meldet.

„Aber ich hatte gehofft, dass ich dich noch sehe, bevor du losgehst. Viel Spaß in der Uni, Jungkook."

Der Fahrstuhl schließt sich just in dem Moment und setzt sich wieder in Bewegung, während ich sprachlos wie angewurzelt stehenbleibe.

Blue eyed prince  • TaekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt