ten - the first concert

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4. September [18:22]



"Ihr beiden kommt auf diese Seite und ihr bleibt auf der anderen ganz rechts. Passt später auf die Kabel auf und stolpert nicht. Die Kameras waren teuer und ich will nicht, dass sich irgendwer verletzt, verstanden?" 

Ich nicke, als Namjoon mit dem Kamerateam, mir eingeschlossen, jeden einzelnen Schritt noch einmal durchgeht, bevor Showdown ist. Es sind noch knappe drei Stunden bis Konzertbeginn und ich bete, dass die ganze Show so schnell wie möglich vorüber geht. 

Nach meiner kleinen Entdeckung am Donnerstag habe ich am Freitag, also gestern, den ganzen Tag in meinem Bett verbracht und bin vor mich hin versauert.Ich hab nicht auf mein Handy geschaut, hab meine Eltern ignoriert, als sie nach Hause kamen und auf den Anruf von Ardi bin ich auch nicht eingegangen. Im Grunde konnte mich mal die ganze Welt am Arsch lecken. 

Außer Freitagmorgens, als ich notgedrungen für einen Kurs an die Universität musste. 



"Herr Jeon, ich weiß mein Unterricht ist für Sie manchmal zu einfach, aber bitte tun Sie wenigstens so, als würden Sie einigermaßen mitmachen und nicht auf der Stelle einschlafen."

In Professor Jaegers Blick liegt kein Ärger, aber trotzdem fühle ich mich unfassbar schlecht, als er mich eindringlich anschaut und auf eine Erklärung wartet. 

Normalerweise ist Fotografie mein liebster Kurs und Professor Jaeger einer meiner Lieblingslehrer, egal was er für einen Ruf an unserer Universität hat. Er ist sehr speziell, hat eine spezielle Art wie er mit Studenten umgeht und speziell sind auch dementsprechend seine Kurse. Fotografie belege ich mittlerweile das 3. Semester hintereinander, jeder Kurs, der auf den vorherigen aufbaut, wird schwieriger und anspruchsvoller und trotz dass ich über die Fotografie schon so gut wie alles weiß, lehrt mich der Professor immer wieder Neues, was mich jedes Mal fasziniert.

Er ist streng und verzieht auch meist keine Miene oder zeigt Emotionen, aber man geht jede Woche mit neuem Wissen aus seinem Kurs. Zu ihm durchzudringen und seine Sympathie zu erlangen hat lange gedauert, weshalb ich es mir auf gar keinen Fall erlauben will, es mir bei ihm zu verspielen. 

"Tut mir leid", nuschle ich.

Er nimmt seine pechschwarzen Augen nicht von mir und lehnt sich etwas weiter zu mir nach vorne, was mich nervös schlucken lässt. "Ich hoffe es gibt einen guten Grund für Ihre Abwesenheit. So unkonzentriert habe ich Sie noch nie gesehen."

In meinem Kopf rattert es. Ihn wird es wohl kaum interessieren, dass meine 'große Liebe' mich nur ins Bett bekommen will und ich deshalb wie ein depressiver Teenager herum geister und mir nichts sehnlicher wünsche, als in meinem Selbstmitleid ertrinken zu dürfen. 

"Ich werde morgen bei einem Konzert auf der Bühne die Kameraarbeit machen und bin deshalb etwas nervös", reime ich mir schlussendlich zusammen, was in gewisser Weise auch nicht gelogen ist, aber eher macht mich mittlerweile die Tatsache nervös, dass ich mit Taehyung auf einer Bühne stehe und ihn filmen muss, während ich wahrscheinlich permanent sein Gespräch mit J-Hope im Hinterkopf  habe. 

Professor Jaeger atmet hörbar aus und dreht sich wieder um, um an sein Pult zu laufen. Im Raum ist es still und ich bin dankbar, dass dieser Kurs verhältnisweise wenig Studenten beinhaltet, sodass es nicht all zu unangenehm ist. 

Angekommen an seinem Platz dreht sich der Schwarzhaarige wieder zu mir. "Dann ist Ihre mentale Abwesenheit genehmigt." Ein kleines Lächeln schleicht sich auf meine Lippen, was er für eine gefühlte Millisekunde erwidert und ich ein 'danke' flüster. Der Professor antwortet nur mit dem, was ich wohl die letzten 20 Minuten verpasst habe. 

Blue eyed prince  • TaekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt