04 | 𝑯𝒂𝒏 𝑱𝒊𝒔𝒖𝒏𝒈

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Nachdem wir mit Hyunjin und Felix gegessen hatten, hatten die beiden sich verabschiedet, weil sie unbedingt nach Hause wollten. Minho und ich konnten uns beide denken warum und hielten die beiden dementsprechend nicht länger auf. Wir waren ebenfalls auf den Weg zu Minho nach Hause. Hoffentlich würde seine Mutter es akzeptieren dass ich bei den beiden wohnen würde. Vielleicht hatte Minho auch einen Vater oder lebte alleine. Dazu hatte er sich ja nicht geäußert. Ich musste ebenfalls noch einen Weg finden, mich hier anzumelden. Dazu hatten wir normalerweise gefälschte Ausweise gehabt, wenn wir in die Vergangenheit reisten, aber ich hatte nur den von 2012. Das wäre schwierig zu erklären.

Wir kamen bei Minho zuhause an. Es war ein schickes Haus mit zwei Stockwerken. In so einem Haus wohnte er wahrscheinlich nicht alleine, dass bestätigte meinen Verdacht, dass er noch bei seinen Eltern lebte.

,,Meine Eltern sind noch nicht zuhause. Komm ich zeig dir mein Zimmer." Minho und ich gingen in das obere Stockwerk und alles war schön eingerichtet. Etwas altmodisch für deren Jahrhundert, aber trotzdem passte alles zusammen. Wir betraten einen Raum, welches sich als sein Zimmer rausstellte. Es war nichts besonderes, es gab nur ein großes Bett, eine Kommode, Schreibtisch und einen Kleiderschrank. Das einzige was ich bemerkte war, dass bei seinem Fenster eine Sitzecke war, mit ein paar Kissen die zum Gesamtbild des Zimmers passten. Hier war alles weiß und hellblau gehalten, außer seine Bettwäsche, die war dunkelgrau. An einer Wand hingen ein paar Bilderrahmen mit Fotos von ihm und seiner Familie und Freunden, was ich irgendwie niedlich fand. War das üblich in diesem Jahrhundert, dass man Bilder von Freunden und Familie auf hing? In meiner Gegenwart machte man sowas nicht mehr. Teilweise war die Familie sogar Fremd für jemanden. Bei mir war das zum Beispiel so. Ich sah meine Eltern sehr selten, ich kannte sie nicht wirklich. Ich wusste nicht mal, was sie beruflich machten. Das letzte mal hatte ich meine Eltern vor zwei Jahren gesehen, solange war ich schon alleine. Davor hatten sie sich auch selten blicken lassen. Vielleicht alle drei Monate für zwei Tage. Deshalb hatte ich auch ein Kindermädchen gehabt, was bis zu meinem 16. Geburtstag auf mich aufgepasst hatte. Die Zukunft hatte viele Nachteile und ich wäre froh, wenn ich in Minho's Zeitalter geboren wäre. Wenn man es logisch sah, war ich 165 Jahre jünger als er.

,,Hast du irgendwelche Sachen? Also Anziehsachen oder so?" fragte Minho mich plötzlich und riss mich somit aus meinen Gedanken. Ich schüttelte meinen Kopf, denn ich war auf sowas nicht vorbereitet. Meine Mission sollte einfach sein, es hätte vielleicht ein paar Stunden gebraucht, den Mann ausfindig zu machen. Aber das konnte ich jetzt auch vergessen. Meine Uhr war kaputt und ich käme nicht mehr ins Jahr 2012 geschweige denn in meine Gegenwart.

,,Okay, ich hab Sachen die mir ein wenig zu klein sind. Die kannst du anziehen. Wir kaufen dir gleich einfach Unterwäsche und Socken." meinte er und ich nickte, sah mich weiter in seinem Zimmer um. Links Neben seinem Bett stand ein Nachtschränkchen mit einer Stereoanlage drauf. In der Ecke neben seinem Nachtschrank stand ein schmales, aber hohes Regal, mit sehr vielen Kassetten drin. Ich ging zu diesem, während Minho ein wenig in seinem Schrank wühlte. Ich wollte unbedingt wissen, was er für Musik hörte. In meiner Gegenwart gab es mittlerweile eine Vielzahl an Genres, doch in diesem Jahrhundert war das eher eingeschränkt soweit ich wusste.

,,Willst du Musik hören?" fragte mich Minho plötzlich und ich nickte, denn sonst wäre es hier mega still und ich konnte sowas nicht ab. Minho kam zu mir rüber und stellte sich direkt neben mich, um nach einer Kassette im obersten Fach zu greifen. Dabei quetschte er mich ein wenig an die Wand, die direkt neben mir war. Als er zu mir runter sah, war es für mich wie ein Stopp der Zeit. Sein Arm war immer noch nach oben gestreckt, trotzdem sah er zu mir runter und bewegte sich nicht. Mein Herz schlug schneller und ich stand wie paralysiert vor ihm. Ich musste gerade wohl ziemlich klein aussehen. Wir standen uns viel zu nah. Auch wenn ich in ihm boyfriend material sah, musste ich immer noch daran denken, dass ich nicht mit ihm zusammen sein konnte. Eigentlich hätte ich ihn nicht mal treffen dürfen. Immerhin brachte ich gerade die Zeitachse durcheinander. Aber gerade jetzt musste die Zentrale auf mich aufmerksam geworden sein. Das ich im falschen Jahrhundert gelandet war. Vielleicht war es aber auch meine Bestimmung in diesem Jahr gelandet zu sein und Minho zu treffen. Ich war eh hier gefangen, also wenn ich mit ihm zusammen sein wollte, konnte ich das auch einfach machen. Ich kam aus diesem Jahrhundert eh erst in 11 Jahren raus. Dann wäre ich aber älter und noch immer nicht in meiner Gegenwart.

Wenn ich mir Minho jetzt von der Nähe aus ansah, war er wirklich makellos schön. Warum musste ich auch ausgerechnet in dieser Zeit landen. Warum hatte mich noch keiner der anderen in meine Gegenwart zurückgeholt? Immerhin werden sie darauf Aufmerksam gemacht, wenn irgendwas nicht stimmte. Das war irgendwie komisch.

Minho's Gesicht kam meinem näher, er leckte sich einmal kurz über die Lippen. Konnte er damit aufhören? Er machte gerade deutliche Anzeichen mich zu küssen, aber er würde es nicht tun. Wir kannten uns erst seit gut 3 Stunden. Das war weder gut noch vorteilhaft, wenn man bedachte das wir in einer Zeit lebten, wo Homosexualität noch nicht erwünscht war. Bei Hyunjin und Felix war das wahrscheinlich was anderes, weil sie nicht daran dachten, dass es nicht gerne gesehen wurde. Aber für mich war es eben genau das und ich konnte nicht einfach eine Regel brechen. Das war unmöglich. Und doch wollte ich es. Ich wollte das er mich küsste. Und dies tat er auch. Er legte seine Lippen auf meine und es lies mich vor Schock nicht fähig sein, zu erwidern. Doch als er seine Lippen bewegte, kam ich aus der Schockstarre raus und erwiderte.

Immerhin musste die Zentrale in der alle Jahre bewacht wurden, indem sich Zeitreisende befanden, genau jetzt auf mich aufmerksam werden. Ich brach eine Regel. Und bei sowas wurden sie immer aufmerksam. Es war natürlich nicht so, dass ich Minho nur dafür ausnutzte damit ich in meine Gegenwart zurück kam, denn ich wollte es auch. Mein Herz schrie danach, dass er mich küsste und er tat es. Ganz ohne Zweifel.

Ich schlang meine Arme um seinen Nacken, während er mich mehr gegen die Wand drückte und mich mit seiner Zunge um Einlass bat. Ich gewährte ihm diesen und wir verfielen in einen sehr schlampigen Zungenkuss. Scheiße, das war gut. Wenn wir aber so weiter machen würden, hätte ich gleich ein Problem und ich wollte es nicht beseitigen. Es war naiv von uns beiden. Wir kannten uns eigentlich gar nicht, doch wir standen hier in seinem Zimmer und knutschten. Aber ich konnte einfach nicht widerstehen. Er küsste so gut. Das war unglaublich falsch, aber so unglaublich gut, dass ich nicht aufhören wollte. Und Minho wollte es auch nicht. Wir waren so dumm und leichtsinnig.

2154 𝒙 1989 // 𝒎𝒊𝒏𝒔𝒖𝒏𝒈✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt