Eine Vase zerbrach splitternd an der Wand neben mir und tobendes Geschrei empfing mich, als ich den Thronsaal betrat. Zerbrochene Stühle stapelten sich im Raum. Scherben bedeckten den weißen Marmorboden und ließen ihn wie frisch gefallenen Schnee glitzern. Die Ölgemälde vorheriger Monarchen waren zu Boden gerissen und die Leinwand wie von einem wilden Tier aufgeschlitzt. Der goldene Thron lag um gestürzt auf seiner kleinen Anhöhe und mitten in diesem zerstörerischen Chaos kochte Vater vor Wut. Seine stahlgrauen Haare waren zerzaust und die schwere Krone saß irgendwie schief auf seinen Kopf. Unter anderen Umständen hätte ich sein Aussehen zu gern belächelt, doch jetzt war nicht die Zeit für Albernheiten. Denn als er sich mit einem Schwert in der Hand zu mir umdrehte und mich mit wildem Blick erfasste, brach die Hölle über meinem Kopf zusammen.
„Du wagst es hier aufzutauchen, nach allem was du getan hast", er schritt auf mich zu und schwang das Schwert hin und her, zerschnitt dabei mit einem gefährlichen Surren die Luft. Er musste damit wohl die Vorhänge bearbeitet haben, denn diese wehten hinter ihm zerfetzt im Luftzug der sich durch das gekippte Fenster zwängte. Beschwichtigend hob ich die Hände, ich wusste das es nicht klug war die Verlobung hinter seinem Rücken aufzulösen und ohne seine Zustimmung, aber es war nur zum Besten aller und ich bereute nicht eine Sekunde.
„Wir brauchen Prinzessin Nesryn und die Allianz mit Rivera nicht Vater! Arona ist ein starkes Königreich, es wird alles überstehen was noch kommen mag", versuchte ich ihn zu besänftigen, doch er wollte das Schwert nicht senken. Er würde doch nicht, dachte ich geschockt im Angesicht der Klinge, in der sich verzerrt mein Gesicht spiegelte.
„Du Narr! Du hast alles zerstört!", jaulte er und hob die Klinge mit beiden Händen über den Kopf und sauste dann mit aller Kraft auf mich zu. Für einen Bruchteil einer Sekunde konnte ich nicht anders als zuzusehen wie das Schwert auf mich zu raste, ungläubig darüber was mein eigener Vater bereit ist mir anzutun. Bis mir ein viel auszuweichen und mit einem großen Satz rettet ich mich nach hinten. Mit einem metallischen Klappern traf die Spitze dort auf dem Boden auf wo sich gerade eben noch meinen Füße befanden. Wütend schaute er von dieser Stelle zu meiner neuen Position auf und stürzte sich ohne weiteres zögern erneut auf mich, diesmal erheblich
schneller und mit der eisernen Überzeugung mich tatsächlich zu treffen. Überstürzt rannte ich los, mein Herz schlug wie verrückt in meiner Brust und Adrenalin rauschte durch jede Faser meines Körpers. Ich fürchtete ihn, war zu tiefst verstört von meinem eigen Vater, der unberechenbar war. Er hatte versucht mich zu verletzten und versuchte es immer noch.
Ich wich Trümmerteilen aus, während er mich durch den Thronsaal jagte wie ein wahnsinniger und vielleicht war er das auch. Seine Leibgardisten schauten seelenruhig zu, genossen die wahnwitzige Szene die sich vor ihnen abspielte. Loyale, sadistische Ärsche, dachte ich mir und schlitterte hinter den Thron, um etwas zwischen uns zu bringen, was mir eine kurze Pause brachte.
„Alles was ich wollte ist Rache. Gerechtigkeit für meinen ermordeten Vater und für das Leben das ich führen musste", sagte er mit unruhigem Atem, sein Gesicht rot vom Rennen und schreien. Ich blickte ihn fassungslos an und so langsam dämmerte mir sein Plan.
„Du...Du hattest nie vor gehabt Nesryn am Leben zu lassen, nicht wahr?".
Grinsen nickte. „Der perfekte Mord, getarnt von einem tragischen Unfall". Mir fehlten die Worte dafür, nie hätten Mutter und ich die dunklen Abgründe erahnen können in die Vater gestürzt war. Seine Trauer hatte er nie richtig verarbeitet und war in Hass umgeschlagen und dann musste er Stück für Stück in den Wahnsinn hinabgestiegen sein, während er seine Pläne im geheimen schmiedete. Da erkannte ich es, dieses verrückte flackern in seinen Augen und wusste das alle Hilfe zu spät kam.
„Deshalb wirst du jetzt sofort zurück gehen und der Menge verkünden, dass dich nur die Angst vor dem Heiraten gepackt hat und die Verlobung weiterhin besteht".
Ich trat hinter dem Thron hervor und warf den zerbrochenen Kerzenhalter, den ich zuvor aufgehoben hatte, während er in seinen Plänen schwelgte. Vater schrie und wehrte ihn mit seinem Schwert ab. Dieser kurze Moment reichte mir und ich rannte los, vom anderen Ende des Saals auf die Tür zu, doch überraschender Weise folgte er mir nicht. An der Türschwelle hielt ich ein letztes Mal inne, die Wachen zückten ihre Waffen, doch Vater hielt sie zurück.
„Er wird tun was man ihm sagt wartet nur ab", hallten mir die Worte auf dem Gang hinter her.
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Nightingales Cage
Fantasy„Man munkelt, dass sogar die vergessenen Götter zurück kommen würden um deinem Gesang zu lauschen, kleine Nachtigall." - Sie erhält die Chance ihres Lebens. Auf Grund ihres außergewöhnlichen Talents wird die 17-jährige Jamie Quinn, an den königliche...