Aufbruch.

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Ich schaue auf mein Handy. 10 Uhr. "Guten Morgen Schatz" ich wecke meinen Freund, der bis gerade eben noch tief geschlafen hat mit einem Kuss. "Morgen" murmelt dieser und zieht sich die Decke über den Kopf. An jedem normalen Samstag wäre ich wahrscheinlich mit ihm noch eine Weile im Bett liegen geblieben. Nein, heute ist ein ganz besonderer Tag. Die ganze Nationalmannschaft wird heute gemeinsam in ein zweiwöchiges Trainingslager nach Spanien fliegen. Es ist inzwischen August. Auch wenn das Wetter für englische Verhältnise nicht gerade schlecht ist, bin ich froh dem feuchten Klima auf dieser Insel zu entkommen und mit meinem Freund zwei Wochen in Spanien verbringen zu können. Wir sind nun seit knapp 4 Jahren zusammen und es fühlt sich immernoch an wie am Anfang. Jeder Kuss löst ein Gefühl in mir aus, das ich einfach nicht beschreiben kann. Aber ich liebe es. "Komm Schatz. Wir müssen bald zum Flughafen" fordere ich meinen Freund auf, sich aus dem Bett zu bewegen. "Jaaa ist gut" kommt es unter der Decke hervor. In diesem Moment kommt Spike in unser Schlafzimmer gehüpft und springt voller Elan auf Kais Bett. Er schlüpft unter die Decke und schleckt genüsslich das Gesicht meines Freundes ab. Ich muss lachen. "Verdient!" Scmunzele ich nur und ziehe mich um.
"Fertig!" Kai klatscht in die Hände. Er hat unsere beiden Koffer und den von Timo, der mit uns zum Flughafen fährt, in den Kofferraum seines Autos verstaut. Spike haben wir inzwischen auch schon abgegeben. Er bleibt über die beiden Wochen bei Paula und leistet ihr etwas Gesellschaft, während Timo mit in Spanien ist. "Wir müssen uns etwas beeilen" murmele ich mit einem Blick auf die Uhr. Kai nickt. In einer Stunde geht schon unser Boarding los und bei dem Verkehr brauchen wir locker eine halbe Stunde um zum Flughafen zu kommen. "Also dann los" fordert Timo uns auf und schwingt sich auf die Rückbank von Kais Wagen. Los geht die Fahrt. An jeder roten Ampel, an der wir verweilen, werde ich nervöser. Ein 'Urlaub' in Spanien auf den ich mich so lange gefreut habe soll nicht wegen einem dummen Zeitmanagement einfach so ins Wasser fallen.
"Gerade noch geschafft." Keuche ich, als ich den Gateway zum Flugzeug hinunter Hechte. Im Gegensatz zu vielen anderen Nationalspielern haben wir uns entschieden statt einem Privatflugzeug mit einem normalen Linienflug zu fliegen. Ich weiß. Nicht sehr effektiv, wenn man nicht erkannt werden will, aber wir wollen zumindest in den Fällen in denen es möglich ist, auf Privatflüge verzichten, der Umwelt zu liebe. Also mussten wir kreativ werden. Ich bin komplett schwarz angezogen und habe einen Hoodie an. Die Kapuze tief ins Gesicht gezogen. Meine Harre zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Kai trägt über ein T Shirt eine Jacke, deren Kapuze er ebenfalls ins Gesicht gezogen hat, zusätzlich hat er sich noch eine Sonnenbrille aufgesetzt. Es ist ungewohnt meinen Freund so zu sehen.
Kaum Haben wir unsere Plätze eingefunden, hole ich meine Kopfhörer raus. Ich liebe es einfach an solchen Tagen Musik zu hören. Ich lehne mich zurück, mache die Augen zu und genieße.
Der Flug ging schnell und entspannt um. Nun sitzen wir zu dritt am Flughafen und warten auf die anderen, die mit dem Mannschaftsbus direkt hier her kommen werden. Ich freue mich so sehr meine alten Freunde wieder zu sehen.
Da kommen sie. Um den Eingang des Flughafens drängt sich eine Menge an Fans, Reportern, Fotografen und Kamerateams. Stück für Stück kommen die Spüle aus dem Bus, bahnen sich ihren Weg durch das Gedränge und stehen Schlussendlich vor uns. Als erstes kann ich meinem Vater in die Arme schließen. Es folgen Manu, Thomas, Toni, Jamal, Serge und Leon. Mein Bruder wird nicht mit fliegen, weil Lina kurz davor ist ihr gemeinsames Kind auf die Welt zu bringen. In den vergangenen Monaten ist sehr viel zwischen den beiden passiert. Kurz nachdem mein Bruder erfahren hat, das seine Freundin von ihm Schwanger ist, hat er ihr einen Antrag gemacht. Seit dem sind die beiden verlobt. Als ich Lina das erste mal getroffen habe, war ich 15. Nun bin ich 25. Und die beiden werden bald heiraten. Unglaublich wie schnell die Zeit vergeht.
"Kommst du?" Kai reißt mich aus meinen Gedanken. Inzwischen ist die ganze Mannschaft im Flughafen Gebäude angekommen. Gemeinsam gehen wir Richtung Flugzeug und dann geht es auch schon Richtung Barcelona.
Ich genieße es wider hier zu sein. Die Luft ist frisch und es riecht nach Meer. Von oben prallt die Sonne auf uns herunter, während wir über das Vorfeld zu dem Shuttle, das uns zum Mannschaftsbus bringen soll schlendern. Ich immer ganz nah bei Kai. Ich freue mich so sehr das das unser erster gemeinsamer Urlaub sein wird. Wir sind zwar jetzt schon lange zusammen aber zu einem Urlaub haben wir bis jetzt keine Zeit gefunden. Ich musste in letzter Zeit einmal die Woche nach Deutschland oder in ein ganz anderes Land aufgrund von Champions League spielen. Auch Kai ist in den letzten Wochen viel mit Chelsea unterwegs gewesen. Aber jetzt in der Länderspielpause, in der Deutschland nicht spielen wird, da wir uns direkt für die WM nächstes Jahr qualifiziert haben, stehen wir endlich hier. In Spanien. Wie lange ich mich darauf gefreut habe...
"Boah ich bin so müde" Kai lässt sich erschöpft auf das Bett fallen. Das Quartier in dem wir untergebracht sind ist wirklich schön. Auf einem großen Gelände, auf dem sich mehrere Fußball- und Tennisplätze befinden sind viele kleine Hütten verteilt. In einer davon leben ich und mein Freund. Ich lasse mich neben meinem Freund in das Bett fallen. "Es ist schön hier" stelle ich fest. Mein Freund nickt. "Muss ich dir Recht geben, aber viel Zeit zum genießen werden wir nicht haben. Schließlich sind wir hier zum Trainieren und nicht zum Urlaub machen." "Du vielleicht. Ich bin zum Glück nur Trainerin" ich grinse meinen Freund frech an und er muss schmunzeln. "Na dann" er lässt sich neben mich ins Bett fallen. Der Flug hat uns beiden zu schaffen gemacht. "Ich vermisse Spike" sage ich leise zu meinem Freund. Normalerweise würde er jetzt zwischen uns liegen und unsere Streicheleinheiten genießen. "Jetzt hab dich mal nicht so. Wir sind noch nicht einmal einen Tag weg." Ich muss Lächeln. Kai hatte Recht. Ich mache aus vielem eine größere Sache als es eigentlich ist. "Außerdem hast du ja mich." Er zieht mich an sich und schlingt seine starken Arme um meine Hüfte. Ich lege meinem Kopf auf seiner Brust ab. Auch wenn ich unsere Freunde und Spike die in London geblieben sind vermisse genieße ich auch die Stille. Um uns herum ist nichts außer Natur. Keine Großstadt wie London, in der 24 Stunden am Tag Buße, Taxis oder U Bahnen fahren. Diese ungewöhnliche Stille war ich nach dem Jahr in London schon gar nicht mehr gewöhnt. Das einzige was man manchmal hört sind Teamkollegen oder Trainer die den Weg an unserer kleinen Hütte vorbei laufen. Ich schließe die Augen und lausche Kais Herzschlag, während er sanft durch meine Haare fährt und ab und zu eine Strähne um seinen Finger wickelt.

Was Liebe ist || Kai Havertz FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt